„Das kann man doch schnell ändern, das mit den Gurken!“

Die „Fridays for Future“-Demonstrationen brachten Klimawandel und Umweltschutz einmal mehr auf die Tagesordnung. Unter den Teilnehmenden der #JPT19 gab es großen Gesprächsbedarf – aber ging es auch um die wirklichen Probleme? Über Forderungen, Ausreden und Engagement berichtet Isabel Knippel.

Zustimmung, aber auch Ablehnung erfuhren die Aussagen der Referenten. Foto: Annkathrin Weis

„Es läuft nicht gut fürs Klima. Es gibt Regionen, die nicht mehr bewohnbar sein werden, wenn die Temperaturen so sehr ansteigen“, sagte Thomas Loew von „Scientists for Future“ direkt am Anfang des Forums „Today for Future – Zukunft 2030“. Mit wenigen Bildern und Grafiken stellte er die Folgen der Umweltverschmutzung dar und macht deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Eingeladen zum zweiten Forum am Samstag der Jugendpolitiktag, waren Thomas Weber vom Verbraucherschutzministerium, Ingrid-Gabriela Hoven vom Entwicklungsministerium (BMZ), Dirk Meyer vom Umweltministerium und Dr. Klaus Heider vom Landwirtschaftsministerium.

In ihren Plädoyers zu Beginn, stützen sich die vier Herren und die einzige Dame vor allem auf internationale Befunde und Ziele für nachhaltige Entwicklung. Insbesondere der Globale Süden solle beim Klima umsatteln.

Doch auch der Einzelne kann etwas tun. Das Publikum hat viele interessante Ideen: Bewusste Ernährung, Bambuszahnbürsten oder mehr Fahrrad fahren. Trotzdem sei ihnen wichtig, glaubwürdig zu bleiben. Es sei falsch, stolz auf die vegane Ernährung zu sein und gleichzeitig mit dem Dieselauto durch die Gegend zu fahren – darin ist sich die Gruppe einig. Jedes Individuum habe die Macht, für sich selbst etwas zu verändern. Bei bestimmten Dingen könne man aber auch mit Politik einwirken.

Wir alle tragen Verantwortung!

Diese Aussage regte Gesprächsbedarf unter den Teilnehmenden an: Warum wird Herstellern im Umgang mit Lebensmitteln so viel Verantwortung überlassen? Eingeschweißte Gurken gehörten abgeschafft. Staaten wie Kenia, Uganda und Ruanda leben es bereits vor: Ein Plastiktüten-Verbot ist möglich. Bei der Viehzucht hingegen gingen die Meinungen auseinander. Einerseits wird die bewusste Ernährung vieler Menschen in Deutschland gelobt. Andererseits macht das Plenum deutlich, dass wir alle verantwortlich für Abholzung von Regenwäldern, für mehr Viehzucht und den übermäßigen Sojaanbau sind.

Einer, der sich dafür engagiert, dass im Klimaschutz mehr getan wird, ist Thomas Loew von den „Scientists for Future“, der anfangs für den thematischen Input verantwortlich war. Durch seiner Erfahrung aus der Wissenschafts-Branche, bemerkte der BWLer, dass Politik und Forschung sich immer weiter voneinander entfernten. Nur einer der Gründe, warum er sich „Scientists for Future“ anschloss. Hier hat Loew die Möglichkeit mit Politikerinnen und Politikern zu reden und auf diese einzuwirken.

Er ist überzeugt, dass die Bewegung jetzt schon etwas verändert hat: Nämlich Debatten angestoßen – auf der Straße sowie im Bundestag. Viele Forschende von „Scientists for Future“ sind in engem Kontakt mit Politikerinnen und Politikern. Das sei aber nicht genug: Nachhaltige Themen müssten auch von der Gesellschaft fokussiert werden. Trotzdem könne man Politik und Wirtschaft nicht per se verurteilen. Für Thomas Koch ist jedoch klar, dass Fehler in der Wirtschaft gemacht wurden und auch einige politische Entscheidungen infrage gestellt werden müssen.

Diskutiert wurde viel – doch auch über das Richtige? Am Ende der Veranstaltung scheint eine Teilnehmende enttäuscht. „Ich höre hier die ganze Zeit, dass wir etwas verändern müssen, und dann reden wir über Plastik an den Gurken. Das kann man doch schnell ändern, das mit den Gurken, oder nicht? Für mich geht es um die größeren Dinge“.

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