In der print-Ausgabe der politikorange zum Thema Rassismus findet ihr kurze Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Jugendorganisationen der Parteien. Hier auf dem Blog gibt es ausführlichere Antworten.
Was sind die Probleme unserer Zeit?
Rechte und nationale Kräfte werden in Europa und weltweit immer stärker. Ihre Aussagen gewinnen an Deutungshoheit. Die großen Probleme Klimawandel, Hunger, Armut und Krieg können im Kapitalismus nicht gelöst werden.
Welche Rolle spielt Identität für Dich?
Identität ist ein schwieriger Begriff, in dem viel Negatives mitschwingt.
Negativ ist Identität dann, wenn man sich über Dinge identifiziert, die Zufall sind, wie zum Beispiel die Herkunft und sexuelle Orientierung. Diese Form der Identität wird oft genutzt, um andere zu diffamieren, das heißt: um manche ein- und andere auszugrenzen.
Positiv ist Identität, wenn dadurch ein Raum der Befreiung geschaffen wird. So ist das beispielsweise beim Feminismus, wenn sich Frauen darüber identifizieren, Frauen zu sein, die für mehr Teilhabe und Gerechtigkeit einstehen.
Wie entsteht Rassismus?
Rassismus beginnt schon, wenn man in Rassen und ähnlichen Kategorien denkt und damit Trennungen und Unterschiede schafft. Selbst, wenn es keine oder keine gewollte Diffamierung ist, ist eine Einteilung in Kategorien der Beginn von Rassismus.
Da Rassismus schon in der Kindheit entstehen kann, ist Bildungsarbeit besonders wichtig. Man muss Kindern erklären, warum wir alle gleich sind.
Was tut Deine Jugendorganisation gegen Rassismus?
Wir stellen uns Nazis und anderen rechten Spinnern auf der Straße entgegen und sind in vielen Bündnissen gegen Rechts aktiv. Allerdings besteht Rassismus nicht nur aus Naziaufmärschen. Es gibt ihn auch bei Behörden, die Flüchtlinge nicht ordentlich behandeln. Generell fordern wir eine Migrationspolitik, die Menschen nicht in „illegal“ und „legal“ einteilt und Grenzen abbaut.
Was willst Du unseren Leserinnen und Lesern zum Thema Identität und Rassismus noch mitgeben?
Ich möchte ihnen ans Herz legen, dass sie reagieren, wenn ihnen Rassismus im Alltag und im Netz begegnet. Egal, ob es um Nazis in der U-Bahn oder um die eigene Oma am Familientisch geht. Das Wichtigste ist, zu Rassismus niemals zu schweigen. Es wird für die Betroffenen schlimmer, wenn ihnen keine Solidarität entgegengebracht wird. Es ist entscheidend, dass wir uns alle gegen den Rechtsruck stellen.