Fair Play auch abseits des Fußballfeldes

Was im Sport gelebt wird, ist auch bei der Herstellung von Fußbällen möglich, weiß Eine-Welt-Promoter Frank Braun und begeistert auf der Zukunftstour in München für faire Bälle.

Frank Braun vom Eine-Welt-Netzwerk Bayern e.V. im Gespräch mit Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller
Frank Braun im Gespräch mit Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller
Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V./I. Wittenzellner

Fair Play, also ein gerechtes Miteinander aller Beteiligten ist im Sport selbstverständlich. Wer sich nicht an die Regeln hält, sieht im Extremfall rot. Was viele nicht wissen: in der Produktion von Fußbällen sind faire Bedingungen für die Näher*innen noch die Ausnahme. Das Eine-Welt-Netzwerk-Bayern will das ändern und informierte auf der Zukunftstour. Frank Braun unterstützt als Regional-Promoter Initiativen und Organisationen in ihrer Eine-Welt Arbeit. Im Gespräch mit Annika Althoff berichtet er über die Problematiken, aber auch Möglichkeiten.

Im Angesicht der Verwirrung um Siegel, muss ich gleich einmal nachfragen, Herr Braun, für was genau steht das Fairtrade-Siegel auf Fußbällen?

Die meisten Fußbälle werden noch immer von Hand produziert. Den Näher*innen wird aber nur der Mindestlohn gezahlt und der ist in Ländern wie Pakistan nicht existenzsichernd, das heißt sie sind nach wie vor auf Zuverdienste ihrer Kinder angewiesen. Bei fair gehandelten Bällen sind mit den Löhnen die Lebenserhaltungskosten gedeckt. Außerdem ermöglicht Fairtrade mit zusätzlichen Prämien Projekte, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessert. Ob Schulversorgung, oder ein Brunnen vor Ort, die Gemeinschaft entscheidet selbst, in was sie investieren möchte.

Wie wird garantiert, dass die Fairtrade-Standards auch eingehalten werden?

Es gibt regelmäßige Kontrollen vor Ort nach einem klar strukturierten Protokoll, wo unter anderem die Buchhaltung überprüft wird und Interviews mit Mitarbeiter*innen geführt werden.

Und wo kann ich einen fair produzierten Ball kaufen?

Das geht zum Beispiel bei der Firma BAD BOYZ BALLFABRIK, oder man setzt sich mit uns, dem Eine-Welt-Netzwerk-Bayern in Verbindung. Wir helfen dann gerne vor Ort um die Bälle zu organisieren. Für Vereine gibt es Vergünstigungen und ab dreißig Stück kann man auch Logo und Design individuell gestalten.

Wie ist die Qualität der Bälle? Sind sie auch für den Profisport geeignet?

Inzwischen gibt es in allen Qualitätsstufen Fußbälle mit Fairtrade-Zertifizierung. Das ist relativ neu. Die Firma BAD BOYZ BALLFABRIK hat das Eis gebrochen, indem sie angefangen hat Bälle aller Qualitätslevels zu produzieren. Es gibt einen Ball, der ist vergleichbar mit dem der Champions League, aber auch Trainingsbälle. Und dabei sind wir sogar günstiger als etablierte Marken. Wenn man zum Beispiel den fairen „Frankenball“ nimmt, der Matchqualität hat, liegt der Verkaufspreis bei 39 Euro. Der vergleichbare Ball von Marktführer Adidas liegt bei 90 Euro und von Nike bei 80 Euro.

Wie kommen die hohen Preise nicht fairer Bälle zustande?

Marketing. Wenn eine Firma es schafft, einen Ball, der in der Anschaffung einen Bruchteil kostet, zu viel mehr Geld zu verkaufen, macht sie das natürlich. Der Preis sagt nichts darüber aus, wie etwas produziert wurde.

Wie hoch ist die Nachfrage für faire Fußbälle?

Fairtrade-Deutschland setzt sich erst seit ein paar Jahren dafür ein und Vielen ist das Thema noch nicht bekannt. Es läuft inzwischen aber langsam an. Fairtrade-Towns kaufen zum Beispiel faire Bälle für Schulen, München hat eine Rahmenvereinbarung und auch Neumarkt hat einen Stadtball produzieren lassen. Es tut sich was. Gut ist, dass auch einige Unternehmen anfangen faire Fußbälle zu kaufen, wie die Lufthansa als Werbegeschenk oder der FC Nürnberg für seinen Fanshop. Es gibt in Pakistan sechs Fairtrade zertifizierte Betriebe und wenn sie alle Bälle auch als solche, das heißt mit dem Logo verkaufen könnten, wäre das super, aber davon sind wir noch weit entfernt. Die Nachfrage ist für ihre Produktionskapazität noch zu gering.

Sind Profivereine auch Abnehmer von fairen Bällen?

Nein. Profivereine sind an die FIFA gebunden und die erlaubt kein anderes Logo auf den Bällen, als ihr eigenes. Adidas, als offizieller Ausrüster führt keine fairen Bälle, bestückt aber die Profiligen, also Champions League und Bundesliga bis runter zur dritten Liga. Alle anderen Vereine entscheiden selbst und dort versuchen wir auch reinzukommen.

Gibt es dazu ein Statement von der FIFA?

Mir ist keines bekannt. Auf ihrer Webseite heißt es, dass sie die Sozialstandards und die ILO Arbeitsnormen einhalten. Die Realität ist aber, wie so oft, eine andere und wenn der Betrieb nicht zertifiziert ist, dann werden die Standards oftmals eben nicht eingehalten.

Wie machen Sie auf das Thema aufmerksam?

Werbung, Veranstaltungen wie die Zukunftstour, mit Menschen reden, Vereine anschreiben, und auch auf die Fairtrade-Städte zugehen, damit sie für ihre Schulen faire Bälle beschaffen. Je mehr Leute wissen, dass es das gibt, umso größer ist die Chance, dass auch etwas passiert. Das Beste wäre natürlich, wenn ein bekannter Sportler Werbung dafür machen würde, dann wäre die Option fair produzierter Fußbälle schlagartig bekannt. Die Sportartikelindustrie ist massiv von den Vorbildern sportbegeisterter Menschen abhängig, aber im Profisport sind die Spieler ebenfalls an Sponsoringverträge gebunden. Ehemalige Profisportler würden sich vielleicht dafür einsetzen. Wir hatten schon Kontakte, aber bisher noch nicht erfolgreich.

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