Junge Menschen im Bundestag sind die Ausnahme 

Der Deutsche Bundestag soll ein Querschnitt der Gesellschaft sein. Allerdings sind junge Menschen deutlich unterrepräsentiert – und es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Fraktionen. 

Die Bundestagsabgeordnete Emilia Fester von den Grünen hört im Gespräch mit Jugendlichen zu. Foto: Moritz Heck

Viele junge Menschen wollen sich politisch engagieren und treten einer Partei bei. Allerdings gibt es zwischen den Parteien große Unterschiede, wenn man auf die Beteiligung von Jugendlichen guckt. Das Durchschnittsalter unter den Mitgliedern der Parteien ist höher als das der Bundestagsfraktionen. Zum Beispiel sind die Parteimitglieder der CDU im Durchschnitt 61 Jahre alt, der Durchschnitt der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag liegt 12 Jahre darunter. 

Beim Vergleich der einzelnen Bundestagsfraktionen fällt auf, dass keine Fraktion einen Altersdurchschnitt von unter 40 Jahren hat. Die Grünen haben mit 42,5 Jahren das niedrigste Durchschnittsalter der Bundestagsfraktionen und mit 51,3 Jahren hat die AfD-Fraktion den höchsten Altersdurchschnitt. 

Die Grünen stellen nicht nur die im Schnitt jüngste Bundestagsfraktion, sondern haben auch den größten Anteil an Mitgliedern unter 30 Jahren. Als Gründe dafür sieht Emilia Fester unter anderem, dass „die Themen, welche von den Grünen bespielt werden, Themen für junge Leute sind“. Fester sitzt seit 2021 für die Grünen im Bundestag, damals war sie dort fraktionsübergreifend die jüngste Abgeordnete. 

„Durch Fridays for Future wurden viele junge Menschen politisiert und die Grünen sind eben die Partei, die am meisten mit Klimaschutz assoziiert wird“, sagt die 25-Jährige. Einen weiteren Grund sieht sie im „Kreislauf der Grünen“, wie sie es nennt. Demnach machten junge Parteimitglieder Politik für Jugendliche und würden „dabei die Themen bespielen, die auch junge Leute interessieren“. 

Der 61-jährige Dr. Klaus Wiener von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sieht bei „den Grünen und anderen Parteien wenig, wovon die CDU lernen könnte”. Einzig beim Umgang mit den Sozialen Medien und bei der Sprache sieht er Potential, um mehr junge Menschen erreichen zu können: „Die Sprache sollte bei jungen Leuten ankommen”, sagt er. Bei den politischen Inhalten sieht er allerdings keine Partei, „die man kopieren könnte, um bei jungen Menschen zu punkten”. 

Einen weiteren Grund, weshalb die CDU den geringsten Anteil an Mitgliedern unter 30 Jahren hat, ist laut Wiener der Wandel der Lebenssituation. Da viele Personen unter 30 noch nicht gearbeitet hätten, „wissen sie noch nicht, wie schwer es doch ist, Geld zu verdienen”. Wiener sagt, dass ihm soziale Gerechtigkeit wichtig sei. „Aber die Dinge müssen auch erarbeitet und erwirtschaftet werden”, und an diesem Punkt nähere man sich der CDU an. 

Der Autor ist Mitglied bei den Jusos, der Jugendorganisation der SPD. 

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