Der Energiewirtschaft fehlen Frauen. Da könnte der BDEW einiges besser machen. Ein Kommentar von Caroline Ellenberger.
Schon der erste Blick auf die Referentenliste des BDEW-Kongress macht stutzig: Unter den 42 Referenten sind genau zwei Frauen, darunter die Kanzlerin. Das ist in erster Linie vor allem schade – denn es gibt sie, die Frauen in der Energiebranche, obwohl sie natürlich deutlich unterrepräsentiert sind: Gerade einmal zehn Prozent der Auszubildenden sind weiblich, im Vorstand eines deutschen Unternehmens in der Energiebranche gibt es genau eine Frau – ausgerechnet die ehemalige Vorsitzende des BDEW. Bis vergangenes Jahr war Hildegard Müller Geschäftsführerin, die gleichzeitig Merkel-Vertraute ist und mittlerweile im Vorstand von RWE sitzt. Die Branche insgesamt ist damit Schlusslicht – und hat bislang nicht von dieser Vorreiterin profitiert. Es scheint viel mehr ein kurzfristiges Phänomen gewesen zu sein, das mal kurz aufgetaucht, schon wieder verschwunden ist.
Doch welche Wirkung zeigt sich davon im Nachhinein? Auf diesem Kongress werden den Teilnehmenden nach wie vor hauptsächlich Anzugträgern begegnen, die damit dem klassische Bild des weißen, zumeist älteren Mannes entsprechen. Und die heterogene Masse scheint sich damit nicht unwohl zu fühlen. Es ist ein akzeptiertes Problem. Wie auch, wenn sie selbst hauptsächlich aus weißen alten Männern besteht?
Strukturelle Voraussetzungen schaffen
Den Stillstand in der Geschlechterverteilung zu erkennen, ist die eine Sache. Doch diese Tatsache gedankenlos hinzunehmen eine andere: Es muss nicht unbedingt eine verbindliche Frauenquote sein, viel mehr könnte darüber nachgedacht werden, ob die strukturellen Voraussetzungen eine ausgewogenere Verteilung überhaupt zulassen. Danach muss man handeln.
Ein weiteres Problem ist der fehlende Nachwuchs, vor allem Frauen zeigen immer noch zu wenig Interesse an dieser konservativen Branche. Also Interesse schaffen? Mit dem männerdominierten Image von heute ist das nicht gerade ein Antrieb, in die Energiewirtschaft einzusteigen. Tatsächlich würde auch ein neuer Blickwinkel dem Verband mal ganz guttun. Neue Probleme im Zuge des Klimawandels und der Energiewende fordern neue Lösungsansätze – warum nicht auch die Kompetenzen von Frauen nutzen, um einen neuen Blickwinkel auf die Branche zu bekommen.
Ein Umdenken entsteht nicht von alleine: Wie wäre es mit Fortbildungen für Mitarbeitende und Führungskräfte, die genau für dieses Thema sensibilisieren? Damit könnten alte Gedankenmuster aufgebrochen werden. Löst man sich aus der Stagnation, würde das auch im Wettbewerb Vorteile schaffen. Damit könnte der BDEW ein Zeichen setzen – und wieder seine Vorreiterrolle annehmen.