Auch die EU hat eine Jugendstrategie

Eine Jugendstrategie verfolgt nicht nur die Bundesregierung. Auch die Europäische Union (EU) kümmert sich um die Belange junger Leute. Wie auch auf Bundesebene ist diese Strategie langfristig angelegt. Die letzte Strategiephase begann im Jahr 2010 und läuft zum Jahresende aus. Im kommenden Jahr soll dann eine neue achtjährige Phase starten. Wie diese Strategie aussieht, erzählte Andreas Schneider, Abteilungsleiter im österreichischen Bundeskanzleramt für den Bereich „Europäische und Internationale Familien- und Jugendpolitik“ .

Andreas Schneider, Abteilungsleiter für den Bereich „Europäische und Internationale Familien- und Jugendpolitik“, referiert auf der Konferenz „Politik für, mit und von Jugend“.

Österreich hat in diesem Jahr den Vorsitz des EU-Rates. Diese sogenannte Ratspräsidentschaft rotiert jährlich. Als diesjähriger Ratspräsident obliegt es der österreichischen Regierung, einen Entwurf für die kommenden EU-Jugendstrategie zu entwickeln. Ob diese Strategie dann auch genau so umgesetzt wird, steht noch nicht fest. Der Vortrag des EU-Beauftragten Schneider ist also zunächst nur einen Ausblick.

Junge Leute in ganz Europa haben ähnliche Bedürfnisse

Auffällig: Die Grundziele, welche die EU mit ihrer Jugendstrategie verfolgt, unterscheiden sich nur wenig von denen des Bundesfamilienministeriums. Schneider erzählt außerdem von einer Jugendkonferenz in Kanada, die Forderungen für eine jugendgerechtere Gesellschaft zusammentrug. Diese Forderungen waren fast identisch mit den Zielen der EU, ohne dass es Absprachen existierten. Kein Wunder, denn junge Menschen, egal in welchem Land, haben im Kern eine Menge gemeinsam. Die Oberbegriffe Gesundheit, Arbeit, Lernen, Gleichheit und Diversität – das betrifft alle Jugendlichen auf der ganzen Welt.

Zusätzlich zu diesen grundsätzlichen Zielen gibt es auch ein paar Unterschiede. Die EU möchte junge Menschen über die Ländergrenzen hinaus zusammenzubringen, beispielsweise durch Erasmus- und Austauschprogramme. „Wir wollen uns dafür einsetzen, dass der Wert des informellen Lernens und des interkulturellen Austausches stärker anerkannt wird“, so Schneider.

Die Fragen, die sich der Europäische Rat bei der Umsetzung seiner Jugendstrategie stellen muss, sind dieselben, die sich auch der Bund stellt: Wie können wir unsere Ideen für eine Jugendstrategie mit jungen Leuten teilen? Wie können wir sie am Entscheidungsprozess beteiligen?

Wie können wir eine Strategie entwickeln, die auch 2027 noch zu den Bedürfnissen junger Leute passt?

Wie kann die EU ihre Jugendstrategie durchsetzen?

Bei der Umsetzung der Pläne für die neue Jugendstrategie gibt es einige Probleme. Zum einen müssen alle Mitgliedsstaaten mit den Plänen einverstanden sein. Jedes Land ist anders und arbeitet mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Als Ratspräsident fordert Österreich von allen EU-Mitgliedsstaaten einen Drei-Jahres-Plan für deren nationale Jugendstrategien. Diese sind nicht verbindlich, darum geht es Schneider nicht: „Es ist eher so, dass wir alle Staaten dazu bringen wollen, sich mit ihren Plänen für junge Menschen zu beschäftigten“.

„Im besten Fall können alle Länder voneinander lernen. Wer weiß – vielleicht passen Teile des portugiesischen Plans perfekt auf die Situation in Sachsen.“

Klingt praktisch, doch einige Mitgliedsstaaten sträuben sich gegen den bürokratischen Mehraufwand. Tschechien und Finnland beispielsweise sind vollkommen gegen einen Drei-Jahres-Plan. Die einen haben Ideen, andere sehen das anders: Da hilft nur diskutieren. Ein weiteres „Problemchen“ gibt es: Der Vositz des Europäischen Rates wechselt alle sechs Monate. Jedem Land ist etwas anders wichtig und so werden halbjährlich neue Themen diskutiert. Das ist zum Einen gut, weil so jedes Land seine Anliegen einbringen kann. Es ist aber auch problematisch, weil es Themen gibt, die langfristiger bearbeitet werden sollten. Für die EU-Jugendstrategie arbeiten deshalb immer drei Länder zusammen und einigen sich auf ein Thema, das sie in den anderthalb Jahren ihrer gemeinsamen Ratspräsidentsschaft bearbeiten wollen. So hat es Österreich mit Bulgarien und Estland gemacht. So soll es dann auch Deutschland mit Portugal und Slowenien für die Jahre 2020 und 2021 machen.

Jugendgerechte Sprache steht nicht auf der Agenda

EU-Beauftrager Schneider hat augenscheinlich viel zu tun, seine Präsentation habe er zwischen zwei Terminen angefertigt, gibt er zu. Das ist nachvollziehbar – vor dem Hintergrund, dass er auf einer Konferenz für Politik von, für und mit Jugend spricht, sind die Fachbegriffe jedoch unpassend. Ein Mix aus englischer und deutscher Beamtensprache, Aufzählungen – Schneiders Vortrag ist alles andere als jugendgerecht. Dabei geht es doch genau darum: Die Jugend mit ins Boot zu holen und zu begeistern für Politik auf Bundes- und EU-Ebene. Mit interessanten Themen wie der EU-Jugendstrategie würde das gehen. Mit ansprechend aufbereiteten Vorträgen bestimmt noch besser.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.