Die Nutzung des Internets ist für die meisten Menschen zur Alltäglichkeit geworden. Abseits der technischen Veränderungen der letzten Jahre wie der steigenden Verbreitung von Smartphones hat das Internet auch die Gesellschaft und die Art und Weise, wie wir diskutieren und Meinungen austauschen, verändert.
Insgesamt verändert sich unser gesamtes Verhalten in Bezug auf den Konsum von Medien. War früher der klassische Leserbrief in der Lokalzeitung die Möglichkeit, seine Meinungen und Ansichten zu einem Sachverhalt mitzuteilen, so eröffnen sich heute durch das Internet zahlreiche neue Formen der Meinungsäußerung. Das klassische Aufnehmen von Informationen beispielsweise aus dem Fernsehen oder der Zeitung weicht einem aktiven Diskurs in Foren, Blogs oder in den Kommentarspalten der Nachrichtenseiten. Jeder kann zu jeder Zeit seine Meinung ohne großen Aufwand publizieren. Das schafft einerseits neue Möglichkeiten zur Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs, auf der anderen Seite machen sich aber auch negative Begleiterscheinungen bemerkbar.
Trolle und deren oft polemische Kommentare verhindern gerade bei kontroversen Themen oft eine ernsthafte Diskussion. Nahezu alle großen Nachrichtenseiten sehen sich mit diesem Problem konfrontiert. Im September 2014 vollzog die Süddeutsche Zeitung einen drastischen Schritt und schaffte die Kommentarfunktion unter den Artikeln nahezu vollständig ab. Eine Diskussion ist nur noch zu wenigen ausgewählten Themen pro Tag möglich. Zudem sollen die Diskussionen angemessen von Redakteuren moderiert werden.
Trolle gehören ignoriert
Dies offenbart, wie groß das Problem und die daraus resultierende Verzweiflung ist. Einerseits möchten Zeitungen und Verlage die Möglichkeit zur Diskussion geben. Schließlich profitieren auch sie von kommentierenden Nutzern, denn diese bleiben länger auf der Seite. Andererseits ist es schier unmöglich, jeden Kommentar auf Inhalt zu untersuchen und rassistisches, beleidigendes oder anderweitig unerwünschtes Material auszusortieren. Eine Kontrolle jedes Kommentars, zum Beispiel durch Redakteure, kann zudem in Zeiten, in denen der Begriff „Lügenpresse“ in einigen Kreisen an Popularität gewonnen hat, als Angriff auf die Meinungsfreiheit gesehen werden.
Die adäquateste Methode gegen Trolle scheint der alte Leitspruch „Don’t feed the troll“ – „Füttere den Troll nicht“ zu sein. Wenn man den Trollen keine neue Nahrung in Form von Antworten oder Gegenkommentaren gibt, ihnen die Aufmerksamkeit entzieht und sie aufgrund ihrer meist unsachlichen Kommentare durch Nichtbeachtung von der Diskussion ausschließt, geben sie meistens auf. Trolle und ihre unsachlichen, polemischen und oft beleidigenden oder diskriminierenden Kommentare wird es immer geben. Eine pluralistische Gesellschaft muss sich mit ihnen auseinandersetzen, ohne ihnen die Federführung in Diskussionen zu überlassen.