Bezirk unter der Lupe: PANKOW

Der bevölkerungsreichste Bezirk von Berlin boomt vor Einwohnern und Einwohnerinnen und hat ein riesiges Problem mit Platzmangel. Lea Keßler und Marcel Kupfer haben sich das gemeinsam mit den Teilnehmenden des Jugendforums Stadtentwicklung genauer angeschaut.

Bei der Exkursion besichtigten die Teilnehmenden z.B. ein Denkmal des Genossen Lenin. Leider hat er am Sockel ein wenig Farbe abbekommen. Foto: Laura Lubahn

Wie viel Platz dem bevölkerungsreichsten Bezirk Berlins in einigen Jahren fehlen wird, lässt sich aber nicht ganz genau vorhersagen. Denn die Prognosen, die zum Zuzug an Bewohnerinnen und Bewohnern in den letzten Jahren erstellt worden waren, immer weit übertroffen wurden. Aktuell geht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt von einem Anstieg der gesamten Bevölkerung der Hauptstadt um 7,5 Prozent bis 2030 aus.

Um eine Eskalation der Situation zu vermeiden, sollen nun 1.500 neue Wohnungen im Stadtteil Prenzlauer Berg geschaffen werden. Dadurch würden allerdings zahlreiche Parkmöglichkeiten entfallen und eine zentrale Straße verlegt werden müssen.

Verständlicherweise treten deshalb bei der Planung Konflikte zwischen betroffenen Bürgerinnen und Bürgern Pankows und der Kommunalverwaltung auf.

Um sich von dem Sachverhalt einen näheren Eindruck verschaffen zu können, besuchen die Teilnehmenden des 11. Jugendforums Stadtentwicklung einen Gebäudekomplex aus den 70er Jahren an der Hanns-Eisler-Straße. Sie werden fachkundig begleitet vom Ausschussvorsitzenden der Bezirksverordnetenversammlung Mike Szidat (SPD), seiner Stellvertreterin Frau Dr. Cordelia Koch (Bündnis 90/Die Grünen) und einem Architekten und sachkundigen Bürger, Jonas Dimter (Bündnis 90/Die Grünen).

Der Entfall von Parkplätzen stellt die vorwiegend älteren Anwohner vor enorme Probleme, da diese häufig nicht auf ein Fahrrad oder den ÖPNV ausweichen können oder wollen. Dr. Cordelia Koch (Grüne) gab zu bedenken, dass es sehr schwierig sei, Bürgerinnen und Bürger aus ihren alten Gewohnheiten zu reißen. Ein Lösungsansatz zur Erhaltung der Parkplätze sind so genannte „Parkpaletten“. Diese könnten  im Innenhof platziert werden. Ihnen  müssten einige, dort wachsende Pflanzen weichen, was auch zu einem Einbüßen von Lebensqualität führen könne.

„Da Berlin chronisch pleite ist und sich totsparen muss, sind während der letzten Jahre vor allem im Bereich der sozialen Infrastruktur gravierende Defizite entstanden“, erklärt Mike Szidat (SPD). Diese sollen nun behoben werden und mit in den großflächigen Bebauungsplan einfließen, sodass auch das unmittelbare Umfeld bereits bestehender Wohnhauskomplexe erneuert würde.

„Die neuen Gebäude erscheinen zwischen den alten Genossenschaftsbauten sonst wie Ufos“, begründete auch die Organisatorin des Jugendforums Stadtentwicklung, Almuth Tharan vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen.

Die Erarbeitung eines passenden Wohn-, Parkplatz- und Klimakonzeptes wird mindestens bis Anfang 2018 andauern, da viele unterschiedliche Interessen beachtet werden müssen. Integrativ sollte das Stadtkonzept auch sein, weil dies die Voraussetzung für eine erfolgreiche Akquirierung von Fördergeldern ist.

Wohnungsbau ist teuer

Die Grünen wollen Bauen. Grund hierfür ist die günstige Verkehrsanbindung. An den Orten, wo sowieso schon Hochhäuser stehen, können auch noch ein paar mehr entstehen, hieß es von Dr. Cordelia Koch. Allerdings sprechen auch Gründe dagegen, am meisten die Problematik „teurer Wohnraum“. Hochhäuser bauen ist teuer. Außerdem müssen die aus DDR-Zeiten bestehenden Häuser renoviert werden, da aufgrund geringer Mieten kein Kapital vorhanden war, die Immobilie instand zu halten.

Eine intelligente Bauweise der Häuser ist auch ein wichtiger Planungsfaktor. Vorbildlich sind hierfür die Häuser in Pankow, welche über mehrere Hinterhöfe verfügen.  So ist eine Vielzahl an Wohnungen auf engem Raum unter angenehmen Bedingungen gegeben.

Außerdem müssen dringend Schulen geschaffen werden. Gerade vor 15 Jahren musste man Schulen verkaufen, da ein Überschuss vorhanden war und heute fehlt es regelrecht an Schulplätzen. Der Spaziergang geht weiter durch den Thälmann-Park, wo vor allem sechs-geschossige Gebäude vorzufinden sind.

Der besuchte Ort in der Nähe der Hanns-Eisler-Straße ist geprägt von vielen Wohnblöcken, die zur der DDR-Zeit errichtet wurden. Foto: Laura Lubahn

Was den Teilnehmenden als Erstes auffällt und in der Runde kritisiert wird, sind die Graffitis. Sie machen weder vor Parkbänken, noch vor Wohnhäusern halt.

Ein Haus für die Nachbarschaft

Am Berliner Helmholtzplatz moderiert Frau Dorothea Carl (Mitglied des Fördervereins Helmholtzplatz e.V.) und gibt der Gruppe Einblicke in die Tätigkeiten des Vereins.

Sie berichtet von den aktuellen Umständen am Helmholtzplatz, unter anderem auch von den auftretenden Problemen. Darunter zählt der Aufenthalt von alkoholsüchtigen Menschen vor Ort. Diesen beobachtet sie  über mehrere Jahrzehnte.

Ihr Verein betreibt ein Haus, das von Bewohnerinnen und Bewohnern des Kiezes gemeinschaftlich genutzt werden kann. Die Mitglieder nennen es „Nachbarschaftshaus“. Es war zunächst nach dem Bau im Jahr 1956 ein Toilettenhaus, das von den Alkoholsüchtigen in Anspruch genommen wurde. Im Laufe der Zeit, nach einer Phase, in der das Haus leer stand, wurde daraus das heutige Nachbarschaftshaus. Viele engagierte Zugezogene unterstützen das Vorhaben des Vereines, dies als soziale Einrichtung zu betreiben.

Dorothea Carl erklärt der Gruppe Interessantes zum Zusammenleben am Helmholtzplatz. Foto: Laura Lubahn

Zudem wissen viele Menschen nicht, ob es sich hierbei wirklich um eine öffentliche Fläche handelt, die gemeinschaftlich genutzt wird.

Frau Yamina Berul (seit 2010 im Vorstand) teilt den Teilnehmenden aber mit, dass dieses Problem sich geändert habe. Ihr Haus wird zunehmend als „offen für alle“ gestaltete Begegnungsstätte wahrgenommen. Dorothea Carl hofft zukünftig auf Unterstützung von Jugendlichen, die sich ehrenamtlich in den Verein einbringen.

Lea und Marcel

Lea und Marcel sind beim 11. Jugendforum Stadtentwicklung zum ersten Mal gemeinsam als Schreibende am Start.

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