Wohnquartiere auf dem Tempelhofer Feld? Ein Sonntagsspaziergang

Nach dem Volksentscheid 2014 ist zurzeit keine Bebauung auf dem Tempelhofer Feld möglich. Zwischen dem Senat und der Opposition geht es heiß her: Soll das ThF-Gesetz geändert werden, damit auf dem Feld dauerhaft Unterkünfte für Geflüchtete entstehen können? Die Initiative 100% Tempelhofer Feld wäre mit vorrübergehenden Quartieren einverstanden, wenn der Volksentscheid nicht umgangen würde. Was denken die Nutzer*innen der Freifläche? Corinna und Fabrizio machen auf dem Feld einen Sonntagsspaziergang und befragen Spaziergänger*innen zu ihrer Meinung.

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(Foto: Fabrizio Suma)

Spaziergänger*in 1:

„Es gab einen Volksentscheid, der durchgegangen ist. Eigentlich sollte die Flächen nicht bebaut werden, aber es war sowieso klar, dass der Senat versucht, das zu unterhöhlen. Unter dem Deckmantel ‚das sind ja Flüchtlingsunterkünfte, die wir hier machen‘, wird der Volksentscheid nun wahrscheinlich verändert. Letzten Endes haben sie also ihren Willen durchgesetzt. Jetzt mal jenseits des Flüchtlingsproblems. Wenn die Menschen in den Hangars wohnen – ist das fürchterlich, finde ich. […] Diese Flächen temporär dafür zu nutzen – in Form von Leichtbauhallen – das wäre eine Variante gewesen, wo ich gesagt hätte: Wenn das winterfest ist und gut funktioniert, dann ja. Aber diese Festbauten da hinzumachen… das ist so ein Trick – und das gefällt mir nicht.“

Spaziergänger*in 2:

„Gute Frage – ich arbeite im Flüchtlingsbereich in Berlin und halte eigentlich nichts von diesen provisorischen Sachen. Ich sehe aber auch, dass Flüchtlinge oft keine wirkliche Perspektive sehen, immer nur von Ort zu Ort geschickt werden und nur für eine kurze Zeit eine Bleibe finden.
Hier auf dem Feld sehe ich es zwiespältig, weil ich mich frage, ob es keine Alternativen gibt. Es gab ja einen Volksentscheid und jetzt mal eben schnell drüber hinweg zu gehen, finde ich nicht so super und stelle mir die Frage, wie man das so weiter angeht – ob zum Beispiel die Bevölkerung nochmal dazu befragt wird.“

Spaziergänger*in 3:

„Ich finde das sehr schlimm für die Leute. […] Besonders für die Kinder. Die Leute müssen natürlich irgendwo unterkommen! In diesen Massenunterkünften geht das doch nur mal für ein paar Nächte, aber dann?“

Spaziergänger*in 4:

„Die Turnhalle ist schon besetzt und dann wollen sie hier diese Leichtbauhallen hinstellen. Irgendwo müssen sie ja bleiben. Man kann sie ja nicht irgendwo aufs Land schicken. Aber die Spannungen, mit denen die leben, bringen sie mit hierher. Hier wird einiges passieren und das wird den Kiez durcheinander bringen. Die müssen ja erst mal klarkommen hier mit ihrem südländischen Temperament.“

Spaziergänger*in 5:

„Wir finden es super, wenn freie Fläche genutzt werden. Schaut man sich an, wie Flüchtlinge im Moment unterkommen müssen, ist es vielleicht gar nicht die schlechteste Idee, neue Hallen für sie aufzubauen. Wir empfinden es nicht so, als ob man uns etwas vom Feld wegnimmt – hier ist ja wirklich genug Platz für alle.“

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