Worte können wohltun oder wehtun. Das richtige Wort im richtigen Moment kann unsere Sicht auf die Welt verändern. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit spielen Worte eine wichtige Rolle, wir selbst haben den ersten Beitrag zum Wochenende „Partnerschaft statt Patenschaft“ genannt. Aber nicht immer bedeuten Worte das, was sie suggerieren.
„Ich werde euch enttäuschen“, verspricht Lawrence Oduro-Sarpong. Sein interaktiver Impulsworkshop heißt „Von Trommlern und Helfern – Die Macht der Worte“. In einer Stunde zeigt er, wie Worte verstecken, was sie eigentlich bedeuten. Und behandelt die Teilnehmer*innen dabei nicht gerade zimperlich.
Das beginnt schon bei dem Wort Enttäuschung. Was bedeutet das Wort? Ein Teilnehmer sagt, mit der Person, die ihn enttäuscht würde er nichts zu tun haben wollen. Eine Teilnehmerin versucht einen anderen Zugang: „Das Wort ist ja zusammengesetzt. Ent-täuschung. Also das Aufdecken einer Täuschung.“ Oduro-Sarpong fragt nach: „Und ist das etwas Schlechtes?“ – „Nein, das ist etwas Gutes.“ – „Also“, richtet sich Oduro-Sarpong an den ersten Teilnehmer, „hast du dich für eine Seite entschieden. Du wolltest das Wort negativ verstehen.“
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Denken geschieht konfrontativ
In verschiedenen Übungen – mal im Plenum, mal in Kleingruppen – hinterfragen die Teilnehmer*innen verschiedene Begriffe. Dabei stehen gerade auch die Worte im Fokus, die sie selbst zur Beschreibung ihrer Projekte benutzen. „‚Partnerschaft‘ verschleiert ein ungleiches Spielfeld“ ist eine These, zu der sie Stellung beziehen sollen. Es geht um Reflexion der eigenen, zum Teil unbewussten Einstellungen.
Das scheint zu funktionieren. Eine Teilnehmerin sagt begeistert, der Workshop sei inspirierend gewesen. „Ich habe über die Begriffe vorher nicht so nachgedacht, wie in den Übungen im Workshop.“ Eine andere Teilnehmerin fühlte sich weniger wohl: „Der Workshop hat mich mit zu vielen Gedanken zurückgelassen. Ich hätte lieber noch länger über das Thema gesprochen.“ Lawrence Oduro-Sarpong betont, dass diese Irritation wichtig sei. „Man muss sich erstmal positionieren, um sich dann dabei zu ertappen, dass man es auch anders sehen kann.“
Nicht alle trauen es sich zu, der Konfrontation standzuhalten
Es braucht Mut, eine Position einzunehmen. Die offene Konfrontation hat einige der Teilnehmer*innen entmutigt, sich zu Wort zu melden. „Ich hatte manchmal Schiss etwas zu sagen, weil er immer nachgefragt hat. Dadurch habe ich mein Selbstbewusstsein verloren“, gesteht jemand nach dem Workshop.
Das lässt sich zwar auch als weiteren Beweis dafür sehen, welche Macht von Worten – in diesem Falle denen des Workshopleiters – ausgeht. Um zu dieser Wahrnehmung zu gelangen, ist ein ganzes Stück Reflektionsarbeit notwendig. Ob die Schüler*innen, die emotional betroffen sind, sich soweit von ihren Gefühlen distanzieren können, wird sich zeigen – in den Worten, die sie ab jetzt wählen, um ihre Projekte zu beschreiben.