Pöbelnd und Bier trinkend am Straßenrand – das ist ein Jugendbild, das immer noch sehr verbreitet ist. Zum Thema Jugendbilder hat sich eine Arbeitsgruppe auf der Jugendkonferenz eingefunden, um darüber zu diskutieren und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.
Wer Jugendliche eigentlich sind, lässt sich scheinbar einfach herausfinden. Die Bundesregierung sagt, dass alle Menschen zwischen 12 und 27 Jahren Jugendliche seien.
Die Frage nach den Bildern von Gesellschaftsgruppen ist wichtig, da diese nicht nur die Basis für den gesellschaftlichen Umgang bilden, sondern auch beeinflussen wie für sie Politik gemacht wird. Genau deswegen ist es wichtig, sich mit dem Bild auseinanderzusetzen, das die Gesellschaft von den Jugendlichen hat.
An das Thema wurde zunächst spielerisch herangegangen. Die Teilnehmenden schlüpften in die Rollen einer fiktiven Kleinstadt in Deutschland. Das Rollenspektrum reichte von Positionen in der Kommunalpolitik über einen mittelständischen Unternehmer bis hin zu Jugendlichen verschiedenster Art, vom politisch Engagierten bis zu einer ambitionierten Fußballspielerin. Besonders herausfordernd war es für die Teilnehmenden, die gegen eine aktive Jugendpolitik argumentieren mussten, ihrer Rolle gerecht zu werden. Gerade hier wurde deutlich, wie viele unterschiedliche Interessen hinter jugendpolitischen Themen stecken. So differenziert sich das, was die Jugendlichen erreichen wollen, nicht nur sehr nach Interessensgebiet, sondern auch von den Interessen der Erwachsenen, die eine große Rolle spielen. Hinzu kommt noch, dass die Entscheidungsträger und -trägerinnen zumeist eine andere Position als die der Jugendlichen vertreten, und dementsprechend diese auch nur bei beidseitigem Vorteil hinreichend vertreten werden. Klar wurde, dass es doch sehr schwierig ist, all diese Einzelinteressen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und umzusetzen.
Individualität kontra Pauschalisierung
Jana Schröder, Referentin im Referat Eigenständige Jugendpolitik des Bundesjugendministeriums, betonte, dass sich auch die Regierung mit Problemen zum Thema Jugendbilder konfrontiert sieht. Wie solle das Ministerium eine Politik für Jugendliche machen, wenn die Jugendlichen doch keine homogene Gruppe seien? Dementsprechend sei es auch unmöglich, eine Politik „für die Jugendlichen“ zu machen. Sie sprach sich dafür aus, dass man nicht mehr von „den Jugendlichen“ als einer pauschalisierten Gruppe sprechen sollte, sondern vielmehr, das der Fokus auf die individuellen Interessen gelegt werden sollte.
Natürlich spielen auch die Medien eine bedeutende Rolle bei den Bildern, welche die Gesellschaft von den Jugendlichen hat. Die Teilnehmenden der AG monierten alle, dass die Medien ein teilweise sehr undifferenziertes Bild von Jugendlichen zeichnen. Die Jagd nach Skandalen oder Erfolgen würde ein nicht realistisches Bild von Jugendlichen kreieren. Die Jugendlichen forderten, dass in den Medien die Vielfalt an Jugend und deren Kulturen dargestellt werden müsse. Doch mit dieser Kritik wurde nicht nur die Jugendberichterstattung der Medien kritisiert. Es ging ihnen auch um einen Großteil des Systems Medien, das Nachrichten natürlich auch basierend auf Relevanzkriterien veröffentlicht, wodurch häufig die negativen Aspekte in Form eines Skandals betont werden.
Jugendquote im Parlament
Dieses Problem existiert jedoch nicht nur in den Medien. Für jeden ist es einfacher, Menschen in Kategorien einzuteilen, von denen man eine klare Vorstellung hat. Und obwohl Jugendliche eine große Gruppe darstellen, sind sie aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive eine Minderheit, welche man in ihrer gesamten Varietät kaum überschauen kann. Die Arbeitsgruppe fand dafür klare Worte: „Jugendbilder sind einfach Blödsinn“, stellte ein Teilnehmer fest, man solle vielmehr „das Schubladendenken auflösen“.
Daraus hervorgehend entstanden die Abschlussforderungen der AG, die sie am Sonntag dem Bundesjungendministerium und weiteren Gästen vorstellen werden. Nach langen Diskussionen ergab sich die Forderung nach einer Jugendquote in den Parlamenten, also einer gewissen Anzahl von Abgeordneten, die zwischen 18 und 27 Jahren alt und damit noch jugendlich sind. Weiter forderten sie mehr Jugendliche in den Entscheidungsgremien der Medien, eine stärkere Zusammenarbeit zwischen jung und alt, sowie Schulungen für Erwachsene von Jugendlichen zum Umgang mit Jugendlichen. Auf Basis dieser Forderung sowie denen aller anderen Arbeitsgruppen der Konferenz wird von der Koordinierungsstelle ein neues Strategiepapier entwickelt.