In Deutschlands Schubladen lagern über 100 Millionen gebrauchte Handys, Smartphones oder Tablets, die nicht mehr funktionieren oder einfach nur durch neuere Modelle ersetzt wurden. Mit diesen gebrauchten Mobilfunkgeräten lässt sich viel Gutes tun!
Voraussetzung für das fachgerechte Recyclen oder die Weiternutzung (Re-Use) von Handys ist zunächst das Abgeben und Sammeln ausgemusterter Geräte. Deshalb führt die saarländische Landesregierung eine Handysammelaktion im Rahmen der Kampagne „Verantwortung und Nachhaltigkeit. Mach mit!“ durch. So wird ein konkreter Beitrag zu Umweltschutz und Ressourcenschonung geleistet.
Die Kampagne unter der Schirmherrschaft der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer richtete sich im Schuljahr 2014/2015 an alle weiterführenden Schulen im Saarland, von denen sich weit über die Hälfte beteiligten. Angesichts der hohen Resonanz wird die Kampagne nun weiterentwickelt und fortgeführt. Zur Teilnahme eingeladen sind nunmehr alle, denen Nachhaltigkeit am Herzen liegt: Besonders Grundschulklassen, weiterführende Schulen, sonstige Bildungseinrichtungen, Sozial-, Umwelt-, Jugend- und Seniorenverbände, Städte und Gemeinden sowie Vereine und Institutionen.
Zielsetzung
Die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie hat unser Leben, Denken und Arbeiten fundamental gewandelt. Der technische Fortschritt mit all seinen positiven Entwicklungen wirft aber auch Fragen auf.
Wenn Bürger*innen ihr Mobiltelefon gegen ein neues austauschen, dann passiert das heute so günstig und problemlos wie nie zuvor – und zwar im Schnitt alle 18 Monate. Kein Wunder, dass bereits rund 100 Millionen ausrangierte Mobiltelefone ungenutzt in deutschen Schränken, Schubladen und Kartons liegen. Trotz neuer gesetzlicher Vorgaben ist die Rücknahmequote noch zu niedrig. Wenn überhaupt, werden Handys oftmals nicht vorschriftsmäßig entsorgt. Das ist aber wichtig, denn ein modernes Smartphone besteht aus rund 60 verschiedenen Stoffen (darunter Gold, Silber, Kupfer, das seltene Palladium und Konfliktmineralien wie z.B. Coltan) und ist zu 80 Prozent recycelbar.
Wichtig ist zu wissen, wo all diese Stoffe herkommen, wie die Produktions- und Entsorgungsprozesse in der Praxis und im Idealfall ablaufen und welche Möglichkeiten es gibt, moderne Technik zu nutzen und dennoch verantwortungsbewusst und nachhaltig zu konsumieren. Dadurch wird auch bewusst, dass unser Verbraucherverhalten mit Konflikten in anderen Teilen der Erde zusammenhängt.
Dein Handy und der Krieg im Kongo
Es kling zunächst unwahrscheinlich, dass der Kauf des eigenen Handys etwas mit den Kriegen und Krisen auf dem afrikanischen Kontinent zu tun haben könnte. Informationen zu diesem Sachverhalt dringen nur sehr verhalten an die Öffentlichkeit. Aber tatsächlich haben unsere persönlichen Konsumentscheidungen nachhaltige Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Vorgänge in der ganzen Welt.
Coltan ist ein hochwertiges und seltenes Erz, das für die Herstellung von Mikrochips in elektronischen Geräten wie Handys und Computern von Bedeutung ist; es kam in der Vergangenheit zu einem großen Teil (80%) aus Zentralafrika. Über den Erzabbau finanzieren verschiedene politische Gruppierungen ihren Kampf gegeneinander. Seit dem Beginn des Coltan-Abbaus in der Demokratischen Republik Kongo sind immer wieder Soldaten aus den Nachbarstaaten Uganda, Ruanda, Angola sowie zahlreiche Rebellentruppen aus dem Kongo selbst in den Osten des Landes eingefallen, um ihre politischen Zielsetzungen zu finanzieren. Dabei wurden innerhalb weniger Jahre mehrere Millionen Menschen ermordet, während gleichzeitig der Weltmarktpreis für das Kilogramm Coltan auf atemberaubende 400 Dollar gestiegen ist. Nirgendwo sonst in der Welt leiden so viele Menschen so unter ihrem Rohstoffreichtum!
Kleiner Schritt mit großer Wirkung
Der recycelbare Anteil an Metallen ist zwar gering und pro Gerät durchschnittlich nur einen Euro wert – doch die Masse macht’s: Allein aus den in Deutschland ungenutzten Handys ließen sich mehr als zwei Tonnen Gold, 20 Tonnen Silber und 720 Tonnen Kupfer zurückgewinnen. Eine große Menge wertvoller Rohstoffe, die dem Kreislauf wieder zugeführt werden könnten – aber nur dann, wenn die Geräte fachgerecht aufbereitet werden.
So funktioniert die Handy-Rücknahme
In allen Telekom-Shops stehen Sammelboxen, worein gebrauchte Handys oder Smartphones eingeworfen werden können. Auf der Zukunftstour standen im E-Werk Saarbrücken Handys zur Demonstration zur Verfügung. Nach dem Einwurf eines Geräts zeigt die Maschine den Anteil an verschiedenen Metallmengen an.
Alle gesammelten Geräte werden kontrolliert zum Telekom-Recycling-Center transportiert. Dort wird jedes Gerät elektronisch erfasst und in einer Datenbank bewertet, ob es sich dem Recycling oder einer Weiternutzung zuführen lässt. Etwa zehn Prozent der gesammelten Handys sind voll funktionsfähig und eignen sich zur weiteren Verwendung. Von diesen Handys und Smartphones werden alle Daten der vorherigen Nutzer sorgfältig gelöscht. Danach werden die Geräte in Europa und Asien verkauft und weitergenutzt.
Die meisten gesammelte Handys sind jedoch defekt oder Geräte, bei denen die Datenlöschung zu aufwändig wäre. Sie werden durch das Telekom-Recycling-Center in Europa mit modernen Verfahren fach- und umweltgerecht recycelt. Bis zu 100 Prozent der in einem Mobiltelefon eingesetzten Materialien lassen sich ein weiteres Mal verwenden – als recycelte Metalle oder zur Energieerzeugung. Teile der Erlösen des Handy-Rücknahme-Prozesses, den die Telekom in Zusammenarbeit mit der „Deutschen Umwelthilfe e.V.“ gestaltet, werden an den Umweltverband gespendet. Aus diesen Spenden hat die Deutsche Umwelthilfe bisher mehr als 770 Umwelt- und Naturschutzprojekte gefördert.