Facebook, Twitter, Instagram – damit sind wir aufgewachsen. Dennoch verlieren wir uns in der Informationsflut, geraten in Filterblasen und an Falschinformationen. Deshalb ist Medienkompetenz wichtiger als je zuvor! Ein Kommentar von Claudia Bothe.
Laut der PISA Studie aus dem Jahr 2021 können nur 45 Prozent der 15-Jährigen in Deutschland Fakten von Meinungen unterscheiden. „Digital Native“ bedeutet also nicht automatisch medienkompetent. Die gute Nachricht: Digitale Kompetenzen kann man erlernen. Das beweist unser skandinavischer Nachbar: Mehr als 70 Prozent der dänischen Schüler*innen behandeln im Unterricht wie man Falschinformationen erkennt.
In deutschen Schulen scheitert es dagegen oft schon an stabilem WLAN. Reichlich verspätet erkannte das auch die Bundesregierung und entwickelte im Jahr 2016 das Handlungskonzept „Bildung in der Digitalen Welt“. Doch seit Jahren warten Schüler*innen vergebens auf die versprochene Digitalisierung. Gerade während der Corona-Pandemie bekamen sie diese Versäumnisse bitter zu spüren.
Medienkompetenz ist nicht „nice to have“, sondern unerlässlich
Sind die Schulen dann irgendwann mit den digitalen Endgeräten ausgestattet, muss das Fach „Medienkompetenz“ schnellstmöglich in die Lehrpläne integriert werden. Die unabhängige Organisation LIE DETECTORS beweist, dass es eigentlich gar nicht schwer ist, digitale Nachrichtenkompetenz in Schulen zu vermitteln. In Zusammenarbeit mit Journalist*innen bildet das Projekt Schüler*innen und Lehrer*innen zu sogenannten „Lügendetektoren“ aus, die Desinformationen erkennen und Inhalte kritisch hinterfragen. LIE DETECTORS zeigt, wie ein deutschlandweites Pflichtfach „Medienkompetenz“ aussehen könnte.
Das ist dringend nötig, denn die Stiftung Neue Verantwortung hat die digitale Nachrichten- und Informationskompetenz der deutschen Bevölkerung getestet und musste den Befragten mehrheitlich ein mittelmäßiges bis schlechtes Zeugnis ausstellen. Wenn du deine eigene Medienkompetenz ermitteln willst, versuch dich selbst am digitalen Nachrichtentest!
Ein Nährboden für gesellschaftliche Spaltung
Mangelt es an Medienkompetenz, fällt man leicht Polarisierung und populistischer Manipulation zum Opfer. Laut einer Studie der Stiftung Neue Verantwortung ist die digitale Nachrichtenkompetenz bei AfD-Anhänger*innen besonders niedrig. Außerdem zeigte sich, dass Medienkompetenz eng mit der demokratischen Grundhaltung und der Bereitschaft, sich über Politik zu informieren, zusammenhängt.
Eine starke Demokratie braucht informierte Bürger*innen. Während in der Zeitung Redakteur*innen die Informationen für uns aufbereiten, passiert das in der digitalen Welt nicht zwangsläufig. Häufig treffen Nachrichten und Werbung, Meinungen und Hetze unsortiert aufeinander – gefiltert lediglich von Plattform-Algorithmen, die nicht die Qualität des Inhalts, sondern dessen Unterhaltungswert priorisieren. Widersprüchliche Informationen sind vorprogrammiert.
Und jetzt?
Im digitalen Raum sind Bürger*innen bislang auf sich allein gestellt. Statt vereinzelter, freiwilliger Maßnahmen braucht es die rasche Umsetzung einer ganzheitlichen, digitalen Strategie in allen Bundesländern. Medienkompetenz sollte fester Bestandteil der Lehrpläne werden. Außerdem brauchen Lehrkräfte Weiterbildungsmöglichkeiten, damit sie nicht am Ende von den Schüler*innen lernen, dass man das Internet nicht löschen kann.
Wenn du dich schon jetzt gegen Desinformationen schützen willst, spiel das Bad News Game und erfahre selbst, wie sich Falschmeldungen im Netz verbreiten.