Politik ist nur was für Privilegierte. Oder? 

Die Teilnehmer*innen der JugendPolitikTage wurden möglichst divers zusammengesetzt. So denken sie über diese Aussage. 

Federico Svezia im Gespräch mit einem Schulkollegen (Foto: Jugendpresse Deutschland / Lennard Jördens)

Federico Svezia im Gespräch mit einem Schulkollegen (Foto: Jugendpresse Deutschland / Lennard Jördens)

Christoph Mahle und weiterer junger Mann stehen je mit einem Apfelsaft in der Hand an einem der Tische des Veranstaltungsraumes und unterhalten sich. Christoph trägt einen Anzug, sein Gegenüber ein Poloshirt. Vor zwei Jahren sind sie sich auf der young leaders Akademie schon einmal begegnet. Beide sind Teilnehmer der JugendPolitikTage, beide nach eigener Einschätzung privilegiert – Christoph ist auch Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung. Doch sie sind überzeugt: Wenn man Interesse und Engagement habe, dann finde man auch unabhängig der sozialen und finanziellen Herkunft Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren.  

Selin Akin findet, das sei zu idealistisch gedacht. Sie selbst ist das jüngste Mitglied des Stadtrates in Ludwigsburg und studiert an der Universität Tübingen Politik und Rhetorik. Politische Tätigkeiten seien in der Regel ehrenamtlich und zeitaufwändig, so Akin. Man müsse es sich also leisten können, diese Zeit auch zu investieren. Wenn man aber arbeiten oder in der Familie mithelfen müsse, seien diese Kapazitäten nicht gegeben.  

Neben Geld und Zeit braucht es für politisches Engagement noch etwas anderes: Kontakte. “Man kennt sich hier”, sagt Federico Svezia. Er ist in der SMV seiner Schule  aktiv. Bei Veranstaltungen wie den JugendPolitikTagen treffen sich seiner Meinung nach oft die gleichen Leute – so wie Christoph. Jan Langeloh sieht das anders. Er findet, dass sowohl in der Politik als auch bei den JugendPolitikTagen Menschen mit verschiedensten Hintergründen aufeinandertreffen. Durch die unterschiedlichen Hintergründe hätten Menschen auch unterschiedliche Motivationen, sich politisch zu engagieren. Karl Rödiger vom Jugendparlament Jena meint, dass Politik dann beginne, wenn man sich aufregt und deshalb für politische Themen einsetzt.  

Wie Politik zugänglich wird 

Tai Tran Xuan findet, dass die Hürden, sich zu engagieren, hoch seien. Die Anreise und Teilnahme an Veranstaltungen koste oft Geld, für die Bewerbung dazu brauche es sprachliche Skills.  Der Zugang zu Politik sei leichter, wenn auch die Eltern politisch interessiert seien, findet Tai.  

„Ich will da was ändern“, sagt Meryem Sen. Ihr Ziel ist es, die Sichtbarkeit von Veranstaltungen und Teilhabemöglichkeiten zu erhöhen. Jugendlichen müsse man mehr auf Augenhöhe begegnen, zum Beispiel durch mehr Öffentlichkeitsarbeit auf Plattformen wie TikTok oder Instagram. Das sei der Weg, um viele Jugendliche zu erreichen. Doch nicht nur online soll der Zugang zu Informationen leichter werden. Florian Gashi aus Baden-Baden findet, dass Schulen eine wichtige Rolle spielen sollten, wenn es um Hinweise zu Veranstaltungen, Förderungen und den Zugang zu politischen Themen gehe. Er selbst ist durch Tipps seiner Lehrerin auf Veranstaltungen aufmerksam gemacht worden. In der Schule werde jeder erreicht, unabhängig vom Hintergrund.  

Ob Politik nur was für Privilegierte ist? – Der Tenor unter den Teilnehmenden ist, dass auch wenn es Hürden gibt, die Chancen zur Teilhabe da sind – wenn man für ein Thema brennt, politisch interessiert ist und Willen zur Veränderung mitbringt. 

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