Ein großes hellbraunes Plakat liegt auf dem Tisch, darum bunte Stifte, Karten, Süßes. „Grün herstellen, erleben und handeln“ lautet das Thema, das Landschaftsarchitekt Rolf Martin mit den Jugendlichen diskutiert. „Öffentliche freie Grünflächen: Park, Rasen, Kleingarten, Friedhof“ steht auf einer Karte, daneben die Frage „Was sind überhaupt urbane Grünflächen?“ Gerade sprechen die Jugendlichen über Einfamilienhäuser. „In Neubaugebieten geht Grün verloren“, sagt eine Teilnehmerin aus Baden-Württemberg. Rolf Martin bringt einen neuen Punkt in die Diskussion ein: „Zieht lieber in schon gebaute Häuser, das spart Ressourcen.“ „Ich will aber einen Garten“, bekommt er als Antwort auf seinen Appell. „Es kann nicht jeder alles haben. Teilen, teilen, teilen!“, antwortet er. Ein Juniorbotschafter ergänzt eine neue Sichtweise. Er sagt, auch öffentlicher Nahverkehr ist ja irgendwie teilen.
„Förderanträge? Hä?!“
Einen Tisch weiter geht es um Selbermachen. Laura Bruns, die ein Buch über dieses Thema geschrieben hat, hört den Jugendlichen zu, nickt, ergänzt hier und da. „Nachbarn“, „Geld“, „Förderanträge? Hä?!“, „interaktive Sammelstelle“ lauten die Begriffe auf den grünen, gelben und blauen Kärtchen, die die Teilnehmenden beschriftet haben. Gerade geht es jedoch um etwas völlig anderes: Spontanpartys, die als eine Art Flashmob organisiert und erst kurz vorher öffentlich angekündigt werden. Jeder bringt etwas mit, Musik, Getränke, ganz spontan. „Super für Brachflächen“, sagt ein Jugendlicher. Laura Bruns gibt einen Tipp: „Die Behörden dürfen nur keine Regelmäßigkeit erkennen.“ Eine Teilnehmerin erzählt von Partys unter Brücken, mit Stromaggregat und Beamer. „Aber danach sind auch echt viele Flaschen und anderer Müll übriggeblieben.“
Bunte Karten und Checklisten
Währenddessen schwirren in der Runde um Tore Dobberstein, Dozent an der Bauhaus-Universität in Weimar, ähnliche Begriffe durch den Raum. Der eingeladene Experte leitet die Gruppe „Jugendliche Nutzung des öffentlichen Raums“. „Jugendliche brauchen Vertrauen, müssen aber auch Verbindlichkeiten eingehen“, sagt ein Teilnehmer. „Patenschaften“, „offene, flexible Kerngruppen“, „Übersetzer: Jugend – Verwaltung“ sind Begriffe, die durcheinander geschrieben auf den Kärtchen stehen. Nach einem Nachmittag voller Diskussionen präsentieren sich die Gruppen gegenseitig ihre Zwischenergebnisse. Die Schlagworte auf den Kärtchen sind inzwischen geordnet. Zusammenfassend spricht die Gruppe vor allem von den Problemen und Schwierigkeiten, denen Jugendliche begegnen. Auf der einen Seite mit Behörden, aber auch was die Finanzierung, Vernetzung oder richtige Öffentlichkeitsarbeit angeht. Sie schlagen unter anderem FAQs und Checklisten für Projektstarts vor.
Auch die beiden anderen Gruppen haben ihre Gedanken für die Präsentation geordnet. Die Gruppe „Grün herstellen und handeln“ hat zunächst definiert, worum es bei ihnen eigentlich geht. Was sind urbane Freiräume? Was ist urban? Sind mit Grün nur Pflanzen gemeint? Oder zählt auch „ökologisch“ und „verantwortungsvoll“ dazu? All das sind Fragen, auf die die Juniorbotschafter Antworten finden müssen, um weiterzuarbeiten.
Die Thesen nehmen Form an
Am nächsten Morgen geht es frisch zurück ans Werk. Die Plakate auf den Tischen sind strukturierter geworden. Zu „Selbermachen“ stehen dort drei große Stichpunkte: „Fibel – gedruckt“, „Blog – interaktive Infoplattform“ und „Treffen – zusammenkommen“. So langsam nimmt das Ganze Form an.
Gegenüber bei der „jugendlichen Nutzung des öffentlichen Raums“ wird noch diskutiert, wieder einmal geht es um Behörden. „Ein zu großer Bürokratieapparat“ oder „nicht niedrigschwellig genug“ sind Satzfetzen, die fallen. Wie können sich Projektmacher wehren, wenn einzelne Anwohner sich beschweren, die Mehrheit aber nichts gegen das Konzert hat? Die Diskussion geht weiter.
Ganz konkrete Fälle bespricht die „Grün-Gruppe“: Naturschutz und Umwelt sind Themen, bei denen Behörden oft nicht an jugendliche Beteiligung denken, sagt eine Teilnehmerin. Sie wünscht sich spezielle Fördermöglichkeiten auf lokaler Ebene, die kleine Projekte unterstützen. Gedacht, gesagt, auf eine gelbe Karte geschrieben. Morgen werden die Diskussionsergebnisse dem Staatssekretär des Bauministeriums, Gunther Adler, präsentiert.