Das Gut der Pressefreiheit ist eines, für das es sich zu kämpfen lohnt. Doch wie lässt sich Pressefreiheit in der Realität angemessen umsetzen? Eine Frage, mit der sich politikorange-Reporterin Vivienne Fey beschäftigt hat.
Im internationalen Vergleich der Pressefreiheit belegt Deutschland Platz 11. Das ist ein Platz, der zeigt, dass es uns in Deutschland verhältnismäßig wirklich gut geht, aber auch ein Platz, der zeigt, dass die Pressefreiheit keinesfalls uneingeschränkt vorhanden ist. Und genau das scheinen die Redakteur*innen schon längst verstanden zu haben. Netzpolitik.org ist eine Plattform für digitale Freiheitsrechte, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Freiheit des journalistischen Arbeitens im digitalen Zeitalter zu verteidigen und den neuen Herausforderungen gerecht zu werden.
Journalist zu sein, war nie das Ziel
Dass die Berichterstattung dabei nicht immer objektiv erfolgt, liegt auf der Hand. Doch das ist auch nicht die Mission. Vielmehr ging es den Redakteuren von Anfang an darum, durch „subjektiven Journalismus“ auf Probleme und Missstände aufmerksam zu machen, die sonst vielleicht unerkannt blieben, was sich auch in der Entstehungsgeschichte widerspiegelt: „Dass wir wirklich journalistisch arbeiten, wurde uns erst so richtig bewusst, als wir Preise bekamen, bevor wir überhaupt unsere Presseausweise hatten“, erinnert sich Markus Beckedahl als Mitbegründer und heutiger Chefredakteur an die Anfänge zurück. Damals vor 15 Jahren bestand die Arbeit noch im Betreiben eines einfachen Blogs, auf dem Artikel timeline-artig erschienen, wie man es heute von Facebook und Instagram kennt.
Eine neue Form des Journalismus
Mittlerweile schreiben 16 Redakteur*innen über die brisantesten Themen und haben es sogar geschafft ganz neue Ansprüche an das journalistische Arbeiten in Deutschland zu stellen. Liegen zum Beispiel interessante und zu kritisierende Dokumente einer Behörde vor, werden die Redaktionsmitglieder nicht nur über deren Inhalt berichten, sondern den Beweis sogar direkt veröffentlichen. „Um die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Presse zu erhöhen, aber auch um den Lesern die Möglichkeit zu bieten den Vorwurf direkt zu prüfen und zu hinterfragen. Vieles ist Interpretationssache und auch wir können uns irren“ erklärt Markus das außergewöhnliche Vorgehen.
Ein Appel, selbst aktiv zu werden
Doch die Mission geht über das bloße Informieren und Aufdecken von Skandalen hinaus. Sie wollen auch dazu anregen, selber kritisch zu denken und schließlich auch zu handeln. So verweist Markus beispielsweise auf die Internetplattform FragDenStaat.de, auf der der eigentlich juristisch aufwendige Prozess zur Anforderung von Dokumenten bei Behörden durch ein automatisch generiertes Schreiben erleichtert wird. Somit wird es jedem Bürger ermöglicht, das Recht auf Informationen auch wirklich zu nutzen. Sie selbst machen davon regelmäßig Gebrauch und scheuen keine Mühen, klagten sich einmal sogar fast 4 Jahre von Instanz zu Instanz um schließlich die für die weitere Recherche wichtige Teilnahmeliste einer Kabinettssitzung zu erhalten. Nichtsdestotrotz wünscht sich Markus mehr Rechte für Journalisten und vor allem mehr Transparenz. „Es ist ein bedeutender Unterschied, ob ich als Journalist erst mein Recht einklagen muss oder ob der Staat transparent arbeitet und ich es dadurch ganz einfach in Anspruch nehmen kann.“