Schule der Zukunft

Wie wollen wir in Zukunft lernen? Und was kann man tun, um junge Menschen in ihrer Ausbildung oder ihrem Studium zu unterstützen? Diese und andere Fragen stellten sich die Teilnehmer*innen der AGs 19 und 20 auf den JugendPolitikTagen 2023. Im Sinne der Jugendstrategie der Bundesregierung, die bis 2025 feststehen und die Forderungen junger Menschen umsetzen soll, haben auch die Teilnehmer*innen der AGs ihre Ideen gesammelt.

Die AG 20 unter der Leitung von Yasmin Nahhass, überlegt, wie man junge Menschen in ihrer Berufsausbildung besser unterstützen kann. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V. /Joscha Westerkamp

Bei Einem waren sich die AGs von vornherein einig: es besteht Handlungsbedarf. Das gängige System wird nicht mehr als zeitgemäß betrachtet. So empfinden die Teilnehmenden beispielsweise manche Unterrichtsfächer als überflüssig und würden sich eine stärker zukunftsorientierte Bildung wünschen. Unter anderem plädieren sie auf die finanzielle Bildung, wie der richtige Umgang mit Steuern oder Geldanlagen. Viele Jugendliche kennen sich in diesem Bereich nicht aus und sind so nach dem Abitur darauf angewiesen, sich alles Nötige selbst beizubringen.  Auch ein Fach einzuführen, in dem man etwas über die richtige Ernährung, erste Hilfe und Krankheiten lernt, halten viele für eine gute Idee.

Zudem stieß das gängige Notensystem auf Kritik. Die Einschätzungen der Lehrkräfte seien oft subjektiv, die Leistungsanforderungen meist utopisch und der Druck auf die Schüler*innen zu hoch. Vor allem im Fach Sport müsse man Noten abschaffen und sich stattdessen zum Ziel nehmen, den jungen Menschen Spaß und Begeisterung an der Bewegung nahezubringen. Dazu könne man zum Beispiel klassenübergreifende Angebote aufstellen, aus denen sich dann jede*r Schüler*in aussuchen darf, was ihn/sie interessiert und sich dann tiefergehend mit dieser Sportart beschäftigen kann.

In Verbindung mit dem Notensystem bleibt auch die Kritik am NC („Numerus Clausus“) nicht aus. Dieses Zulassungsverfahren greift, wenn sich zu viele Bewerber*innen gleichzeitig auf einen Studienplatz bewerben. Überschreitet die Nachfrage das Angebot an Studienplätzen, erhalten nur die Bewerber*innen mit dem besten Abiturdurchschnitt einen Studienplatz. Die Teilnehmenden der AGs finden das unfair. In die Durchschnittsnote zähle auch jenes Fach, das für das angestrebte Studium nicht von Belang ist. Außerdem würden viele Jugendliche sich dadurch zu viel Stress und Arbeit aufbürden, um eine bestimmte Note zu erreichen. Für die Vergabe der begehrten Studienplätze solle man lieber Bewerbungsgespräche oder Tests durchführen, um allen eine Chance zu ermöglichen und herauszufinden, wer tatsächlich für das Studium geeignet ist.

Kummerkasten gegen Leistungsdruck

Der Leistungsdruck durch die Notenvergabe sei auch eine hohe psychische Belastung für junge Menschen, die oft sowieso schon mit eigenen Problemen zu kämpfen hätten. Die Teilnehmenden machen deshalb darauf aufmerksam, dass die psychische Gesundheit von Schüler*innen mehr Beachtung und einen höheren Stellenwert verdient habe. Deshalb fordern sie, dass es an jeder Schule eine*n Psycholog*in oder Sozialarbeiter*in geben sollte, der die Jugendlichen unterstützen und beraten kann.  Auch solle es ein Fortbildungsprogramm geben, um Lehrkräfte für das Thema psychische Gesundheit zu sensibilisieren. Ein „Kummerkasten“ könne zudem dafür sorgen, dass Schüler*innen sich diskret an jemanden wenden können, wenn sie Hilfe benötigen, sich aber nicht trauen, jemanden direkt anzusprechen.

Aber auch in der Übergangsphase von Schule zu Berufsausbildung stehen junge Menschen vor Problemen. Nach dem Schulabschluss sind viele erst einmal überwältigt von den vielen Angeboten, die sich ihnen bieten. Yasmin Nahhass, Leiterin der AG „Schule vorbei – und nun? Hochschulstudium und Berufsausbildung“, hat diese Erfahrungen selbst gemacht.

„Du bist 18 und weißt gar nicht was für Möglichkeiten du überhaupt hast.“

Yasmin Nahhass (28)

Sie hätte sich von der Schule mehr Unterstützung in der Berufsfindung, wie Berufsmessen und persönliche Beratungen gewünscht. Das können viele Schulabsolventen nachvollziehen: Das Angebot an Studien- und Ausbildungsplätzen ist riesig und überwältigend und die Angst, am Ende mit der Entscheidung nicht glücklich zu sein, beherrscht den Entscheidungsprozess.

Die Vorurteile gegenüber Ausbildungsberufen machen die Entscheidung nicht leichter. Noch immer herrscht das Bild, dass Ausbildungen weniger wert seien als ein Studium. Dabei werden Fachkräfte dringend benötigt und ständig gesucht. Wie kann man also Ausbildungen attraktiver machen? Vor allem eine höhere Ausbildungsvergütung und die Aussicht auf ein gutes Einkommen könnten nach Ansicht der Teilnehmer*innen die Lösung sein. Wie das statistische Bundesamt veröffentlicht hat, haben Auszubildende im Handwerk im Jahr 2022 ein durchschnittliches Bruttogehalt von nur 901 Euro im Monat erhalten. Kaum ausreichend, wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnt und auf sich allein gestellt ist.

Zwar bestehen staatliche Förderungen, wie zum Beispiel BAföG , aber ist die Beantragung oft langwierig und kompliziert. Die Bürokratie wird von den Teilnehmenden besonders kritisiert, sie fordern ein leichteres System, das jeder verstehen und nutzen kann und bei dem das Einkommen der Eltern keine Rolle mehr spielt. Denn so stehen vor allem Personen, die keinen Kontakt zu ihren Eltern haben, vor großen Problemen. Auch junge Menschen mit Migrationshintergrund, die ohne ihre Familien nach Deutschland gekommen sind, fühlen sich oft benachteiligt.

Diese und viele andere Gedanken haben die Teilnehmer*innen in den AGs der JugendPolitikTage 2023  diskutiert und aufgeschrieben. Diese werden nun an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend weitergeleitet und dann in die Jugendstrategie der Bunderegierung, die bis 2025 feststehen soll, aufgenommen.

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