Fairschmecken

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Ein Kilogramm eingeflogene Erdbeeren aus Südafrika verbrauchen 4800 ml Erdöl – Erdbeeren aus der Region nur 28 ml. // Foto: Louisa Zimmer

Klimaschutz schmeckt, und zwar regional, saisonal, bio und fair! Was man alles beim Lebensmittelkonsum beachten sollte, zeigt die Kampagne „Klimaschutz schmeckt“ der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, die mit einem Stand auf der ZukunftsTour in Magdeburg vertreten war.

Nicht nur Verkehr-, Strom-, oder Wärmeverbrauch zehrt an unseren Energieressourcen und geht auf die Rechnung der Umwelt. Auch mit dem Einkauf und Konsum von Lebensmitteln beeinflussen Genießer*innen die Treibhausgasbelastung unserer Erde. Viel zu oft wird vergessen, welche erheblichen Treibhauseffekte die Lebensmittelproduktion entlang der Produktionskette herbeiführt – vom Acker bis auf den Teller. Ernährung macht in Deutschland sogar ein Fünftel des Ausstoßes klimawirksamer Gase aus.
Etwa 20 bis 35 Prozent der Kohlenstoffdioxidemissionen einer vierköpfigen Familie wird durch ihre Ernährung verursacht. Ein erheblicher Grund, sich einmal gründlich mit dem eigenen Einkauf auseinanderzusetzen! Doch nicht nur der Einkauf ist ausschlaggebend – auch bei der Zubereitung und Aufbewahrung gibt es viel zu beachten.
Auf eine klimaverträgliche Ernährung aufmerksam machen, das hat sich auch die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt zur Aufgabe gemacht. Mit ihrer Kampagne „Klimaschutz schmeckt“ treten sie an Bürger*innen heran und geben Tipps zum klimagesunden Essen und Einkaufen.

1. Weniger ist mehr – bewusster Fleischkonsum

Ausdrücklich empfiehlt die Verbraucherzentrale den bewussten und gemäßigten Fleischkonsum. Der Vergleich zwischen einem pflanzlichen und einem fleischhaltigen Gericht zeigt, dass die Frikadelle deutlich mehr Kohlenstoffdioxid auf dem Gewissen hat als zum Beispiel ein Gemüsebratling.

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Das Gericht mit Fleisch // Foto: Louisa Zimmer

Während das pflanzliche 400-Kalorien-Menü – Mischgemüse in Öl mit Kartoffeln- 130 Gramm Treibhausgase freisetzt, verantwortet die Frikadelle mit Kartoffeln bei 500 Kalorien deftige 1100 Gramm Treibhausgase.
Es gilt also: Weniger ist mehr – lieber weniger oft, dafür aber bewusst ein Stück Fleisch aus fairer Tierhaltung genießen. Oder sogar mal ganz darauf verzichten. Das Klima freut sich!

 

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Das vegane Gericht // Foto: Louisa Zimmer

2. Obst und Gemüse – die Schätze unserer Natur

Lebensmittelexperten empfehlen mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu sich zu nehmen. Dabei gibt der Obst- und Gemüsegarten viel her, an Vielfalt mangelt es nicht. Spannend ist es auch, alte, regionale Obst- und Gemüsesorten mal wieder zu testen. Wie schmeckt eine Pastinake? Oder die ursprünglich schwarze Möhre? Der pflanzlichen, klimafreundlichen Küche sind keine Grenzen gesetzt – außer vielleicht die der Landesgrenzen. Auch im Gegensatz zu Milchprodukten strahlt die Klimaverträglichkeit der pflanzlichen Lebensmittel auf dem Klima-Treppchen. Wie beim Fleisch gilt es, milchhaltige Produkte in Maßen zu genießen – zugunsten der eigenen Gesundheit und die der Erde.

3. Mehr Bio, weniger Pestizide

Auch auf die Art und Weise des Anbaus und der Produktion unserer Lebensmittel sollte man achten. Biologische Lebensmittel haben den Vorteil, weniger schadstoffbelastet zu sein, da Biobauer*innen auf die Mittel der Natur zurückgreifen. Außerdem bilden ökologisch bewirtschaftete Böden Humus, welche Treibhausgase speichern können. Durch den Verzicht synthetischer Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Wachstumsregler wird ebenfalls die Umwelt geschont. Die Produktion dieser Mittel erfordert eine Menge Energieressourcen, auf die Biobauer*innen getrost verzichten können.

4. Verzicht von Flugware

Der Import von Lebensmitteln per Flugzeug verursacht 100mal mehr klimawirksame Emissionen als der Transport mit dem Schiff. Bedenkliche 10 bis 16 Prozent aller durch Lebensmitteltransporte entstandenen Treibhausgase verantwortet die Flugware.
Typische Fluggüter sind übrigens leicht verderblich und müssen frisch verzehrt werden. Bisher werden Luftfrachtgüter noch nicht gekennzeichnet – doch bei vielen Produkten, beispielsweise Fisch aus Afrika oder Island, Spargel aus Peru oder Hummer aus Kanada kann man sich über den Transport per Flugzeug sicher sein. Mehr Informationen bietet auch die Broschüre der Verbraucherzentrale.

5. Saisonal und regional einkaufen

Wer weiß heute noch, wo seine Kartoffel vom Mittagessen gewachsen ist oder wie die Kuh, welche die Milch aus dem morgendlichen Kaffee erzeugt hat, heißt? Durch die Discounter-Kultur hat der Großteil unserer Gesellschaft und den Bezug zu Lebensmitteln, insbesondere zu ihren Lebensmittelerzeuger*innen verloren. Deshalb ist es wichtig, den Einkauf wieder gezielter nach dem Saisonkalender und der Region zu richten. Mittlerweile gibt es viele Wege, nachhaltiges Einkaufen zu erleichtern. Durch Gemüsekisten oder das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft kann der Konsument oder die Konsumentin wieder eine engere Beziehung zu Lebensmittelerzeugern aufbauen und gewinnt eine völlig neue Perspektive auf seine Nahrung.
Das tut auch der Umwelt gut, denn Produkte aus dem beheizten Gewächshaus verursachen bis zu 30mal mehr Treibhausgase als regionale und saisonale Lebensmittel.

6. Tipps für den Haushalt

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Wo was im kühl lagern? // Foto: Louisa Zimmer

Warum für den Einkauf immer das Auto nehmen? Das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel tun es auch, wenn es sich nicht unbedingt um einen Großeinkauf handelt.
Wichtig ist es übrigens dann auch, die Lebensmittel korrekt zu lagern. Im Kühlschrank gibt es zu jedem Produkt den richtigen Platz. Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt lässt neugierige Besucher*innen raten, wo welches Produkt am Besten gelagert wird.
Wenn der Wert unserer Lebensmittel und die Beziehung zu den Lebensmittelerzeugern wieder steigen sollte, so würde auch die Problematik der Lebensmittelverschwendung bekämpft werden. Allein der vermeidbare Lebensmittelabfall der EU verursacht jährlich ebenso viele Treibhausgase wie die der ganzen Niederlande.

Fazit

Schlussendlich ist es den Verbraucher*innen selbst überlassen, welche Priorität sie ihrem Lebensmittelkonsum geben. Wichtig ist es jedoch, dabei zu bedenken, dass wir alle Verantwortung für unsere Erde tragen – von welcher wir nur eine haben. Regionale, bürgernahe Projekte wie die der Verbraucherzentrale stoßen zu einem bewussteren Konsum an –  und sind aufgrund dessen lobenswerte Projekte mit enormen Wirkungsgrad. Was wir brauchen, sind mehr davon!

 

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