Wenn Eva Maria Marks Frühdienst hat, beginnt ihr Tag um 7 Uhr. Für den Spätdienst endet er nicht vor 22 Uhr. Facebook für die Bundesregierung zu managen ist kein leichter Job.
Eva Maria Marks‘ größtes Steckenpferd ist die Entwicklungspolitik. (Foto: Fabian Jäger)
Ein Beruf, den sich Marks während ihres Journalistikstudiums nicht hätte erträumen können. Über ein Praktikum kam sie zum Bundespresseamt. Heute verwaltet sie die Facebookseite der Bundesregierung. Mit Teilnehmern der Jugendmedientage spricht sie über ihre Arbeit.
Im Februar diesen Jahres startete das Projekt „Facebook für die Bundesregierung“. Hinter dem Projekt steht ein Team aus sechs Redakteuren, vier Fotografen und zwei Videografen. Mittlerweile hat die Seite 164.898 Likes (Stand: 06.11.2015). Einer der erfolgreichsten Beiträge hat 2.860.886 Personen erreicht und ist 14.568 mal kommentiert worden. Es war ein sogenannter Lang-Post zur aktuellen Entwicklung der Fluchtbewegungen.
Der modernste Bereich im Bundespresseamt: Frei denken und alles ist erlaubt
Die Verwaltung der Facebookseite der Bundesregierung kann nicht ohne Regeln funktioniert. Doch hier ist das Redaktionsteam nahezu völlig frei. Zwar lasse es die größeren Beiträge von den CVD (Chefs vom Dienst der Bundesregierung) absegnen, bisher habe es aber noch nie Probleme oder gar Formen von Zensur gegeben. Bei der Veröffentlichung von Posts gelte das Vier-Augen-Prinzip, das heißt, es müssten mindestens zwei Redakteure die Beiträge gelesen haben, bevor sie ins Netz gingen. Natürlich dürfe man sich „nicht jeden Spaß erlauben“. Vor allem Beiträge, die einen Einblick hinter die Kulissen der Bundesregierung bieten, liefen gut. Außerdem wurden Fakten-Checks etabliert, für deren Design zusätzlich ein Grafiker eingestellt wurde. Eine solche Stelle einzurichten, sei in einer Behörde wie dem Bundespresseamt nicht so einfach.
Ein Staubwedel wird zum Maskottchen, natürlich in schwarz-rot-gold
Ein solches Projekt braucht natürlich auch ein Maskottchen. Abhilfe schafft hier ein eigentlich banaler Gegenstand: ein Staubwedel in Schwarz-Rot-Gold. Bei einer Vorstellung der Redaktion kam er zum ersten Mal zum Einsatz. Die erste Idee war, dass der Staubwedel symbolisieren soll, dass nun alte und festgefahrene Strukturen abgestaubt werden und ihnen dadurch ein neuer Glanz verliehen wird. Mittlerweile sei eine ganze Sammlung von Staubwedeln vorhanden, sie seien nicht mehr wegzudenken.
Wie andere Medien habe auch die Bundesregierung das Problem der Hass- und Hetzkommentare. Sogar die Polizei hätte schon eingreifen müssen. Nahezu rund um die Uhr müsse mindestens ein Redakteur zur Verfügung stehen, um die Vielzahl an Kommentaren zu lesen beziehungsweise zu beantworten. Um sich persönlicher Kritik zu entziehen, möchten die Redaktionsmitglieder aber möglichst anonym bleiben und ihre Persönlichkeit aus der Arbeit bei Facebook raushalten. Darin sahen die Teilnehmer des Workshops jedoch eine ungenutzte Chance und die Gefahr, dass der gesamte Account dadurch zu unpersönlich und abstrakt bleibe.
Satire hat hier keinen Platz, nur ernste Berichterstattung
Die Themen, die in den großen Posts angesprochen werden, müssen immer ernst sein, erklärt Eva Maria Marks. In den Kommentaren dürften die Redakteure aber auch mal sehr humorvoll werden. Satire halte die Redaktion aber insgesamt für unangemessen. Was die Berichterstattung der Redaktion ganz besonders ausmache, sei die Vollständigkeit. Statements, beispielsweise die Beileidsbekundung der Kanzlerin zum Flugzeugabsturz der 4U9525, würden in voller Länge veröffentlicht. Viele User hätten sich laut Marks darüber sehr gefreut und die einseitige und unausgeglichene Darstellung in den anderen Medien kritisiert. Wenn Beiträge gekürzt werden, bleibt eben auch immer ein bisschen Inhalt auf der Strecke.