Jugend hackt unterstützt junge Menschen dabei, mit Programmiersprachen unsere Gesellschaft zu verbessern. Zwei junge Hacker reden auf der Frankfurter Buchmesse über white Hacking, Hackerethik und Informatikunterricht in der Schule.
Marco und Berkay…
Marco Holz ist 22 Jahre alt und als Mentor bei Jugend hackt aktiv. Er ist Mitglied im Chaos Computer Club Darmstadt und beschäftigt sich dort unter anderem mit der Vermittlung von Wissen über die Funktionsweise von modernen Computernetzwerken und den gesellschaftlichen Auswirkungen von Technik.
Berkay Salman ist 15 Jahre alt. Er beschäftigt sich mit verschiedenen Themen der Digitalisierung, unter anderem auch mit der Digitalen Bildung. Berkay ist Schüler und will anderen das Wissen vermitteln, dass er sich angeeignet hat.
… tauschen sich aus:
Berkay: Bei jeder Jugend hackt-Veranstaltung geht es unter anderem um offen zugängliche Daten. Wieso?
Marco: Offen zugängliche Daten nennt man auch Open Data. Ich finde es wichtig, dass sich Jugendliche Gedanken machen um Daten: Daten des ÖPNV, Bevölkerungsentwicklungen – sich mit Daten zu beschäftigen, hilft die Vorteile in dieser Offenheit zu sehen. Bei Fahrplandaten ist es zum Beispiel von Vorteil, die Datensätze der verschiedenen Verkehrsverbünde zusammengesammelt auf einer überregionalen Plattform zu nutzen.
Berkay: Und wie sieht es mit Hackerethik aus?
Marco: Uns geht darum, Jugendliche zu sensibilisieren, dass man mit Code sowohl gute als auch weniger gute Dinge machen kann. Wir wollen ein Gefühl vermitteln, dass das, was wir tun, Auswirkungen auf unser Umfeld und die Gesellschaft haben kann. Es geht schnell um Themen wie Datenschutz und Überwachung. Daten von Einzelpersonen sollten zum Beispiel immer geschützt werden. In der Gruppe machen wir uns dann Gedanken, welche Vorkehrungen wir treffen müssen, welche Daten überhaupt gesammelt werden sollen, und welche nicht.
Wir unterscheiden zwischen white und black Hacking – gutes und böses Hacken. Böses wollen wir verhindern, und gutes fördern: Wie man zum Beispiel Sicherheitslücken findet und wie man dann damit umgeht.
Mit Code kann man die Welt verbessern und man hat die Möglichkeit, mit wenig Aufwand potenziell weltweit Leute zu erreichen und coole Projekte zu realisieren anstatt einfach nur Standartlösungen zu bauen.
Marco: Das diesjährige Thema von Jugend hackt ist „Wahr oder falsch?“. Kann man diese Frage so einfach beantworten?
Berkay: Jeder hat ein eigenes Meinungsbild, diese Entscheidung möchte ich anderen nicht vorenthalten. Zu Zeiten von Fake News sollte finde ich aber Aufklärung geleistet werden. Mit verschiedenen Projekten versuchen Jugend hackt-Teilnehmer dies ersichtlich zu machen. Beim Frankfurter Event entstand zum Beispiel ein Twitter-Projekt, mit dem man anhand des Tweetes erkennen kann, in welche politische Richtung jemand tendiert. Dies wurde mit einer künstlichen Intelligenz gelöst.
Marco: Berkay, du bist Schüler und Mitorganisator von Jugend hackt Frankfurt am Main. Welche Erfahrungen hast du in der Schule in Bezug auf den Informatikunterricht gesammelt und warum hast du dich dazu entschieden, dich für Jugend hackt ehrenamtlich zu engagieren?
Berkay: Ich hatte keinen Informatikunterricht: bei mir an der Schule ging es nur im informationstechnische Grundlagen. Das sollte sich in Zukunft ändern. Jugend hackt ist aber kein Ersatz zu schulischen Angeboten.
Berkay: Findest du denn, dass man den schulischen Informatikunterricht mit Jugend hackt vergleichen kann?
Marco: Wir haben das Problem, dass an vielen Schulen das, was als Informatikunterricht bezeichnet wird, nicht wirklich etwas mit Informatik zu tun hat – in Schulen wird Schülern und Schülerinnen oft nur beigebracht, wie sie Texte verarbeiten und Tabellen erstellen können. Das ist aber nicht das, was wir unter Informatik verstehen: Wie Informationen verarbeitet werden, was Daten sind, wie Computer funktionieren. Die Vermittlung dieses tiefergehenden Verständnisses fehlt an Schulen aus Zeitgründen und oft auch aufgrund mangelnder Fortbildungen der Lehrer.
Jugend hackt ist ein außerschulisches Jugendförderprogramm. 2016 waren es acht Events, 2017 sind es insgesamt elf Veranstaltungen geworden. Während dieser Events können die Teilnehmenden ganz viel programmieren und sich mit anderen Jugendlichen mit ähnlichen Interessen austauschen und so Gleichgesinnte kennenlernen. Das Angebot richtet sich an alle Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren. Es gibt Events, die über ein Wochenende gehen und eintägige „Hello World“-Events. Bei „Hello World“ können alle Teilnehmenden auch programmieren. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie du bei einer Jugend hackt-Veranstaltung dabei sein kannst: Du kannst als TeilnehmerIn mitmachen oder auch gerne als MentorIn. Hier findest du weitere Infos, wie du mitmachen kann: jugendhackt.org/mitmachen.