Ist Volunteering bei der diesjährigen Fußball- EM wirklich ein Traumjob?

Bei der diesjährigen EM lassen sich klare Unterschiede zwischen den Mitarbeiter*innen der UEFA erkennen: es gibt bezahlte Jobs, wie z.B. die Ordner*innen im Stadion und es gibt freiwillige Helfer*innen, die sogenannte Volunteers. Ein Blick darauf, was es bedeutet als Volunteer bei der EM 2024 dabei zu sein, welche Highlights sie erlebt haben und, welche Schattenseiten es gibt, an die man zunächst gar nicht denkt.

Volunteers in grünen T-Shirts laufen über die Straße der Fanmeile.
Volunteers in der Fußball Fanzone Berlin. Foto: Patrick Schulz

Deutschland hat eines der größten Sportereignisse der Welt ausgerichtet: die Fußball EM 2024. Und, wer schon einmal im Stadion oder beim Public Viewing war, weiß, welche wahnsinnigen Emotionen dort zu treffen sind. Ob vor dem Spiel, mit den eigenen Freund*innen die Startaufstellung schreien oder nach dem Spiel, in der Bahn mit den anderen Fans die Hymne des eigenen Landes singen. Fußball verbindet und besonders bei dieser EM spüren wir das.

Allerdings gibt es Menschen, ohne die das alles nicht möglich wäre und denen wir viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken: die Volunteers. Die Menschen in den grünen Shirts sollen durch ihre freundliche und hilfsbereite Art zu einer angenehmen Atmosphäre beitragen und durch ihre Interaktion, mit internationalen Gästen, sollen sie einen kulturellen Austausch fördern. Zudem sollen sie das Gefühl der Gemeinschaft stärken, weil wir zu ihnen schnell eine emotionale Verbindung aufbauen können.

To start: allgemeine Infos

Insgesamt gibt die UEFA an, dass sich 146.000 Menschen auf Volunteer Jobs beworben haben und es wurden 16.000 Volunteers angenommen. Es gibt mehr als 25 verschiedene Bereiche, für die sich die Menschen bewerben konnten. Eines der bekanntesten Bereiche ist hierbei wahrscheinlich die Fanzone, bei der die Volunteers die Gäste zum Beispiel willkommen heißen oder ihnen bei Fragen zur Verfügung stehen. Allerdings gibt es auch Ausschreibungen an die man zunächst gar nicht denkt, wie den Bereich des Anti Doping Teams. Die Volunteers führen hier bei UEFA-Wettbewerben umfassende Dopingkontrollen durch. Durch dieses Team soll ein dopingfreies Turnier sichergestellt werden. Zudem gibt es Bereiche, in denen die Volunteers bezahlt werden beispielsweise, wenn sie die Schiedsrichter*innen von Ort zu Ort fahren.

Welche Highlights erleben die Volunteers?

Ich habe mit Joel Marques Pereira gesprochen. Der 23-Jährige ist Sportstudent aus Dortmund und hat während der EM in einer Fan Zone gearbeitet. Ich wollte von ihm wissen, was sein persönliches Highlight als Volunteer war. Er hat von dem Spiel Deutschland gegen Ungarn erzählt. Bei strahlendem Sonnenschein und einem picke packe vollen Westfalenpark durfte er als Volunteer arbeiten. Auch in einem Artikel des bayrischen Rundfunks24 schildert Volunteer Laura ,,Einerseits kann man Teil von etwas großem sein, wo man sonst vielleicht nicht so den Einblick hat. Andererseits geht es hier um Gemeinschaft. Der Zusammenhalt ist einzigartig. ’’. Im Internet gibt es zahlreiche Videos von Menschen aus Fanzones, die ihre Mannschaft zusammen anfeuern oder sich gegenseitig trösten, wenn ihr Team knapp ausscheidet. Die Volunteers sind hautnah mit an dem Fangeschehen und nach dem, was Laura und Joel beschrieben haben, klingt es nach einem absoluten Traumjob.

Aber gibt es wirklich keine Schattenseiten, wenn man als Volunteer tätig ist? 

Zunächst wirbt die UEFA auf ihrer Website mit tollen Benefits, wie zum Beispiel, dass alle Volunteers freies Essen und Trinken bekommen. In den letzten Wochen wurden immer wieder Artikel veröffentlicht, in denen dies kritisiert wurde. So schrieb beispielsweise Tag24 darüber ,,So habe es für jeden Volunteer pro Einsatz nur ein Softdrink zur Verpflegung vorgesehen“. Joel schilderte, dass die Verpflegung vor Ort einwandfrei gewesen sei. In Dortmund gab es eine Fanzone am Friedensplatz, der direkt neben dem Rathaus liegt. Laut Joel soll es in dem Rathaus immer kaltes oder warmes Essen sowie Getränke gegeben haben. Aber auch an der Fanzone im Dortmunder Westfalenpark gebe es ein Mitarbeiter*innenzelt, in dem Essen und Trinken immer zur Verfügung gestanden haben soll. Bei der Fanzone am Brandenburger Tor habe ich mit Kim gesprochen, die auch Volunteer ist. Sie schildert weitere Probleme ,,Wenn der Abend später wird, ihre Mannschaft vielleicht kurz vorm Verlieren ist und der Alkohol schon ein bisschen im Körper drinnen ist, dann kann es auch schonmal sein, dass die Fans einen anmeckern, als ob du irgendwas könntest für die Wetterbedingungen oder für die Absperrungen’’. Der außergewöhnliche und besondere Jobs eines Volunteers wird dann auf einmal zu einer echten mentalen Herausforderung. Kim möchte zudem auf ein weiteres Problem aufmerksam machen ,,Wenn man in einer Großstadt wie Berlin ist, muss man auch damit rechnen, dass man durch die ganze Nacht noch fahren muss und das ist was, was man sich vielleicht auch nicht gerne vorstellen möchte, als Frau’’. Eine Umfrage des SWR-Investigativformats VOLLBILD liefert neue Zahlen zu sexuellen Übergriffen im Stadion. Mehr als 25.000 Menschen nahmen an der Umfrage teil, die auf den Social Media Kanälen der ARD-Sportschau und von SWR-Sport geteilt wurden. Das Ergebnis: fast jede vierte Frau gab an, mindestens einmal einen sexualisierten Übergriff im Stadion erlebt zu haben. Sexuelle Übergriffe passieren in der Kurve, vor dem Spiel und auch auf den Heimwegen. Wenn die Volunteers dann noch in einer Stadt eingesetzt werden, die ihnen selbst fremd ist, kann der Heimweg eine echte Herausforderung werden. Zusammenfassend lässt sich also schließen, dass die UEFA hier Konzepte erstellen sollte, sodass jeder Volunteer einen sicheren Heimweg hat.

Wenn die Vorteile für dich überwiegen, bei der nächsten sportlichen Großveranstaltung als Volunteer zu arbeiten, dann sind hier ein paar Tipps:

Wenn man von der positiven Atmosphäre und den einzigartigen Geschichten der Volunteers hört, dann möchten man bei der nächsten EM oder WM glatt auch selbst als Volunteer arbeiten. Gibt es dort Tipps, die man beachten sollte? Joel hat definitiv den Tipp, dass man sich bewusst machen sollte, in welchem Bereich man eingesetzt werden möchte. Er selbst erzählt von tollen Erlebnissen aus der Fanzone und sein Freund von Gänsehaut Momenten aus dem Stadion, in welche er als Teil des Ceremonie Bereichs Einblick hatte. In diesem Bereich sind die Volunteers Teil der choreografischen Zeremonie im Stadion. Zudem betont er, dass man es nur machen sollte, wenn man keinen langen Anreiseweg hat. Auch Kim aus Berlin hat hier noch einen Tipp ,,Man muss viel Zeit mitbringen, denn manchmal wird man nicht so eingeteilt, wie man das gerne hätte’’.

Und nun? Ist Volunteering ein Traumjob

Ob Volunteering ein Traumjob ist, kann nur jede*r für sich selbst entscheiden. Auf der einen Seite werden einem Momente geschenkt, die das Fußballherz höher schlagen lassen. Auf der anderen Seite muss man allerdings auch kritisch an die Schattenseiten denken. Volunteers sind immer da: wenn wir in die Fanzone gehen, kontrollieren sie uns und versuchen somit, ein Spiel ohne Gefahr zu gewährleisten. Sie helfen uns bei Fragen in der Fanzone. Sie stehen an der U-Bahn und achten darauf, dass alles reibungslos abläuft. Sie machen viele unvergessliche Fußballabende möglich und daher haben sie unsere volle Dankbarkeit und Respekt verdient. Ohne sie wäre bei der diesjährigen EM vieles nicht möglich gewesen.

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