Es gibt viele Möglichkeiten, die Entwicklungspolitik eines Landes zu bewerten. Neben der finanziellen Unterstützung untersuchen ExpertInnen mittlerweile auch Politikbereiche wie Umwelt, Migration und Sicherheit. Jedoch haben alle Indizes ihre Stärken und Schwächen.
Finanzielle Unterstützung als Maßstab
Wer die Qualität einer nationalen Entwicklungspolitik bewerten möchte, schaut oftmals zuerst auf die geleistete finanzielle Unterstützung. In den letzten Jahren haben sich für diesen Zweck besonders die Daten der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) etabliert.
Demnach gibt die Bundesregierung wie in den vergangenen Jahren lediglich 0,38 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für die Entwicklungshilfe aus. Damit ist Deutschland bloß Mittelmaß – jedoch besteht auch bei den meisten anderen OECD-Staaten noch viel Luft nach oben. Die USA etwa sind seit Jahren für ihren niedrigen Beitrag von nur rund 0,2 Prozent bekannt. Insgesamt verfehlen die meisten Staaten das gemeinsam vereinbarte Ziel von 0,7 Prozent, welches bereits seit 1970 besteht.
Neue Indizes analysieren genauer
Viele ExpertInnen argumentieren seit Langem, dass die alleinige Betrachtung der finanziell geleisteten Hilfe nicht mehr ausreicht. Zum einen ist oftmals nicht klar, in welche Projekte das Geld tatsächlich fließt. Zum anderen beeinflussen auch Politikbereiche wie zum Beispiel Migration in hohem Maße die Entwicklung eines Landes. Diese werden in der OECD-Messung nicht berücksichtigt.
Ein Index, der versucht diesen Missstand zu beheben, ist der Commitment to Development Index (CDI) des amerikanischen Thinktanks Center for Global Development (CGD). Dieser wird seit dem Jahr 2003 erhoben. Untersucht wird beispielsweise, wie viele Flüchtlingsanträge ein Staat akzeptiert oder ob Handelsbarrieren gegen andere Länder bestehen.
Auch die deutsche Open Knowledge Foundation (OKF) entwickelt zurzeit ein Entwicklungsbarometer, welches auf den Indikatoren des CDI basiert. Seit einem Jahr diskutieren VertreterInnen verschiedener NGOs, wie die bestehenden Inhalte des Tests verbessert werden können. Auch auf dem EINEWELT-Zukunftsforum veranstaltete die OKF hierfür einen Workshop. OKF-Leiterin Claudia Schwegmann betonte, dass man möglichst viele Akteure in den Prozess miteinbeziehe: „Wir wollen einen breiten Konsens in der Gesellschaft erreichen.“ Ab Februar 2015 sollen erste Ergebnisse online verfügbar sein. ExpertInnen beider Organisationen hoffen, so ein differenzierteres Bild vom entwicklungspolitischen Engagement eines Landes zu erhalten.
Deutschland hat noch Verbesserungsbedarf
„Deutschland ist nicht entwicklungsfreundlich“, erklärt Schwegmann weiter. Allzu negativ sehen sollte man dies jedoch nicht. Zwar bleibt Deutschland auch in den neuen Indizes in vielen Aspekten hinter den Erwartungen zurück. Kritisiert werden beispielsweise die hohen Importbeschränkungen im Agrarbereich. Im Vergleich zum OECD-Index schneidet die Bundesrepublik in den Messungen des CDI trotzdem wesentlich besser ab. Positiv wirken sich etwa die große Anzahl akzeptierter Flüchtlinge sowie die Investitionen in technologische Innovationen aus.