Wenn die Medien sozial werden

Tragen Blogs und soziale Netzwerke zur Informationsgewissheit oder Ungewissheit bei? Vier Journalisten sprechen über die Glaubwürdigkeit von Onlinenachrichten. Tatjana Tiefenthal hat mitgeschrieben.

Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

 

„Wir als Menschen konstruieren unsere Welt. Jeder von uns entscheidet, welches Faktum er anerkennt.“  Mit diesem Satz stimmte die Moderatorin Anna Hoff auf die Podiumsdiskussion mit den vier Journalisten ein.

Nicht nur die etablierten Medien haben digitale Nachrichtenseiten. Auch in den sozialen Medien und in vielen Blogs wird über das aktuelle Geschehen berichtet. Doch wie vertrauenswürdig sind diese? Drei Fragen und Antworten:

 

Was ist eine glaubwürdige Quelle?

Bei jeder Recherche ist zu beachten: Als erstes solle man alle unseriösen Quellen aussortieren, findet Rayk Anders, Produzent des Youtube-Formats „Armes Deutschland“. Für ihn ist vor allem die Verwendung von zahlreichen Quellen entscheidend.

Der Russland-Experte Boris Reitschuster sieht die Erfahrung, die man mit der Zeit gewinnt, als zentral bei der Einschätzung von Quellen.

Es zeigt sich, dass die Journalisten auf dem Podium unterschiedliche etablierte Zeitungen bevorzugen: zum Beispiel die FAZ und das Handelsblatt. Bei der Verwendung von sozialen Netzwerken als Informationsquelle sind sie sich jedoch einig: Diese dienen dazu, zu beobachten, welche Themen aktuell diskutiert werden, seien aber meinungslastig. Sie bringen Anregungen, sollten jedoch nicht als Faktengrundlage und ausführliche Quelle verwendet werden.

Die glaubwürdigste Quelle ist für die vier immer noch das direkte Gespräch mit Menschen und Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen vor Ort.

 

In welchem Verhältnis stehen klassische und soziale Medien zueinander?

Philip Oltermann leitet das Deutschlandbüro der englischen Tageszeitung „The Guardian“. Er kann daher berichten, dass in Deutschland im Vergleich zu Großbritannien viele verschiedene Zeitungen gedruckt werden. Dennoch beobachtet er eine Abwanderung der Leserinnen und Leser zu sozialen Medien. Reitschuster spricht sogar von einem massiven Umbruch, da beispielsweise Facebook und Twitter über eine größere Reichweite verfügen als die Print-Zeitungen.

 

Welche Rolle spielen die sozialen Medien bei der Verfälschung von Informationen?

„Egal in welche Richtung man geht, es gibt immer Menschen, die Interesse daran haben, die Nachricht zu verfälschen. Gerade von Propagandabeiträgen sollte man sich nicht beeindrucken lassen.“ Davon ist Rayk Anders überzeugt.

Der Sachsen-Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung, Cornelius Pollmer, übt noch eine ganz andere Kritik. „Soziale Medien anekdotisieren Diskurse.“ Diskussionen oder Statements würden mit Anekdoten verknüpft oder emotionalisiert, da dies die Reichweite enorm vergrößere.

Pollmer glaubt zudem, dass eine gesamtgesellschaftliche Diskussion, in welcher Qualität wir uns informieren wollen, schon lange aussteht.

 

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