Jörg Schönenborn im Interview: Die einzige Konstante

Jörg Schönenborn arbeitet seit über 20 Jahren als Wahlmoderator der ARD. Im Interview erzählt er, was er durch seinen Job gelernt hat und welche Beobachtungen er über die Jahre hinweg machen konnte.

Jörg Schönenborn (Wahlmoderator ARD)
Jörg Schönenborn, Wahlmoderator der ARD. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Saad Yaghi

Was ist besonders wichtig bei der Berichterstattung?
Präzision. Vorher genau zu überlegen, ob das, was man sagt, auch richtig und eindeutig ist. Gerade, wenn es um Wahlen und Wahlanalysen geht, muss alles, was ich sage, stimmen.

Und was ist im Falle der Wiederholungswahlen besonders wichtig?
Ich glaube es ist wichtig, dass die Parteien Demut zeigen. Dass sie sich bewusst sind, dass Verwaltungen, für die sie verantwortlich sind, etwas verbockt haben und jetzt nicht so tun, als hätten sie dafür keine Verantwortung.

Was ist der Unterschied bei Berichterstattung zu Landtagswahlen und der Bundestagswahl?
Bei der Bundestagswahl wissen alle, es geht um die großen Themen des Landes und der Welt. Bei der Landtagswahl spielen sie zwar auch eine Rolle, aber man muss immer genau gucken, wie viel Landespolitisches oder Regionales wirklich dabei ist — in Berlin übrigens sehr viel.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass die Regierungspartei im Fernsehen einen Vorteil hat?
Regierungsparteien haben den Vorteil, dass sie ein Presseamt und eine Staatskanzlei haben. Insofern können sie offizielle Termine setzen und somit den Terminplan bestimmen. Das ist ein Vorteil, weil Journalist*innen nicht daran vorbeikommen.

Hat sich Ihre politische Meinung durch Ihre Arbeit als Wahlberichterstatter verändert?
Ich habe als Journalist viele Politiker*innen in vielen Situationen eng und persönlich erlebt und das hat bei mir eher den Respekt erhöht, für das, was da gemacht wird.

Wie hat sich die Berichterstattung von Wahlen über die Jahre verändert?
Es gibt keine Konstanten und Gewissheiten mehr — Parteien schwanken nach oben und nach unten. Und es kann bei jeder Wahl extreme Veränderungen geben, das war früher nicht so.

Wie verlässlich sind Umfragen, wie verlässlich Prognosen?
Umfragen vor dem Wahltag sind einfach nur Umfragen, eine Stimmungs- und Momentaufnahme. Das, was um 18:00 Uhr als Prognose kommt, ist statistisch sehr gut und sehr nah am späteren Ergebnis.

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