Wie inklusiv ist der 1. Mai?

Werden bei den Demonstrationen zum Ersten Mai in Berlin vielfältige Perspektiven abgebildet? Baraa Alkurdi und Caroline Ellenberger haben sich informiert, wie es etwa um die Belange von Menschen mit Behinderungen steht. 

Integration betrifft nicht nur nur Menschen mit Migrationshintergrund, sondern die ganze Gesellschaft. Foto: Pixabay

Zum 1. Mai kommen in Berlin viele Menschen zusammen, um für ihre Arbeitsrechte zu demonstrieren. Doch ist diese Arbeiterbewegung in der Lage, auch vielfältige Bedürfnisse einzufordern? Eine Gruppe, die dabei wichtig ist, sind Menschen mit Behinderung. Anne Gersdorff ist Expertin für Arbeitsrecht beim Berliner Verein „Sozialhelden“. Dessen Mitglieder setzen sich für die Rechte von behinderten Menschen ein. Gersdorff bedauert, dass die Perspektive von Menschen mit Behinderung bei den Mai-Demonstrationen in Berlin eher wenig repräsentiert wird. Das liege unter anderem daran, dass bei solchen politischen Veranstaltungen selten Unterstützung in Form von Gebärdendolmetschern und -dolmetscherinnen oder anderen Hilfen geboten werde, die Menschen mit Behinderungen benötigen.

Diskussion um Behindertenwerkstätten

Zudem arbeiteten anteilig nur wenige Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und viele in speziellen Behindertenwerkstätten. Also sind sie auch auf den Demonstrationen der Arbeiter- und Arbeiterinnen-Bewegung nicht vertreten.
Ob diese Werkstätten sinnvoll sind und Menschen helfen – darüber gehen die Ansichten auseinander. Janina Renk von der Lebenshilfe-Werkstatt „Hand in Hand“ in Cottbus sieht ihren Auftrag erfüllt. Solche Einrichtungen sollen Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereiten. Dies sei auch gesetzlich so festgelegt. Immerhin fünf Personen aus ihrer Werkstatt hätten im letzten Jahr einen „richtigen“ Job bekommen. Damit sei die Einrichtung, wenn man die Werkstätten in Brandenburg miteinander vergleicht, die erfolgreichste.

Aufforderung an die Unternehmen, offener zu sein

Anne Gersdorff hingegen bemängelt die Arbeitsbedingungen, unter denen Menschen mit Behinderung häufig in diesen speziellen Werkstätten arbeiten müssten. Sie bekämen oft nur einen relativ geringen Lohn. Zwar werde von den Werkstätten mitgeteilt, dass sich die Angestellten dort wohl fühlten. Viele Behinderte selbst würden jedoch den Wunsch verspüren, diesen den Rücken zu kehren, sagte Gersdorff. Mit dem Projekt „Jobinklusive“ möchten die „Sozialhelden“ Missstände aufdecken und politische Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Demnächst gibt es dazu eine Kampagne.
Dass Menschen mit Behinderungen selten in den allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln können, könnte daran liegen, dass Unternehmen nicht offen dafür seien, Menschen mit Behinderung anzustellen, sagt Gersdorff. Denn, so sagt auch Janina Renk: „Das hängt nicht nur von uns ab, sondern auch von den Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Da muss auch eine Bereitschaft bestehen, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen.“

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