Vielen Jugendlichen wird Politikverdrossenheit vorgeworfen. Andere wiederum, haben Interesse, aber klagen über große Unzufriedenheit. Doch es gibt auch diejenigen, die dieser Unzufriedenheit bewusst entgegenwirken. Bundesweit engagieren sich Jugendliche für die Themen, die Ihnen am Herzen liegen.
Zu wenig Repräsentation für junge Menschen in der Politik, Unklarheit darüber, was die Jugend eigentlich will, Entscheidungen ohne Berücksichtigung der betroffenen Generation – diese Gründe gaben Jugendlichen an, die für diesen Beitrag zu ihrer Unzufriedenheit interviewt wurden. Die Eigeninitiative, um dem entgegenzuwirken, kann allerdings ganz unterschiedlich aussehen.
Verschiedene Möglichkeiten der Beteiligung
Luis Lambert (18) engagiert sich in der Initiative Vote-16, einem von jungen Menschen ins Leben gerufenen Bündnis. Gegründet wurde es, um in Bayern das aktive Wahlrecht durch ein Volksbegehren auf 16 Jahre abzusenken. Es wird vom Förderprogramm join politics unterstützt und hat ein breites Netzwerk an Partner*innen. Dazu zählen lokale Kreis-Jugendringe, die AWO, Gewerkschaften oder auch Jugendparlamente. Bisher wurden 25.000 Unterschriften gesammelt. Demnächst soll das Volksbegehren eingereicht werden.
Aber es ist auch möglich, sich als Jugendliche*r in bestehenden politischen Strukturen einzusetzen, um etwas zu bewirken. Feline de Groot (17) wurde durch ihr schulisches Engagement zu einem nicht-stimmberechtigten Mitglied in einem Ausschuss des Stadtrates in Zeven erhoben: Die vertritt dort die Jugendlichen der Stadt. In diesem Rahmen war sie in einem Projekt involviert, um die Stadt als kinderfreundliche Kommune auszeichnen zu lassen – mit Erfolg.
Umfrage bei engagierten Jugendlichen
Im Rahmen dieses Beitrages wurden die Eindrücke von 20 ehrenamtlich engagierten Jugendlichen in einer Umfrage gesammelt. Sie sind zum Beispiel bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv, sitzen in Jugendparlamenten oder im Stadtschülerrat ihres Wohnorts. Alle Beteiligten gaben an, dass ehrenamtliches Engagement für Sie eine Möglichkeit der politischen Partizipation sei. Die meisten waren sich zudem einig, dass das Engagement eine gute Form der Partizipation im Vergleich zu anderen Möglichkeiten der Teilhabe sei. 15 der befragten Jugendlichen gaben an, das Gefühl zu haben, mit ihrem Engagement etwas bewegen zu können.
Das sagt die Politik
Janine Wissler, die Bundesvorsitzende der Partei Die Linke, schätzt die Lage so ein, dass unter Jugendlichen heutzutage weniger eine Politikverdrossenheit bestehe, sondern eher Parteienverdrossenheit. Das politische Interesse bei jungen Menschen sei durchaus sehr ausgeprägt.
Auch der Bundestagsabgeordnete Armand Zorn (SPD) ist setzt auf die Jugend: “Am Ende des Tages wird die Politik auch nur die Themen umsetzen können, für die es in der breiten Gesellschaft eine Mehrheit gibt und ich glaube dazu können Jugendliche einen großen Beitrag leisten.” Politisch zu sein, heiße nicht nur, Mitglied einer Partei zu sein. Auf Demonstrationen zu gehen oder Online-Petition zu unterschreiben, das sei politisches Engagement. Auch, sich im Freund*innenkreis und in der Familie für bestimmte Themen einzusetzen, sei seines Erachtens eine Form von gesellschaftspolitischem Engagement, fügte er hinzu.
Wege zum eigenen Engagement
Eine Teilnehmerin, der oben genannten Umfrage schrieb: „Ich denke, soziales Engagement ist ein sehr gutes Heilmittel gegen das Gefühl der Machtlosigkeit“. Alle Befragten finden, dass es ideal wäre, wenn mehr Jugendliche sich engagieren würden. Dieser Meinung waren auch die beiden Abgeordneten Janine Wißler und Armand Zorn. Es brauche noch viel mehr engagierte Jugendliche, um großflächig etwas bewirken zu können.
Ob beim Engagement an der Schule, in Jugendorganisationen, in Parteien oder mit einem ganz eigenen Projekt – Möglichkeiten, aktiv zu werden, gibt es viele. Auf die Frage, wie der Anfang, aktiv zu werden, gelinge, rieten einige Befragten, dass man sich einfach trauen solle, Probleme anzugehen und sich für seine Interessen einzusetzen, auch wenn es mal schwierig werden könne.