Manche Fragestellungen erfordern eindeutige Entscheidungen – aufgrund von Geld-, Zeit oder Personalmangel. Aber was tun, wenn beide Ansätze attraktiv erscheinen? Im Jugendparlament auf der Zukunftstour in Bonn konnten Jugendliche genau das ausprobieren.
Entscheidungen zu treffen ist selten eine beliebte Aufgabe. Die Wahl zwischen Schokoladeneis und Vanilleeis fällt da noch verhältnismäßig leicht. Ganz anders sieht es aus, wenn Entscheidungen weitreichende Folgen haben oder solche, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel (CDU) sagt:
„Entscheidungen sind geprägt von einem Mix aus Sachargumenten, persönlicher Erfahrung, Hintergründen, moralischen Beweggründen sowie weiteren Leitbildern“.
All diese inneren Stimmen müsse man bedacht gegeneinander abwiegen. Sie rät, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren.
„Wünschen hilft in der Politik nicht viel. Auf der Ebene von sollten, könnten, müssten ist man sich schnell einig! Die Realität ist jedoch begrenzt von Ressourcen wie Zeit, Geld und Personal.“
Sich mit der Realität auseinandersetzen – das klingt leichter gesagt als getan, deshalb versuch es doch einmal selbst:
Stell dir vor dir steht ein festes Budget zur Verfügung und du musst dich entscheiden, in welchen Ansatz du das Budget investierst.
Reduzierung des Klimawandels oder Anpassung an den Klimawandel?
Klimawandel ist ein Thema mit viel Diskussionspotential und Handlungsbedarf. Worauf würdest du alle Anstrengungen setzen? Sagst du: Die unkontrollierte Entwicklung des Klimawandels ist vermeidbar und stimmst somit für die Reduzierung des Klimawandels? Setzt dich also beispielsweise für die Einhaltung eines 2 Grad Ziels und die Reduzierung der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt ein. Oder positionierst du dich anders und meinst: Aufhaltbar ist der Klimawandel nicht mehr, eine Reduzierung ist unrealistisch. Das heißt du versuchst Schutzmechanismen zu etablieren, um bestmöglich gegen die Veränderungen des Klimas gewappnet zu sein.
Erhebung von Einführzöllen auf Nicht-Fair Trade Produkte oder Schaffen eines Global Partnership for Fair Trade?
Das Produkt, welches du im Supermarkt kaufst, hat oft einen langen Weg hinter sich. Dabei ist es nicht immer fair zugegangen. Meist profitieren die Bauern*innen, Weber*innen und Fabrikarbeiter*innen nur marginal. Wie kann man das verhindern? Bist du der Meinung, die Erhebung von Einfuhrzöllen auf Nicht-Fair Trade Produkte wäre ein probates Mittel? Das würde bedeuten, dass alle unfair gehandelten Produkte für Produzent und Konsument teurer werden. Eine „erzieherische“ Wirkung wäre denkbar. Oder vertrittst du die Position: Fair-Trade geht nur global. Weltweit sollten wir Standards festlegen, die bindend für alle Partnership-Mitglieder sind?
Integration durch Bildung oder Bekämpfung der Fluchtursachen?
Die internationale Lage mit über 60 Millionen Flüchtlingen ist ein drängendes Thema. Wie schafft man es, diesen Menschen zu helfen? Denkst du Integration durch Bildung ist der einzuschlagende Weg? Ist Sprache ist der Schlüssel für Integration und es ist sinnvoll, Gelder in Sprach- und Integrationskurse zu investieren? Bildung kann auch digital stattfinden und somit Menschen an jedem Ort der Welt erreichen. Oder legst du den Fokus eher auf die Bekämpfung der Fluchtursachen und siehst nur darin eine nachhaltige Lösung? Dies kann zum Beispiel in Form von Streitschlichtung und Unterstützung der Zivilgesellschaft durch Nahrungsmittel geschehen.
Gar nicht so leichte Entscheidungen oder? Das Jugendparlament auf der Zukunftstour in Bonn entschied sich nach hitzigen Debatten für: Reduzierung des Klimawandels, Global Partnership for Fair-Trade und die Bekämpfung der Fluchtursachen. Vielleicht erinnerst du dich ja daran, wenn du das nächste Mal ratlos vor der Eistheke stehst!