Ist drinnen was draufsteht?

Rund 20 Schüler*innen wollen es herausfinden und sammeln sich vor den Toren der Bayrischen Staatskanzlei zur konsumkritischen Stadtführung der Jugendorganisation Bund Naturschutz.
Annika Althoff war für Euch dabei.

Die Schüler*innen erfahren, wo Kakao angebaut wird. Die Elfenbeinküste ist Spitzenreiter. Foto: Annika Althoff
Die Schüler*innen erfahren, wo Kakao angebaut wird. Die Elfenbeinküste ist Spitzenreiter.
Foto: Annika Althoff

„Herzlich Willkommen zum etwas anderen Stadtrundgang.“, begrüßt Melanie Eben die Schüler*innen. „Etwas anders, weil ich euch nichts über die Sehenswürdigkeiten und historischen Ereignisse von München erzählen werde.“ Ganz im Gegenteil, es werden die alltäglichen Einkaufsmöglichkeiten der Stadt aufgesucht, allerdings nicht um zu shoppen. Heute wird hinter Marke und Image geschaut und erforscht, was „man durch Werbung und Marketing normalerweise nicht erfährt“: nämlich die Geschichte der Produkte, zwischen denen wir als Konsument*innen tagtäglich wählen.

Die konsumkritischen Stadtrundgänge wurden 2003 von jungen Freiwilligen im ökologischen Jahr beim Verein JANUN in Hannover initiiert. Das Projekt hatte Erfolg und wurde daraufhin professionell ausgearbeitet. Inzwischen bieten verschiedene Gruppen in zahlreichen Städten Deutschlands solche Stadtführungen an.

Um auf die Thematik einzustimmen, wird bei einer Runde Bingo zunächst das Engagement der Mitschüler*innen erfragt. Trennst du Müll? Warst du schon einmal auf einer Demo? Den einen oder anderen regen die Fragen vielleicht auch schon zum Nachdenken an.

Handy, Smartphone, Fairphone?

Heute ist der Rundgang etwas kürzer, denn die Schüler*innen wollen zur Podiumsdiskussion wieder zurück sein. „Stellt euch bitte vor, wir stehen hier in einem Handygeschäft.“, eröffnet Eben daher die erste Station. Das kann sich jede*r vorstellen, denn es besitzen alle ein Handy, manche auch schon ihr fünftes, wie sich herausstellt. Mit Fotos und kurzen Geschichten wird die Produktionskette nachempfunden und Problematiken besprochen. Landraub zwecks Rohstoffabbau, Unterbezahlung, Kinderarbeit, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen der Schrottsortierer und Minenarbeiter – die Liste der Missstände ist lang. „Auch das sogenannte Fairphone ist nur zum Teil fair produziert, die Firma setzt aber zumindest auf Transparenz.“, erklärt Eben. Engagieren kann man sich dennoch, indem man zum Beispiel nicht mehr gebrauchte Handys bei Sammelaktionen zum anschließenden Recycling abgibt. „In Deutschland passiert das nur mit 2-3% der etwa 100 Mio. sogenannten Schubladenhandys.“ Über die Initiative makeitfair kann man sich außerdem durch Hintergründe in der IT-Branche klicken.

Tobias Schupfinger probiert faire Schokolade. Foto: Annika Althoff
Tobias Schupfinger probiert faire Schokolade.
Foto: Annika Althoff

Probieren geht über studieren

Vor der San Francisco Coffee Company werden die Produktionsbedingungen von Kakao besprochen, die denen der Handybranche in nichts nachstehen, wie die Schüler*innen erfahren. „Hier gibt es aber eine faire Alternative, erkennbar am Fairtrade-Siegel.“, erklärt Melanie Eben und deutet auf die mitgebrachten Schokoladen. „Faire Schokolade ist allerdings nicht automatisch auch biologisch angebaut worden.“, setzt sie nach. „Das garantiert einem zum Beispiel das Bio-Siegel der EU.“ Wie fair und bio schmeckt, können die Schüler*innen dann auch gleich probieren. Vom Geschäftsführer erfahren sie, dass auch die San Francisco Coffee Company inzwischen faire Produkte führt.
Bei Tobias Schupfinger findet das Anklang: „Wo es möglich ist, kaufe ich schon nachhaltige Produkte, bei Lebensmittel achte ich zum Beispiel darauf. Der Geschmack ist einfach besser.“, sagt der Schüler. Andere wie etwa Julia Faaß haben sich noch nicht damit beschäftigt. „Aber ich werde jetzt mein altes Handy zum Recyceln abgeben und auf jeden Fall mehr darüber nachdenken.“, erklärt sie. Tobias wünscht sich, dass nachhaltige Alternativen für Konsument*innen besser kommuniziert werden. „Ich wüsste in München zum Beispiel keinen Shop, in dem ich faire Kleidung kaufen kann.“ Wie gut, dass noch eine Station folgt.

Kleider machen Leute -aber wer und wie?

Woher kommt eigentlich unsere Kleidung? Foto: Annika Althoff
Woher kommt eigentlich unsere Kleidung ?
Foto: Annika Althoff
Im Modegeschäft Hallhuber finden die Schüler*innen erst einmal heraus, was die Etiketten verraten. China, Bulgarien, Vietnam, Türkei, Ukraine zählen sie auf. „Ich hab mir Schuhe angeschaut. Da stand nur der Preis drauf.“, berichtet eine Schülerin. Das kennt Melanie Eben vom Modegeschäft C&A. „Der Großteil der Kleidung, die wir hier in Deutschland kaufen können, wird in Asien produziert.“, erzählt sie. Gesundheitsschädigende Chemikalien und große Mengen Pestizide zur Bekämpfung von Schädlingen kommen dort zum Einsatz, erfahren die Schüler*innen durch ein Quiz. Zweitausend Liter Wasser braucht man zudem für die Produktion von einem T-Shirt. „Baumwolle gibt es hier in Europa noch gar nicht so lange.“, führt Eben weiter aus. Wer möchte kann alternativ auch heute Kleidung aus Hanf, Leinen oder Wolle kaufen. „Second Hand Mode oder Kleidertauschpartys, zum Beispiel von Green City in München sind auch eine Möglichkeit und im Wear-Fair-Guide der Christlichen Initiative Romero können die vielen Siegel, die inzwischen für Kleidung bestehen, nachgeschlagen werden.“, gibt Eben ihre letzten Tipps weiter, bevor sie die Schüler*innen verabschiedet und zum nächsten Programmpunkt entlässt.

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