Die Möglichkeiten und Grenzen der Recherche

#JMT19

Nichts ist ärgerlicher, als wenn sich der vermeintliche Riesenknüller als Fehlinfo entpuppt. Spreewild– und politikorange-Redakteurin Janna Kühne war dabei, als Gregor Landwehr auf den Jugendmedientagen 2019 durch den Dschungel der Möglichkeiten und Grenzen des Recherchierens führte.

Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis

Die Do’s und Dont’s des Recherchierens

„If your mother says she loves you – check it out“. So steht es zumindest auf dem Schreibtisch eines bekannten US-Journalisten. Skepsis und Misstrauen – genau das sind die besten Freunde des Journalisten.

Gregor Landwehr führte in seinem Workshop durch den Dschungel der Möglichkeiten und Grenzen des Recherchierens. Ein bisschen fühlte man sich wie ein Privatdetektiv auf geheimer Mission. Dass IP-Adressen zu lokalisieren, Nicknames mit ein paar Kniffen zu enttarnen und Videoquellen zurückverfolgen keinesfalls nur auf die To-Do-Liste eines Hackers, sondern die eines Journalisten gehören, war wohl die größte Überraschung der Veranstaltung.

Rechtliche Grundlagen

Das Wichtigste in Kürze: Die fundierte Recherche für einen Artikel ist die Basis für jede Berichterstattung und kann nie gründlich genug sein. Nichts ist ärgerlicher, als wenn sich der vermeintliche Riesenknüller als Fehlinfo entpuppt. Oberste Priorität hat dabei die objektive Genauigkeit.

Bevor es dann so richtig mit der Recherche losgeht empfiehlt es sich, eine Liste mit möglichen Quellen zu machen, einen Recherche-Plan zu erstellen und die Ergebnisse zur Absicherung gut zu dokumentieren. An seine Infos gelangt der Journalist über Quellen erster Hand – meistens Personen – oder Quellen zweiter Hand, sprich Dokumente, Artikel oder Gutachten.

Zugegeben, als es mit den rechtlichen Grundlagen losging wurde es ziemlich kompliziert. Urheberrecht, Wettbewerbsrecht und Vertragsrecht sind die drei großen Spielverderber. Natürlich darf auch der Schutz der häuslichen Sphäre und des persönlichen Lebensbereichs nicht verletzt werden.

Mindestens genauso interessant wie die Einschränkungen waren aber die Möglichkeiten, beispielsweise das Auskunftsrecht. Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden sowie sämtliche staatliche Einrichtungen sind dazu verpflichtet, dem Journalist Auskünfte zu erteilen. Wenn man abgewimmelt wird ist es also gut, seine Rechte zu kennen. Der einzige Nachteil bei der Sache: Die Behörden dürfen sich die Form der Auskunft aussuchen, und das Prozedere kann sich gut und gerne mal über mehrere Wochen hinziehen. Das Ganze schriftlich abzuwickeln ist immer eine gute Idee, weil so keine Information verloren geht.

Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis

Die Suche nach der passenden Information

Auch unterstützen diverse Onlineportale die Jagd nach der passenden Auskunft. Seiten wie die gemeinnützigen Auskunftsplattformen fragdenstaat.de, registerportal.de, bundesanzeiger.de, destatis.de, unternehmensregister.de oder auch kleineanfragen.de helfen verlässliche Unternehmensinformationen und politische Statements zu sichern.

Pressestellen und Fachleute der Verwaltung sind ebenfalls wichtige Ansprechpartner. Private Personen sind entweder über ihr Management oder soziale Netzwerke und Karriereportalen wie Xing zu erreichen.

Etwas klassischer, aber dennoch nützlich sind diverse Datenbanken wie das Grundbuch, Vereinsregister und Handelsregister, an die Auskunftsanträge gestellt werden können.

Bei der Onlinerecherche steht der Journalist vor allem vor dem Problem, das Medium von der Info zu trennen. Einmal googeln und fertig ist wenig empfehlenswert. Stattdessen empfiehlt Landwehr, mehrere Recherchewege im Internet zu nutzen und Suchanfragen zu verfeinern. Dabei helfen Operatoren. Wird auf diese differenzierte Art gegoogelt, spuckt die Suchmaschine maßgeschneiderte Infos aus. Die Operatoren funktionieren im Übrigen auch bei Twitter und Flickr. Mithilfe des Fotosymbols in der Suchleiste ist auch eine präzise Bildsuche möglich.

Und dann geht es erst so richtig los: Mit dem Youtube DataViewer können Youtube-Videos analysiert werden. Eine Seite namens namechck.com stöbert Nicknames in diversen Netzwerken auf. Mithilfe der Wayback-Maschine können ältere Versionen von Internetseiten abgerufen werden, der Blacklinktest kann prüfen, was sonst noch auf dem Server eines Anbieters liegt und wer nach Powerpoint-Präsentationen suchen möchte, der greift am besten auf den Doc Scrubber zurück. Fazit: Es gibt unglaublich viele ungeahnte Möglichkeiten, an Informationen zu kommen!

Leider etwas zu kurz kam der letzte Punkt auf der Tagesordnung: Das Rechercheinterview. Unterschiedliche Fragen schaffen es dem Interviewpartner die passende Information entlocken. Neben Suggestivfrage, interpretierender Nachfrage und geschlossener Frage bleibt leider bis heute offen, was es mit der Balkonfrage auf sich hat. Drei Stunden waren für die Untiefen des Recherchierens einfach viel zu kurz.

politikorange berichtet gemeinsam mit Spreewild, der Jugendredaktion der Berliner Zeitung, von den Jugendmedientagen 2019. Alle Artikel erscheinen in den kommenden Tagen hier und bei Spreewild.

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