Regionale Produkte: Ersatz für die Mango?

Es ist Winter, draußen schneit es und du hast Hunger auf eine leckere Mango? Na dann geh einfach in den nächsten Supermarkt und kauf dir eine! Wenn du dich selbst verurteilst, weil dir bewusst ist welchen Weg diese Frucht bewältigt hat und welchen CO2-Ausstoß sie verursacht, dann bist du Teil einer kleinen Gruppe, die ihr Kauf- und Konsumverhalten tatsächlich hinterfragt. Die Förderung regionaler Produkte könnte eine Lösung gegen genau dieses egoistisch westliche Verhalten sein.

Frisches Obst zu jeder Jahreszeit – Wie sehr belastet unser Konsum die Welt?                                  Foto: Jonas Gebauer

 

Ist es nicht absurd, welchen Früchten wir beim Vorbeischlendern an Obstregalen begegnen? Wassermelonen, Bananen, Drachenfrüchte – kein Wunsch bleibt uns Konsumenten offen.
Doch nur wenige Menschen hinterfragen dieses Phänomen des Überangebots. Die Konsequenzen, die der globale Handel mit sich bringen, offenbaren sich nun peu à peu. Das Schmelzen der Pole, extremeres Wetter und der Anstieg der Treibhausgase – alles auch Folgen des Transports von Waren um den ganzen Globus herum.
Mit dem Stop von In- und Exports nichtregionaler Produkte könnten diese Werte sinken und der Klimawandel zumindest vorerst ein wenig nach hinten verzögert werden. Die Lösung kann demnach lauten, die Produktion und den Verkauf regionaler Produkte zu fördern, zu maximieren und zu propagieren. Vor allem auf europäischer Ebene wird das immer häufiger diskutiert.

„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“

Die verstärkte Förderung von regionalen Produkte verlangt Unterstützung von der Wirtschaft und festgesetzte Preise, die mit den derzeitigen Billigpreise importierter Lebensmittel mithalten können. Denn die sind absolut unverhältnismäßig zum zurückgelegten Handelsweg zuzüglich der aufkommenden Arbeitskosten.
Doch an genau diese  günstigen Preise haben wir uns im Rahmen der Globalisierung gewöhnt. Neue, teurere Preise für Lebensmittel würden auf die meisten Menschen zunächst abschreckend wirken.
Letztlich wäre es eine Frage der persönlichen Einstellung, wie offen man für regionale, nachhaltige Produkte ist. Eine repräsentative Umfrage des ZDFs (2017) hat ergeben, dass über 70 Prozent es für wichtig halten, dass ihre Lebensmittel aus der Region kommen. Dementsprechend sind die meisten Menschen durchaus dazu bereit, mehr Geld für regionale Produkte auszugeben. 
Viele Menschen setzen bereits auf bekannte Kennzeichen, wie das Bio-Siegel.

Die Bodendiversität Europas

Doch es geht nicht immer nur regional: Unfruchtbarer Boden gestaltet es Bauern unmöglich, bestimmte Produkte anzubauen. Zusätzlich warnen Forscher momentan vor sinkender Bodenfruchtbarkeit durch Erosion in ganz Europa. Unser Massenkonsum führt zur Übernutzung des langfristig nicht ausreichenden Bodens. Zukünftig müssten wir demnach ein nachhaltiges Konzept für landwirtschaftliche Bodennutzung entwickeln, um das Prinzip der regionalen Lebensmittelnutzung in Realität voll und ganz anwenden zu können.

Die Anbauprodukte unterscheiden sich demnach je nach geografischer Lage. Das führt dazu, dass diese besonderen Produkte eventuell auch den Tourismus wieder ankurbeln können, wenn Menschen in eine Region für bestimmte Lebensmittel fahren.

Ein Hoch auf die Kleinbauern

In Zeiten der Globalisierung schwinden Kleinbauern, aber auch regionale Anbieter nach und nach dahin. Die Transportkosten, um selbst exportieren zu können, sind nur für wenige bezahlbar. Viele betrachten sich heute als ausgestoßene Opfer des internationalen Handels und der doch so häufig gelobt und gepriesenen offenen Grenzen, die von der Regierung im Stich gelassen wurden.
Die Billigpreise der Supermärkte rauben den Bauern vor Ort ihre Existenzgrundlagen. Doch die Idee der regionalen Nutzung von Lebensmitteln würde diese Landwirte wiederbeleben und ihnen eine neue Chance bieten. Durch die Konzentration auf regionale Produkte sind Produktionskosten geringer und die EU könnte mehr Geld in die Investition von biologisch, nachhaltigem Anbau investieren.
„Bio“ zu essen ist zwar teurer, aber dafür stimmt die Qualität und das gute Gewissen. Man hat die Gewissheit, dass das gekaufte Obst vom Wochenmarkt nur in Händen fair bezahlter Arbeitender war, die nicht jeden Tag lebensgefährlichen Pestiziden ausgesetzt waren und nicht täglich mit einem Hungerlohn um ihr Leben kämpfen mussten. Das ist doch schön, oder?

Abschließend lässt sich nun feststellen, dass der Ausbau und die Förderung regionaler Produkte eine realistische Möglichkeit ist, um dem Klimawandel ein Stück weit entgegenzutreten. Lange Transportwege werden vermieden, der Ausstoß von CO2 wird verringert. Zusätzlich finden regionale Anbieter und Bauern wieder ihren Platz in der Lebensmittelwirtschaft.

Doch die Idee verlangt auch eine gewisse Toleranz der Konsumenten. Toleranz gegenüber den steigenden Preisen und gegenüber dem neuen, regionaleren Angebot im Supermarkt. Verzicht auf etwas, dass vorher da war, fällt dem Mensch im Allgemeinen schwer. Doch am Ende bleibt alles eine Frage der Zeit, die verstreicht und der neuen Gewohnheit, die dabei suggeriert wird.

Heute existieren bereits zahlreiche Ideen zu nachhaltigem, visionärem Anbau.
Beispielsweise die „Community Supported Agriculture“ (Solidarische Landwirtschaft), die darauf basiert, dass eine Gruppe von Verbrauchern auf kleiner Ebene mit einem oder mehreren Partner-Landwirten kooperieren. Oder die Idee der Selbsterntegärten, bei der Konsument und Landwirt ebenfalls Hand in Hand arbeiten und voneinander profitieren.
Kluge Köpfe mit innovativen Einfällen gibt es genügend, doch es benötigt eigenes Engagement, diese an die Restwelt weiter zu tragen!

 

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