Alle Menschen haben Vorurteile. Das müssen auch die Schüler*innen des „change agents“-Seminars feststellen und diskutieren, woher die eigenen Normen und Werte kommen.
Engagiert man sich in globalen Partnerschaften, kommt man nicht darum herum, sich mit der eigenen Biografie zu beschäftigen: Aus welcher Position spreche ich? Was macht meine Identität aus? Wie bin ich geworden, wer ich bin? Was hat mich geprägt, was macht mich als Mensch aus? Welche Werte und Überzeugungen habe ich – und warum genau diese?
Die eigenen Werte kennen
„In der Begegnung mit anderen Kulturen spielen diese Fragen eine große Rolle“, so Teamleiter Akinola Famson von Engagement Global/ENSA. Er begibt sich zusammen mit den Schüler*innen des „change agents“-Seminars auf die Suche nach der eigenen Identität und regt mithilfe von selbstbiografischen Übungen zum Denken an. „Wir sind anhand unserer Normen und Werte programmiert2, erzählt der gebürtige Nigerianer. „Nur wenn ich ehrlich zu mir selbst bin und meinen eigenen Vorurteilen auf die Spuren komme, kann ich mich Neuem wirklich öffnen und tolerant gegenüber Anderem sein“.
Weil Werte unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen, seien sie eine wichtige Konstante; sie leiteten uns gewissermaßen durch das Leben. Erschütterungen gehörten jedoch dazu und seien laut Famson gerade in interkulturellen Kontexten häufig: „Jedes Mal, wenn man sich irritiert fühlt, ist einer der Grundwerte bedroht oder gestört“, erklärt Famson das Gefühl von Unsicherheit im Ausland und im Umgang mit Menschen anderer Kulturen.
Jede*r hat Vorurteile
Wie entstehen Werte einer Gesellschaft? Die Einflussfaktoren seien vielfältig, so Akinola Famson weiter. Sie reichten von Medien, über elterliche und schulische Erziehung, Witze und Sozialisation bis hin zu Liedern, Spielen und Religion. Von diesen Einflüssen könne sich niemand frei machen – kurzum: jede*r habe Vorurteile.
Diese Erkenntnis darf aber nicht betroffen machen. Sie muss dazu anhalten, sich selbst immer wieder neu in Frage zu stellen und über die eigenen biografischen Hintergründe nachzudenken. Wieso gelingt Kommunikation manchmal nicht? Warum habe ich bestimmte Erwartungen und bin von einer Situation enttäuscht? Wer sich selbst kennenlernen möchte, sollte keine Angst vor Enttäuschungen haben. Im Gegenteil: Sie helfen, sich selbst und die eigenen Ansprüche zu verstehen und andere nicht vorschnell zu verurteilen, offener für neue Situationen zu sein. Also: Wer bist du, und wenn ja, wie viele?
Sebastian Stachorra hat den Selbstversuch gewagt: Seinen Kommentar könnt ihr hier lesen.