Lauter Antisemitismus auf Social Media

Nicht nur im alltäglichen Leben, sondern auch bei Instagram, Telegram und Co. ist Antisemitismus ein Problem. Die Stimmen des Antisemitismus werden immer mehr und immer lauter.

Plakat der 20. Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Foto: Amadeu Antonio Stiftung.

Antisemitismus zieht sich durch die Geschichte der Menschheit. Seit Jahrhunderten ist Antisemitismus eine der ältesten Konstruktionen des Hasses und der Diskriminierung und reicht von der Antike bis heute. Früher musste die jüdische Bevölkerung in ,,jüdischen Ghettos“ wohnen, später instrumentalisiert von den Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg und den darauffolgenden schrecklichen Taten des Holocaust. Bis heute, dass jüdische Student*innen an amerikanischen Universitäten gewalttätig angegangen werden, wegen des wieder aufgeflammten Nah-Ost-Konflikts. Und diese Feindlichkeit zieht sich nicht nur durch die Geschichte, sondern auch durch alle Schichten unserer Gesellschaft. Also warum sollte sie sich nicht auch auf Social Media zeigen?

Aus antisemitischen Verschwörungsideologien werden Hashtags

Viele Aspekte unseres täglichen Lebens sind schon online oder werden immer weiter digitalisiert. Die gestiegene Social Media Nutzung hat zur Folge, dass Hasskommentare und – nachrichten im Internet immer häufiger werden. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Soziale Medien die Verbreitung und Radikalisierung von Antisemitismus verstärken. Die vermeintliche Anonymität dieser Plattformen ermöglicht es den Nutzer*innen falsche Fakten, Verschwörungsideologien und Hasskommentare zu verbreiten. Und dies meist, ohne jegliche Konsequenzen zu erfahren.

Antisemitische Codes

Ein Hass, der sich durch die Geschichte und die Gesellschaft zieht, wird nun online sichtbar. Der Antisemitismus verändert sich. Juden und Jüdinnen erfahren Diskriminierung in den sozialen Netzwerken, sie erhalten Hasskommentare und -nachrichten. Online kommt Antisemitismus oft in Form von Codes vor. Mit Codes sind Memes, Bilder oder auch Codewörter gemeint. Gefährlich sind Codes, da diese nicht immer erkannt oder richtig gedeutet werden können. Verschiedene Emojis werden antisemitisch missbraucht. Beispielsweise zwei Blitze, die für die SS-Runen stehen. Weitere Emojis die antisemitisch benutzt werden, sind der Nasen Emoji in Kombination mit einem Geldsack. Diese Kombination beschreibt antisemitische Stereotypen. Antisemitismus getarnt als einfacher Emoji. Codes werden benutzt, um antisemitische Ansichten unauffällig zu verbreiten und um strafrechtlich nicht aufzufallen. Oder auch damit sich Menschen mit der gleichen Gesinnung einfacher und schneller erkennen. Die Plattformen auf denen dies geschieht, tuen meisten sehr wenig, um problematische Inhalte einzudämmen.

,,Nichts gegen Juden‘‘

Es gibt noch viele weitere Codewörter und Verschwörungstheorien, die im Internet verbreitet sind. Und um diese zu erkennen und einzudämmen, wurde das Online-Tool ‘‘Nichts gegen Juden‘‘ ins Leben gerufen, welches über Verschwörungstheorien aufklärt. Außerdem betreibt die Amadeu Antonio Stiftung Aufklärungsarbeit gegen Antisemitismus im Netz und veröffentlichte zu diesem Thema die Broschüre ‘‘deconstruct antisemitism‘‘. Diese soll helfen antisemitische Codes und Metaphern zu erkennen. Problematisch ist der Anstieg von Antisemitismus im Internet auch unter jungen Menschen. Viele Jugendliche und Kinder nutzen die sozialen Netzwerke zur Unterhaltung, aber auch für die Informationsbeschaffung. Jüngere Nutzer*innen sind leichter zu beeinflussen. Wenn einem jungen Menschen plötzlich ein Video angezeigt wird, welches antisemitische Aussagen enthält, ist es schwierig für ein Kind Falschinformationen zu erkennen.

Viele Plattformen arbeiten mit einem Algorithmus. Die Konsequenz ist, dass ein unerkanntes antisemitisches Video geliked wird und der Algorithmus dadurch immer mehr anzeigt. Deswegen ist es wichtig, dass besonders jüngere Nutzer*innen aufgeklärt werden. Damit verstanden wird, wie Antisemitismus online aussehen kann.

Antisemitismus wird lauter und lauter

Die Welt verändert sich und mit ihr, der Antisemitismus. Diese Veränderung macht ihn nicht leiser, sondern lauter. Eine neue Erscheinungsform des Antisemitismus. Durch die neusten Eskalationen in Israel und Palästina erleben wir eine Normalisierung an antisemitischen Kommentaren und Postings in den sozialen Netzwerken. Schnelllebigkeit und Algorithmen machen es den Nutzer*innen einfacher sich antisemitisch zu äußern. Der Konflikt dient als Projektionsfläche für Judenfeindlichkeit und trägt zur Normalisierung von Antisemitismus bei. Israelbezogene Kritik wird missbraucht und wird immer häufiger mit antisemitischen Stereotypen versehen. Dadurch wird es zu einem Israelbezogenem Antisemitismus.

Dies passiert nicht nur generell, sondern auch gegen einzelne jüdische Personen. Sie erleben täglich Hass. Es gibt einen Anstieg von antisemitischen Äußerungen und Falschinformationen in den sozialen Medien. Da tut sich die Frage auf, ob die Kombination aus Social Media und Nah-Ost-Konflikt in den Menschen den Antisemitismus stärker werden lässt. Der Antisemitismus, der sich durch alle Schichten zieht, wird nun wahnsinnig laut, ausgelöst durch einen meinungsspaltenden Konflikt. Antisemitismus ist immer häufiger zu sehen auf Social Media und wird somit mehr und mehr ein Teil des realen Lebens. Social Media als ungefilterter Spiegel unserer Gesellschaft.

In Prenzlauer Berg wurden seit dem 07. Oktober Haustüren von Juden und Jüdinnen mit Davidsternen beschmiert. Eine Geschichte, die sich wiederholt. Die Juden und Jüdinnen Angst macht. Und allen Angst machen sollte. Den ein ‘‘Nie wieder“ ist jetzt.

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