Was Klimaschutz mit einer Student*innen-WG zu tun hat

Klima

Eine typische Student*innen-WG offenbart, warum es so schwer ist, nachhaltig zu leben. Was muss jetzt also unternommen werden, um den Klimawandel doch noch abzuwenden?

Ein soziales Dilemma: Wenn die dreckigen Kaffeetassen sich bereits stapeln. Foto: Unsplash/ Izz R

Überquellende Mülleimer, schmierige Herdplatten und eine Toilette, deren beste Tage auch schon vorüber sind – kurz eine Student*innen-WG. Gut, vielleicht übertreibe ich ein bisschen, aber ein gewisser Reinigungsbedarf ist wohl in den meisten Fällen nicht zu leugnen. Und das, obwohl jeder und jede vermutlich die besten Vorsätze hatte. Wie konnte es nur so weit kommen?

Es handelt sich hier um ein soziales Dilemma – der oder die Einzelne hat andere Anreize als die Gruppe. In der konkreten Situation ist das Putzen des Fußbodens mit Anstrengungen verbunden. Warum sollte ich jetzt putzen, wenn es an der Gesamtsituation erst einmal nichts ändert? Oder anders gesagt, warum sollte ich mich als Einzelner engagieren, wenn alle davon profitieren?

Diese nur allzu nachvollziehbare egoistische Handlung markiert den Anfang der schmutzigen Student*innen-WG. Wenn nun andere feststellen, dass einer oder eine nichts mehr zum Gemeingut beiträgt, werden sie die Wohnung auch nicht mehr sauber halten wollen. Obgleich Sauberkeit wohl auch für Student*innen hohe Priorität hat– das Putzen der Wohnung ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wir sind in diesem sozialen Dilemma gefangen.

Was hat das jetzt mit Klimaschutz zu tun?

Diese Tragödien des Gemeinguts begegnen einem im Leben überall: seien es öffentliche Toiletten, Gruppenarbeiten oder eben auch der Klimaschutz. Wir alle wollen auch noch in Zukunft auf einer gut bewohnbaren Erde leben, müssen dafür aber heute schon Anstrengungen auf uns nehmen. Wie in der Student*innen-WG profitiert hier jede*r Einzelne nur vom Gesamtergebnis, wobei es quasi keinen Unterschied macht, ob die Person dazu beiträgt oder nicht.

Egal wie nachhaltig du lebst, es wird immer eine*n SUV-Fahrer*in geben, der deine Einsparung wieder kompensiert. Die sinkende Bereitschaft im Angesicht solcher Trittbrettfahrer*innen wird in der Wissenschaft auch als Gimpel-Effekt bezeichnet. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur jeder Mensch, sondern auch die Staaten untereinander in diesem sozialen Dilemma gefangen sind. So ist der CO2-Ausstoß Deutschlands im Vergleich nicht erheblich, jedoch würde sich, wenn alle so denken würden, nichts verändern. Zudem werden die Auswirkungen des Klimawandels erst in einigen Jahren bis Jahrzehnten spürbar. Somit sinkt die Bereitschaft von uns allen, heute nachhaltiger zu leben, was hier mehr als eine schmutzige Wohnung zur Folge hat.

Wie gehen wir mit diesen Erkenntnissen um?

Auch wenn es sich bis jetzt für manche anders angehört hat, sollte man den freiwilligen Beitrag zum Klima nicht unterschätzen. Ganz ohne Anreiz ziehen schließlich zahlreiche Menschen die Bahn dem Flugzeug vor oder werden Teil von NGOs, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Trotzdem reicht dieser Beitrag nach einer Studie des IFO-Instituts nicht aus, um das Zwei- oder gar Drei-Grad-Ziel zu erreichen.

Genau wie ein Putzplan das Schlimmste in einer Student*innen-WG noch verhindern kann, müssen jetzt gesellschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um aus dem sozialen Dilemma auszubrechen. Konkrete Beispiele hierfür sind Verträge wie das Pariser Klimaabkommen, Regulierungen oder eine effektive CO2-Bepreisung durch zum Beispiel den CO2-Zertifikate Handel. Bei Letzterem werden die Kosten umweltschädlichen Verhaltens dem Verursacher zugerechnet, sodass ein konkreter Anreiz entsteht, Treibhausgase zu vermeiden. Bei all diesen Maßnahmen müssen neben der ökologischen aber auch immer die ökonomische sowie die soziale Seite der Nachhaltigkeit mitgedacht werden.

Welches Instrument zum Klimaschutz daher am sinnvollsten ist, kann und möchte ich nicht beurteilen – dass aufgrund des sozialen Dilemmas politisches Handeln aus jetziger Sicht notwendig erscheint, steht wohl außer Frage. Wir sollten schon jetzt etwas unternehmen, damit unsere Gesellschaft nicht erst am Scheitern lernt.


Dieser Artikel ist im Rahmen der offenen Redaktion entstanden. Bei Fragen, Anregungen, Kritik und wenn ihr selbst mitmachen mögt, schreibt uns eine Mail an redaktion@jugendpresse.de 

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