Hinter den Kulissen – auf der anderen Seite des Fernsehers

Die #JMT17 boten den Teilnehmenden viele spannende Workshops. Einen davon besuchte Maximilian Esch und berichtet nun davon, wie es in einem Fernsehstudio aussieht, in dem die Zuschauer und Zuschauerinnen sonst nur die Moderierenden sehen.

Spot on: Teilnehmende der Jugendmedientage proben eine Talkshow.        Foto: Maximilian Esch.

 

Jeder kennt Talkshows: In einer Debatte äußern sich mehrere Menschen mit verschiedenen Standpunkten zu einem Thema. Die wohl bekanntesten Formate im deutschen Fernsehen sind „Anne Will“ und „Hart aber Fair“ von der ARD sowie „Markus Lanz“ und „Maybrit Illner“ vom ZDF.
Doch wie entsteht eine solche Talkshow? Welche Personen sind vor und vor allem hinter der Kamera für den reibungslosen Ablauf verantwortlich?
Im Rahmen der Jugendmedientage 2017 konnten die Teilnehmenden an der Bayrischen Akademie für Fernsehen und digitale Medien e.V. selbst einmal die verschiedensten Rollen ausprobieren. Der Regisseur und Dozent Thomas Zecher beantwortete den Interessierten dabei alle Fragen. Bilder empfinde er als intensiver und habe sich deshalb für das Format Fernsehen und nicht für Print oder Radio entschieden. Gleichzeitig unterscheide sich das Fernsehen stark von anderen Formaten: „Die Verantwortung ist eine wichtige Geschichte, gegen ein Bild kommt nichts an, es ist das, was uns beeindruckt, auf das wir emotional reagieren.“

Bilder können eine Geschichte unterschiedlich erzählen

Beispielsweise sei es wichtig, darauf zu achten, wie etwas dargestellt werde. Eine Geschichte könne immer von zwei Seiten erzählt und gezeigt werden. Exemplarisch spricht Zecher dabei die Konfrontation zwischen Polizei und Demonstrierenden an.

Eine klare Meinung hat der Regisseur zum Medienwandel und der zunehmenden Verbreitung im Internet. Das Fernsehen an sich sei dabei nicht vom Aussterben bedroht: „Das Internet ist nur eine Form der Verbreitung. Wo ich meine Nachrichten und Filme angucke, spielt keine Rolle. Ich habe zum Beispiel in letzter Zeit viel mehr Filme geguckt als früher, eben dank Internet und beispielsweise YouTube.“ Trotzdem gibt er zu, dass die Qualität unter der Masse durchaus etwas leide.

Fernsehen selbst zu gestalten sei dabei etwas, was es zu lernen gelte – eben genau wie Lesen oder Schreiben. „Wichtig ist, dass man einfach anfängt, beispielsweise ein Thema, das einen interessiert, bildlich darzustellen“, empfiehlt der Dozent den Teilnehmenden, die sich erst einmal ausprobieren sollten. Das sei sehr wichtig, denn nur so sei es möglich, zu lernen und Feedback zu erhalten.

Im Folgenden wird erklärt, welche Rollen es hinter den Kulissen gibt. Generell unterscheidet man zwischen zwei Gruppen von Mitarbeitenden, der Regie- und der Studiocrew.

Diese Bereiche umfasst die Regie: 

Der Regisseur / Die Regisseurin

  • Der Regisseur oder die Regisseurin sind Kapitän oder Kapitänin eines Fernsehstudios. Er oder sie ist verantwortlich für die inhaltliche Planung und Leitung der Sendung.
    Er oder sie allein fällen Entscheidungen, beispielsweise über Veränderungen im Ablauf des Programms oder gar über einen Sendungsabbruch. Zudem üben er oder sie eine Kontrollfunktion über alle Positionen aus. Dabei stehen er oder sie in engem Kontakt mit der Aufnahmeleitung im Studio.

Bildregie / Bildmischende

  • Bildmischende sind verantwortlich für das Bild, welches letztendlich an Zuschauer und Zuschauerinnen gesendet wird. Auf großen Monitoren laufen alle Bilder der Studiokameras zusammen, der Bildmischer oder die Bildmischerin wählt das passende aus. Er oder sie „schneidet“ die Bilder und muss sie aufeinander abstimmen.
    Zudem dirigiert und kontrollieren er oder sie die Kameraleute im Studio via Interkom, einem Kommunikationssystem, durch das er oder sie beispielsweise angibt, welche Kamera als nächstes „on Air“ sein wird, ob gegebenenfalls die Schärfe korrigiert werden muss oder eine andere Position eingenommen werden soll.

Bildingenieur/in / CCU

  • An der Camera Control Unit (CCU) sitzen der Bildingenieur oder die Bildingenieurin. Sie sind das Herz der Studiokameras und achten auf die richtige Belichtung und führen zum Beispiel den Weißabgleich durch.
    Im Gegensatz zu den eigentlichen Kameraleuten im Studio können sie tief in den Systemen der Kameras Veränderungen vornehmen.

Grafiker / Grafikerin

  • Grafiker und Grafikerinnen kümmern sich um die Einblendungen während der Show. Dazu gehören vor allem Bauchbinden, aber auch der Abspann und alle anderen grafischen Elemente der Produktion.

Toningenieur/in / Tontechniker/in

  • Der Tontechniker und die Tontechnikerin haben eine der verantwortungsvollsten Aufgaben innerhalb einer Produktion. Denn das beste Bild nützt wenig, wenn die Moderation nicht zu verstehen ist. Er oder sie verkabeln die Moderierenden und Gäste, führen vor Sendungsbeginn die entsprechenden Soundchecks durch und sorgen während der Show für einen störungsfreien Ton.

MAZ

  • Der MAZ-Techniker oder die MAZ-Technikerin kümmert sich um alle Einspieler während der Sendung. Er oder sie stehen in direktem Kontakt mit Regisseur/Regisseurin, Bildmischenden und Toningenieur/in und fährt die Beiträge auf Anweisung der Regie ab.
    Die verbleibende Dauer der MAZ wird während einer Sendung permanent von ihm oder ihr in der Studioregie durchgesagt.

CvD

  • Der Chef oder die Chefin vom Dienst (CvD) ist der einzige redaktionelle Mitarbeiter oder die einzige redaktionelle Mitarbeiterin in der Produktion. Er oder sie darf Texte für die Sendung kürzen, anpassen oder umtexten und ist für Abstimmung und Planung zwischen Redaktion und Produktion verantwortlich, hat jedoch keinerlei Verantwortung für die optische oder inhaltliche Qualität.

Folgende Aufgabenfelder gibt es in einem Studio:

Aufnahmeleiter/in

  • Aufnahmeleiter/innen sind die Schnittstelle zwischen Regieraum und Studio.
    Sie sind für alle Abläufe im Studio verantwortlich, bspw. zeigen sie der Moderation via Handzeichen die verbleibende Zeit ihres Gesprächs an und sorgen für einen reibungslosen, minutiös getakteten Ablauf.

Kamera

  • Die Kameraleute sind via Interkom mit den Bildmischenden verbunden, sie führen auf Anweisung entsprechende Kamerafahrten und Bewegungen aus und müssen während der gesamten Sendung ihre Einstellungen, wie zB. den Bildausschnitt und die Schärfe, ständig überwachen und gegebenenfalls anpassen.
    In großen Studios stehen den Kameraleuten meist sogenannte Kabelhilfen zur Seite, sie sorgen dafür, dass den Kameras für mögliche Fahrten keinerlei Hindernisse im Weg sind.

Beleuchter/in

  • Das Beleuchterteam umfasst meist zwei Personen. Ein Lichttechniker, eine Lichttechnikerin kümmert sich um das klassische Weißlicht, die andere Person ist für das Effektlicht (z.B. Farben) verantwortlich.
    Sie arbeiten mit allen bildtechnischen Komponenten der Produktion zusammen und kümmern sich um eine gleichmäßige Beleuchtung des Sets.
    In kleineren Studios wird oftmals nur Weißlicht eingesetzt, hier wird der Beleuchter, die Beleuchterin meistens durch die sogenannte „Lichtsetzende Kameraperson“ unterstützt.

Schaltet man also nun einmal wieder den Fernseher ein, weiß man, dass hinter dem Moderator einer Sendung ein großes Team mit unterschiedlichsten Aufgaben steht. Es ist erstaunlich, wie facettenreich eine Fernsehproduktion sein kann und wie viele unterschiedliche, kleine Komponenten so reibungslos zusammenarbeiten müssen, damit letztendlich etwas Großes daraus entstehen kann.
Begeistert von diesen Einblicken waren die Teilnehmenden des Workshops, die am Ende mit vielen Erfahrungen wieder zurückkehrten.

 

 

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