Europäisch-afrikanische Partnerschaft – Quo vadis?

Die afrikisch-europäische Kooperation gewinnt immer mehr an Bedeutung. Initiativen der deutschen Bundesregierung wie der G20 Compact with Africa und der Marshallplan machen dies deutlich. Unsere Autorin Jumoke Balogun hat sich gefragt, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika bisher gestaltet hat und welche Herausforderungen sich dabei stellen.

Dr. Christina Hackenesch bei ihrem Vortrag auf der Eine-Welt-Landeskonferenz in Münster. / Foto: Konstantin Baur

Nachdem die Eine-Welt-Landeskonferenz in Münster einen guten Einstieg gefunden hat, führte der Impulsvortrag „Die Zukunft der Nachbarn“ von Dr. Christine Hackenesch tiefer in die Thematik der Konferenz ein. Christine Hackenesch, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, berichtete in ihrem Vortrag über vier Trends, welche in der Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika zu beobachten sind.

Gleich zu Beginn ihres Vortrages erläuterte Hackenesch, warum die Kooperation mit unserem Nachbarn jetzt wieder stärker in den Fokus rückt und was an dieser Beziehung so wichtig ist: „Wenn wir Wohlstand für die EU künftig erreichen wollen, können wir das nicht losgelöst von der Verbesserung der Lebensverhältnisse in Afrika tun.“

Dass die Schicksale beider Kontinente eng miteinander verzahnt sind, ist schon lange keine neue Erkenntnis mehr. Was dieses Thema gerade jetzt wieder so interessant macht, sind tiefgreifende Veränderungen, aus denen sich für Afrika und die afrikanische Zivilgesellschaft große Herausforderungen ergeben: Bevölkerungswachstum, Migration, Digitalisierung.

Vier Trends der europäisch-afrikanischen Partnerschaft

Das sind Veränderungen, die einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Dasein in Afrika haben und neue Fragen und Herausforderungen aufwerfen. Veränderungen, die es erfordern, einen stärkeren Blickwinkel darauf zu lenken, wie die Politik beider Partner mehr zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann.

Ein Trend, der sich in der politischen Debatte um die Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika zeigt, fokussiert sich stark auf wirtschaftsfördernde Maßnahmen, die Investitionen und den Handel stärken sollen. Im G20 Compact with Africa haben sich Deutschland und einige afrikanische Staaten zusammengeschlossen, um Reformen, die das wirtschaftliche Klima verbessern sollen, durchzuführen.

Auch der Marshallplan ist darauf ausgerichtet, die Wirtschaft Afrikas zu deutlich stärken. Zunächst hören sich diese Ziele sehr gut an. Zumal es insbesondere dafür wichtig ist, Arbeitsplätze zu schaffen und die Zahl von Arbeitslosen zu minimieren. Auch sind diese Ziele in keinerlei Hinsicht falsch – Sie müssen aber kritisch hinterfragt werden.

Denn…

…mit der Annahme, dass wirtschaftliche Investitionen zu mehr Arbeitswachstum führen und dass das wiederum einen Anstieg der Arbeitsplätze vorhersagt, wodurch automatisch die Zahl der Migranten sinkt, wird eine sehr einfache Sichtweise vertreten.

…Investitionen finanzieller Mittel prophezeien nicht unbedingt das Entstehen von mehr Arbeitsplätzen. Ebenso führt ein Wirtschaftswachstum in Afrika nicht zwangsläufig dazu, mehr Investoren und Investorinnen anzuwerben. Sowohl auf der afrikanischen als auch der deutschen Seite hat der G20 Compact with Africa unter anderem diese Erwartung geweckt. Und die Frage ist, ob sich diese Erwartung erfüllen lässt.

…der starke Fokus auf wirtschaftsfördernde Investitionen berücksichtigt nicht die Frage danach, welche Investitionen wozu getätigt werden sollen.

Ein Blick in die Zukunft

Ein weiterer Trend, der in der Kooperation zwischen Europa und Afrika zu beobachten ist, stellt das Migrationsmanagement dar, welches darauf ausgerichtet ist, die Migration afrikanisch-stämmiger Bürger nach Europa zu reduzieren. Außerdem rückt die Aufgabe, Demokratie und Menschenrechte in Afrika zu unterstützen, immer mehr in den Hintergrund. Der vierte Trend bezieht sich auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Diese Agenda besitzt zweifelsohne großes Potential, welches sich bisher aber noch nicht voll entfalten konnte. Auf der einen Seite, hat jeder dieser Trends seine Hürden, aber ebenso seine großen Chancen.

Der Impulsvortrag von Christine Hackenesch endet mit einem Blick in die Zukunft: Wie kann die EU in ihrer Beziehung zu Afrika weiter voranschreiten, sodass eine nachhaltige Entwicklung möglich ist? Ein wichtiger Punkt ist das Ziel, nachhaltig zu wirtschaften und so Klimaemissionen zu reduzieren, da sich daraus auch Entwicklungschancen für die afrikanische Gesellschaft ergeben können. Ein weiteres Ziel sollte darin bestehen, sowohl Wirtschaft als auch Bildung, Demokratie und Menschenrechte Afrika gemeinsam zu fördern. Auf diese Weise kann sich eine Basis für eine gute Lebensgrundlage und nachhaltige Entwicklung bilden.

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