Integration auf dem Land

Wie kann Integration auf dem Land gelingen? Wo liegen die Herausforderungen und wie verändert sich Heimat durch die Einwanderer? Elias Ettenkofer hat sich in Oberschwaben umgeguckt.

Integration gestaltet sich auf dem Land schwieriger als in der Großstadt. Die schlechtere Infrastruktur und weniger soziale Einrichtungen erschweren das Knüpfen neuer Kontakte. Im der Anonymität der Städte ist das Risiko, dass Subkulturen und Ghettos entstehen allerdings hoch. Mit vielen Integrationsprogrammen versuchen Vereine und Institutionen seit vielen Jahren dem entgegen zu wirken. Auch die ländlichen Regionen ziehen nun nach. Oberschwaben macht es vor. Mit vielen Projekten werden den Neuankömmlingen Möglichkeiten gegeben, ihre neue Heimat kennenzulernen.

Über Sport soll das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden

Integration ist in den Schulen schon länger ein wichtiges Thema. In diesem Jahr wurde die Ludwig-Dürr-Schule Friedrichshafen mit dem DFB-Mercedes-Benz-Integrationspreis 2015 ausgezeichnet. Die Schule bietet allen Jahrgangsstufen eine Fussball-AG für Jungen und Mädchen an. Über den Sport sollen sich die Kinder besser kennenlernen und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. „Man merkt eine Energie, die von den Kindern ausgeht“, sagte der Leiter der Fußballgruppe, Willa Maschke, im Südkurier. Es handelt sich bei der AG nicht um ein wenig kicken in der Freizeit, sondern um ein geplantes Trainingsprogramm.
In Biberach an der Riß kooperieren die Stadt, die Jugendkunstschule (Juks) und die Bruno-Frey-Stiftung, um ein umfassendes Programm zur Integration zu erreichen. So wird in diesem Jahr ein Theaterstück auf die Bühne gebracht, welches von dem syrischen Flüchtling Houzayfa Al Rahmoun geschrieben wurde. „Das Schiff – der Tod“ handelt von der strapaziösen Reise, die Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa auf sich nehmen. Ermöglicht wurde das Projekt durch eine Spendenaktion der Juks und der Bruno-Frey-Stiftung. Der Leiterin der Jugendkunstschule, Susanne Maier, liegt das Projekt sehr am Herzen. „Ich habe Houzayfa schon in einigen Projekten kennengelernt und unterstütze ihn, wo ich kann“, sagt sie. Zusätzlich bietet die Juks das kostenlose „Atelier der Kulturen“ an. „Dort können sich alle treffen, die Lust auf Kunst haben“, erklärt Maier „In der Kunst entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, so kommunizieren die Teilnehmer auch ohne Worte“. Die Finanzierung wird komplett von der Stadt Biberach übernommen.

Immer noch gibt es viele Vorurteile in der Bevölkerung

Bei allen Aktionen ist die Bereitschaft zur Mitwirkung in der Bevölkerung aber weiterhin gespalten. Lange wurde die umfassende Integration von Einwanderern als zweitrangig abgetan. Eine Änderung der Einstellung zu diesem Thema kam erst in den vergangenen fünf Jahren auf. Die Flüchtlingskrise verstärkte die Bemühungen anschließend. Allerdings hegen vor allem die älteren und konservativen Bürger auf dem Land noch immer Vorurteile gegen die Einwanderer. Viele fürchten eine Änderung ihres Alltags und der schwäbischen Kultur, die ihrer Meinung nach sowieso schon verwässert. In dieser Bevölkerungsgruppe entstehen gefährliche Trends. Vom Anstieg der rechten Gewalt insgesamt, bis hin zu der steigenden Zahl von Anträgen auf den „Kleinen Waffenschein“.

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