Wir müssen aufwachen!

Was bleibt von der Konferenz? Sollten wir ein neues Friedensverständnis entwickeln? Oder sollten wir erst einmal wieder lernen, Solidarität füreinander zu empfinden? Letzteres, findet Samira El Hattab.

Zerbombte Häuser wie diese sehen wir fast täglich in den Medien. / Bild: Julia Bar-Tal


„Ach, ein Trümmerbild 
mal wieder.“

Wer ehrlich zu sich selber ist, müsste an dieser Stelle zugeben, dass er ähnliche Gedanken bestimmt schon einmal gehabt hat. So wie wir alle.

Ist das nicht traurig? Stumpfen wir ab?

Es herrscht so viel Leid auf unserer Erde, dass es für einige quasi zur Normalität geworden ist, dieses tagtäglich zu sehen, sei es im Fernsehen oder in Zeitungen.

Indem wir das Unglück anderer Menschen herunterspielen, nicht über die Bedeutung der Katastrophe nachdenken, schützen wir uns emotional.

Das ist sehr gefährlich!

Diese Meinung vertritt auch Julia Bar-Tal, Landwirtin und Aktivistin, die es aber hasst, als letztere betitelt zu werden. „Täglich werden in Syrien strategisch Krankenhäuser bombardiert. Wo bleibt der Aufschrei hier? Wenn wir es dort zulassen, wird es uns auch wiederfahren“, sagt sie.

Hierbei dient Syrien nur als Beispiel für Krisengebiete, die es auf der gesamten Erde gibt.

Langsam fängt man an sich ohnmächtig zu fühlen, hilflos zu werden, wenn man an die vielen Orte denkt, an denen Menschen leiden: Menschen wie du und ich, die nur unglücklicherweise nicht das Privileg genießen, in einem sicheren Land zu leben.

Zu Beginn der Konferenz hatte ich geplant, einen Kommentar über die Erneuerung des Friedensverständnisses zu schreiben. Jetzt sage ich: Wir müssen erst einmal ein Verständnis und ein Verantwortungsbewusstsein für Frieden entwickeln, bevor wir in der Lage sind, dieses zu reformieren!

Lasst uns die Ignoranz-Blase zerstechen, in der wir momentan leben!

Lasst uns anfangen wieder Mitgefühl zu empfinden, wenn wir sehen, dass etwas Schlimmes auf der Welt passiert!

Das hat etwas mit Solidarität zu tun. Solidarität, die wir für Menschen überall auf der Erde empfinden sollten.
Denn irgendwann werden wir vielleicht diejenigen sein, die diese Solidarität dringend benötigen werden.

Eines muss dabei klar sein: Es geht nicht darum, augenblicklich alles hinzuschmeißen und in ein Krisengebiet zu reisen, um dort Hilfe zu leisten.
Vielmehr ist es unsere Pflicht hier, in Deutschland, aktiv zu werden.

Wir sollten auf die Straßen gehen, mit Leuten aus anderen Ländern in Kontakt kommen, sie Geschichten erzählen lassen, uns zusammenschließen, sodass immer mehr Menschen wachgerüttelt werden.
Und dann nicht mehr damit aufhören. Nie wieder einschlafen.

Man muss kein Held sein oder sich das Leid der Welt auf die Schultern laden; aber einen kleinen Beitrag leisten, damit die Welt zu einem besseren Ort wird – das wäre doch ein guter Anfang.

Deshalb hier noch einmal in aller Deutlichkeit: nein! Wir brauchen kein neues Friedensverständnis.
Was wir brauchen, ist eine Umpolung unserer Prioritäten. Schon John Lennon hat gesagt: „Wenn jeder anstatt einem neuen Fernsehgerät Frieden verlangen würde, dann würde es Frieden geben.“

Lasst uns seine Worte zu Herzen nehmen und ein neues Bewusstsein für Frieden entwickeln.

Ein fühlendes, solidarisches Bewusstsein.

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