So trifft Dresden die Wahl

Welche Medien nutzen die Dresdner und Dresdnerinnen, um sich vor der Wahl zu informieren? politikorange-Redakteurin Marija Skvoznikova hat sich an drei Wahllokalen der Dresdner Neustadt umgehört.

Wählen könnte so einfach sein, ginge es doch nur um das Setzen eines Kreuzes. Tatsächlich steckt deutlich mehr Verantwortung hinter diesem Kreuz und darüber ist sich leider nicht jeder Mensch bewusst. Es ist wohl eher die Seltenheit, dass Wählerinnen und Wähler einen Blick in das 60 Seiten lange Wahlprogramm aller Parteien werfen. Zusätzlich hat jeder Mensch einen anderen Bildungsstand, nutzt unterschiedliche Medien und ist natürlich auch anders sozialisiert, was die eigene Wahlentscheidung beeinflusst.

Die Entscheidungsfindung

Doch was nutzen denn nun die Wähler und Wählerinnen von heute um die Entscheidung für morgen zu treffen? Unsere Redakteurin war auf den Straßen der Dresdner Neustadt unterwegs um herauszufinden, welche Hilfsmittel die meisten so nutzen. Hier die Ergebnisse:

15 Wählende haben wir am 1. September gefragt: „Wie haben Sie sich auf die Wahl vorbereitet?“. I Grafik: Marija Skvoznikova

 

Das Nonplusultra bei der Entscheidungsfindung ist das Online-Programm Wahl-O-Mat. Von fünfzehn befragten Personen haben zwölf den Computer-Logarithmus zur Hilfe genommen um verschiedene Parteiprogramme zeiteffizient miteinander zu vergleichen. Dabei können die Nutzer 38 verschiedene Fragen zur Innen-, Sozial- und Umweltpolitik mit „stimme zu“, „stimme nicht zu“ und „neutral“ beantworten. Die Thesen, die ihnen besonders wichtig sind, können sie doppelt gewichten. Auch Studien von „FOCUS Online“ zeigen, dass bereits eine Woche vor der Landtagswahl ein Nutzerrekord in Sachsen erreicht wurde: Mehr als 350.000 Menschen haben sich mit politischen Inhalten auseinandergesetzt.

Darüber hinaus zeigt unsere Statistik, dass mittlerweile selbst die Wahlentscheidung weitestgehend digitalisiert ist. Nur 27 % der Befragten nahmen sich zusätzlich die Zeit um mit den Wahlkandidaten ins Gespräch zu kommen.

74 % der Befragten informierten sich hingegen mit Hilfe von „Massenmedien“, wie regionalen Zeitungen, Fernsehsendungen und dem Radio. Doch in der Zeit des Wahlkampfes muss man mit den Reportagen vorsichtig sein, sie können hilfesuchende Wähler auch leicht in die Irre führen.

Die Umfrage hat außerdem ergeben, dass Parteiprogramme für mehr als 50 % der Wählenden eine große Unterstützung bei der Wahlentscheidung waren. Ob sich die Wählerschaft tatsächlich die Zeit nahm, mehrere der Manifeste komplett zu lesen oder, ob sie doch nur beim Einschlafen überflogen wurden, haben sie uns nicht verrraten.

 

„Voller Tatendrang die Kreuzchen setzen.“ Foto: Marija Skvoznikova

Inhalt versus Person

Bevor wir eine Entscheidung treffen, werden wir von verschiedensten Determinanten unbewusst beeinflusst. So gehört beispielsweise Sympathie dazu und spielt eine enorm große Rolle bei der Vergabe der Erststimme. Vier von zehn Wählenden setzten ihr erstes Kreuzchen parteiunabhängig. Manchen Passanten wird sogar erst auf Nachfrage bewusst, dass sie nicht partei-, sondern personenabhängig gewählt haben.

Strategisches Wählen

Überraschenderweise können Vorprognosen bei der Wahlentscheidung ebenfalls hilfreich sein. Taktische Wähler, welche den rechtsradikalen Anteil im Landtag reduzieren wollen, wählten das stärkste Wahl-Gegenüber der AfD-Direktkandidaten. In Großstädten wie Dresden und Leipzig konkurrierte AfD mit den Grünen und in allen anderen Wahlkreisen mit CDU. „Falls ich kleineren Parteien meine Erststimme gebe, wird sie so oder so verfallen“ sagt der dreißigjährige Max, nach dem er strategisch wählte: „Und so kämpfe ich gegen den Rechtsruck und kann trotzdem meine Zweitstimme der favorisierten Partei geben. Schließlich muss ich meine Wahl mit meinem Gewissen vereinbaren können“ sagt er zufrieden.

 

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