Auf dem Sticker sieht man den Twittervogel, sein Schnabel ist durch eine Schnur verbunden. Mit solchen Aufklebern macht Reporter ohne Grenzen auf die Gefährdung der Pressefreiheit weltweit aufmerksam. Unsere Autorin Anna Abraham fragt, wie helfen sie Journalist*innen konkret?
„Wenn ein Reporter irgendwo auf der Welt ein Problem hat, wenn er angegriffen wurde oder zum Beispiel jemand seine Ausrüstung beschädigt wird, kann er uns anrufen“, erklärt Sylvie Ahrens-Urbanek, Teamleiterin Kommunikation bei Reporter ohne Grenzen. Dann versucht das Nothilfereferat der NGO, die beschädigte Ausrüstung zu ersetzen, Anwaltskosten zu bezahlen oder eventuell auch für medizinische Unterstützung zu sorgen. Gerade der Fall Deniz Yücel zeigte jedoch, dass dies nicht immer so funktioniert, wie erhofft. Der WELT-Korrespondent kam Ende 2017 in der Türkei in Untersuchungshaft. Auf öffentlichen Druck hin durfte er das Gefängnis schließlich nach einem Jahr verlassen. „Leider sitzen aber immer noch hunderte Journalist*innen in den Zellen fest“, berichtet Ahrens-Urbanek. Sind sie weniger bekannt oder nicht so eng mit einem wichtigen Partnerland wie Deutschland verbunden, wird es schwierig Einfluss zu nehmen für Reporter ohne Grenzen.
Fortbildungen über die Sicherheit im Netz
Präventativ versuchen sie das schon vorher und bieten ein Stipendienprogramm für Journalist*innen, Fotograf*innen oder Blogger*innen an. Menschen aus Krisengebieten haben die Chance, sich zwischen drei und vier Monate lang in Berlin fortzubilden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Internet und darauf, wie man sich und seine Quellen online gut schützt. Besonders wichtig ist dies in Ländern mit Zensur und Überwachung. Kehren die Stipendiat*innen in ihre Heimat zurück, geben sie ihr Wissen weiter und helfen so, Berichterstattung möglich zu machen. Eine andere Art der Unterstützung bietet die spezielle Versicherung für Mitglieder, die in Kriegsgebieten arbeiten. Wer akut gefährdet ist und sein Land verlassen muss, dem erleichtern sie den Vorgang für den Asylantrag.
Öffentlichkeitsarbeit für die Pressefreiheit
Vor allem aber informiert Reporter ohne Grenzen über das Recht der freien Meinungsäußerung, das Recht auf Informationsfreiheit. Auf ihrem Blog veröffentlichen sie regelmäßig Aufforderungen an Organisationen, wie Ende April einen Appell an die WHO, taiwanesische Reporter*innen nicht von den Aktivitäten der WHO auszuschließen. Regelmäßig klären sie Besucherguppen im Hauptstadtbüro über ihre Arbeit und die Wichtigkeit ihrer Rechte auf. Unter dem Hashtag #auchdeinefreiheit riefen sie Anfang diesen Jahres Schüler*innen dazu auf, sich kreativ mit dem Thema Pressefreiheit auseinanderzusetzen.
Am bekanntesten ist die Organisation wohl für ihre Weltkarte der Pressefreiheit. Jedes Jahr ermittelt die Organisation mit Fragebögen den weltweiten Zustand der Pressefreiheit. Kriterien dabei sind zum Beispiel die Anzahl der tätlichen Übergriffe, inwieweit es Selbstzensur oder Medienvielfalt gibt. Ihr Engagement hat aber Grenzen. Wie man in Deutschland der Konzentrierung der Medien und Verkleinerung der Medienvielfalt entgegenwirkt, dazu haben sie keine Antwort. „Das ist auch nicht unsere Aufgabe“, so Frau Ahrens-Urbanek. Diese sehen sie im Informieren und es scheint zu wirken: „Seit unserer Gründung im Jahre 1985 ist der Wert der Pressefreiheit weltweit immer mehr in den Fokus gerückt“, stellt sie fest. Und auch das helfe Journalist*innen.