Berlin-Wahl: Strahlende Verlierer*innen

Wer mit wem und warum eigentlich? Das fragten sich nicht nur die Wähler*innen, sondern auch unsere Redakteur*innen von politikorange. Ein Blick ins Fruchtfleisch der Berliner Demokratie.

Giffey, Jarasch und Wegener bei den Öffentlich-Rechtlichen nach der Berlin-Wahl 2023
Jarasch, Wegener und Giffey  bei den Öffentlich-Rechtlichen nach der Berlin-Wahl 2023. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Saad Yaghi

„Ditt war mal ne Wahl, wa?“ Das Zitat, das wie von Franziska Giffeys Lippen abgelesen klingt, fiel zumindest Sonntagabend nicht. Zu kessen Zungenschlägern aufgelegt war die noch-amtierende Bürgermeisterin der SPD nach dem Ergebnis-Absacker ihrer Partei nämlich nicht. Vor gut einer Woche hieß es bei ihr im Tagesspiegel-Triell noch „Einmal Neukölln, immer Neukölln“. Dafür, dass daraus eines Tages seine Version von Bullerbü wird, warb CDU-Spitze Kai Wegner – mit schallendem Erfolg. Und was macht Bettina Jarasch? Sie lacht. Zumindest bis die SPD ihre Grünen gegen Mitternacht doch noch einholt. Kurzum: Es herrscht Ausnahmestimmung in der deutschen Hauptstadt.

Hat Bettina Jarasch sich zu früh gefreut? Foto: Alexander Kloß

Doch gibt es nach dieser Wahl echte Gewinner*innen? Die Sozialdemokraten sicherlich nicht, denn selbst wenn Giffey im Amt bleibt, ist die Lage desolat. Die Grünen hielten ihr Ergebnis zwar fast konstant, doch nach vorne ging es auch bei ihnen nicht. Der Koalitionspartner Linke schwächelt ohnehin, wenngleich weniger als erwartet. Die nun ausgeschiedene FDP ist sowieso der große Verlierer. Die AfD macht ein wenig gut, doch ist Wegners CDU damit der überragende Platzhirsch? Numerisch ja, praktisch könnte ein Bündnis aus zweimal rot und einmal grün (in welcher Reihenfolge auch immer), locker an ihr vorbeiziehen. Der Angst der CDU vorm Koalitions-Elfmeter hat politikorange-Redakteurin Alicia Homann für uns auf den Zahn gefühlt.

Was bei dem ganzen Wer-mit-wem-Bingo untergeht, sind die Kleinparteien. Mit gut jeder elften Stimme, die sie auf sich vereinen, hätten die Unrepräsentierten unterhalb der Fünfprozenthürde zusammen ein ebenso großes Gewicht wie die AfD. Wie es sich an eben jenem anderen Ende der Fadenstange lebt, nahm politikorange-Redakteur Lovis Haß unter die Lupe. Einer Partei kam bei dieser Wahl eine besondere Rolle zu. Welcher Partei? Der PARTEI. Durch ihre Verfassungsklage kam die Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl von 2021 erst zustande. Dankbar für ihren juristischen Einsatz sind ihr dennoch die wenigsten – inklusive ihrer eigenen Wählerschaft. Warum das so ist, weiß politikorange-Redakteur Laurenz William Cushion.

Die politikorange-Redaktion stellt sich vor (v.l.n.r.): Alicia Homann, Laurenz William Cushion, Arzu Yaftali, Alexander Kloß, Julia Witzku, Tobias Westphal, Lovis Haß. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Saad Yaghi.

Doch alles in allem muss man sagen: Berlin hat die Wahl gut gemeistert. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich zwei. Das gilt übrigens für alles außer U- und S-Bahn-Linien. Wer nach noch tiefgründigeren Analysen zum Ausgang der Wahl sucht, wird bei den öffentlich-rechtlichen fündig, die das Abgeordnetenhaus und die TV-Zuschauer*innen am Abend in schier unendlichen Kandidat*innen-Kombinationen bespielten. Statt Berliner Behörden spielten hier ARD und ZDF Pingpong. ARD-Experte Jörg Schönenborn ist dabei so etwas wie der Timo Boll der Wahlnächte. Über seine Lehren aus mehr als zwei Jahrzehnten intensiver Politik-Berichterstattung hat ihn politikorange-Redakteurin Arzu Yaftali ausgefragt – sowohl für Social Media als auch für unsere Blog-Leser*innen.

Wem nach all diesen großartigen Betrachtungen nun langsam der Kopf qualmt, dem sei ein Griff in die Bücherkiste angeraten. Zum Abschluss soll ein alter Wahl-Berliner – Bertolt Brecht – in neuem Gewand zu Worte kommen. Denn nun stehen wir als politikorange-Team da und sehen betroffen: Die Redaktion ist durch und alle Fragen offen.

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