Faire Bezahlung und Feiertagszuschlag? Geld ist nicht alles, was gute Arbeit ausmacht. Auf der Zukunftstour in Leipzig sind wir der Frage auf den Grund gegangen.
Das Modeunternehmen Hugo Boss macht auf seiner Website große Versprechen. Von Inspiration und Motivation ist die Rede und davon, wie der Konzern jede*n einzelne*n Mitarbeiter*in schätzt. In der Realität sieht das anders aus: Da lässt Hugo Boss seine Kleider in den gleichen Fabriken nähen wie C&A oder H&M. Näher*innen werden schlecht bezahlt, entlassen, wenn sie einer Gewerkschaft beitreten und laut Arbeitsvertrag dürfen sie fünf Jahre lang keine Kinder bekommen. Das erzählen sie in einem Video, das auf der Zukunftstour in Leipzig läuft.
Erfolgreich ist, wer reich ist?
Ist das gute Arbeit? Für die Teilnehmer*innen des Workshops „Gute Arbeit – was heißt das in Sachsen und weltweit?“ steht fest: Nein! Gute Arbeit sieht anders aus. Astrid Beier nickt zustimmend. Die Landesgeschäftsführerin des Bundes der Selbständigen in Sachsen hat den Workshop organisiert. Dazu hat sie sich zwei Mitstreiter*innen ins Boot geholt: Fabienne Winkler vom Entwicklungspolitischen Netzwerk Sachsen und Henning Homann von der Sächsischen SPD-Fraktion. Er verteilt drei verschiedene Bilder unter den Teilnehmer*innen. Eines zeigt ein Kind vor einer Nähmaschine, ein anderes Arbeiter, die eine Leitung reparieren – ohne Helm. Ist das gute Arbeit? Auf dem letzten Bild sitzt eine Frau vor einem Laptop. Schick angezogen, lächelnd. „Irgendwie sagt mir das Bild, man kann nur erfolgreich sein, wenn man hübsch und reich ist“, sagt Anna Strauch, Teilnehmerin des Workshops. Die 13-Jährige ergänzt: „Wenn andere Leute unter solchen Bedingungen wie auf den anderen Bildern arbeiten, will ich gar nicht so arbeiten wie die Frau auf diesem Bild.“
Kein Mobbing und freies W-LAN
Aber wie muss Arbeit nun sein, damit sie wirklich gut ist? Das erarbeiten die Jugendlichen in Gruppen und schreiben die Schlagwörter auf bunte Karten. Bei der Präsentation kommt einiges zusammen: genug Gehalt, Spaß an der Arbeit, kein Mobbing, gute*r Chef*in, faire Arbeitszeiten, Urlaub, Schutzkleidung bei gefährlichen Arbeiten, Gleichberechtigung, Versicherung, Pausen. Außerdem wünschen sich die Schüler*innen Feiertagszuschläge und freies W-LAN auf Arbeit. Während sie ihre Schlagwörter erklären, steckt Henning Homann die Karten an eine große Pinnwand und versucht ein System zu finden. Ähnliche Worte fasst er zusammen und pinnt einen runden Zettel mit einer Überschrift zu jedem Kartenhäufchen, zum Beispiel „Gerechte Bezahlung“ und „keine Ausbeutung“. Am Ende ist die Pinnwand voll mit bunten Zettelgruppen. Es wird klar: Gute Arbeit ist an viele Bedingungen geknüpft.
Kinderarbeit beenden
Dass gute Arbeit überall möglich sein soll, steht auch in der Zukunftscharta. Sie wurde 2014 vom Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller initiiert. Schließlich haben acht Monate lang Bürger*innen darüber diskutiert, wie man Zukunftschancen für Menschen auf der ganzen Welt schaffen kann. Kapitel 3 der Charta beschäftigt sich mit nachhaltigem Wirtschaftswachstum und menschenwürdigen Beschäftigungen – also genau damit, was gute Arbeit weltweit bedeutet. Zu den Zukunftszielen zählen die Durchsetzung internationaler Arbeitsnormen und das Ende der Kinderarbeit. Doch laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten weltweit immer noch 168 Millionen Kinder unter 17 Jahren. In diesem Punkt sind sich die Workshopteilnehmer*innen einig: Kinderarbeit ist nicht gut und muss abgeschafft werden.