Der Kaffee ist eingeschenkt. Es wird ernst. Nachdem die Zuckerwürfel gefallen sind, kann sich nun Staatssekretär Gunther Adler der Präsentation des Jugendforums Stadtentwicklung widmen. Im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit stellen 16 junge Kleinstädterinnen und Kleinstädter ihre Ideen zur Rettung der eigenen Spezies vor. Langsam und vorsichtig wagt sich der erste von ihnen an die Leinwand. Auch die Ticker-Tanten Maja Herzog und Christin Figl haben nun die Fährte aufgenommen.
9:36: Die Teilnehmenden des Jugendforums Stadtentwicklung sitzen schon im Konferenzraum des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und warten gespannt auf den Staatssekretär Gunther Adler. Die Spannung steigt, der Geräuschpegel nimmt ab.
9:42: Der Fotograf mit Hut rückt Stühle. Der Staatssekretär ist auf dem Weg.
9:44: Der Staatssekretär ist da. Er entschuldigt sich für seine Verspätung und kündigt an, dass er auch früher gehen muss.
9:48: Gunther Adler ist beruhigt, dass die Teilnehmenden am Hauptbahnhof wohnten und nicht in der Peripherie – das Stadtforum zur Zukunft der Kleinstadt kann beginnen.
9:50: Axel moderiert die Jubiläumspräsentation an und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen fünf Jahren.
9:53: In einer schnellen Vorstellungsrunde offenbart Gunther Adler eine Nacht Gefängnisaufenthalt in dem Heimatdorf einer Teilnehmerin.
9:56: Zu Beginn werden erstmal die Nachteile der Kleinstädte skizziert – hohes Durchschnittsalter und meist schlechte Verkehrsanbindung in größere Städte.
9:58: Los geht es mit der ersten Präsentation zum Thema „Lernen, leben, Arbeiten, Mitbestimmen“! Durch ständiges Geben und Nehmen soll ein Gleichgewicht zwischen Ehrenamt und Politik entstehen.
10:02: Auf dem Land kann man nicht schnell in Busse springen. Aber vielleicht bald in Mitfahrgelegenheiten, zum Beispiel mit der „Bank in die Stadt.“
10:04: Damit Jugendliche Einfluss in die Stadtpolitik nehmen können müssen sie erstmal gehört werden – der Staatssekretär hört jedenfalls zu.
10:06: Beverungen wird die Stadt des Jugendforums. Ein Projekt nach dem anderen wird aufgefahren – ab in die Kleinstadt!
10:08: Annmarie macht klar: „Gibt man dem Bürgermeister den kleinen Finger, so nimmt er gleich die ganze Hand!“ Zumindest wenn es ums Ehrenamt geht. Leises Lachen bei den Vertretern der Politik.
10:10: Aktive und tolerante Bürgermeisterinnen und Bürgermeister braucht die Kleinstadt. Da gehört es auch dazu, die Mülltüte selbst in die Hand zu nehmen.
10:12: Auch Staatssekretär Adler hat es erkannt: Er möchte nach Beverungen!
10:15: „Demokratie hat nicht zum Ziel eine gute Regierung zu wählen, sondern eine schlechte Regierung abzuwählen. Das gilt für den Präsidenten der Vereinigten Staaten ebenso wie für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Kleinstädten.“ Weise Worte des Staatssekretärs.
10:18: Freischein für Taxis sind zu teuer, Freibier für alle wird es nicht geben. Es ist alles auch eine Kostenfrage.
10:19: Bühne frei für Christoph und die Präsentation zur Infrastruktur.
10:25: Grundbedürfnisse, erweiterte Bedürfnisse und Wünsche – ein Ampelsystem in rot, gelb und grün leitet durch die Infrastruktur. Vorbei an Verkehr, Bildung, Gesundheit sind wir gerade bei Sozialeinrichtungen angekommen.
10:27: Kurze Pause. Christoph muss was trinken. „Jetzt ist es besser.“
10:29: Bittere Realität auf dem Land: Am Abend im Kino und danach zu Fuß nach Hause. Vorbei an Kirchen und Denkmälern am Ende der Präsentation angekommen.
10:37: In Münster wird man also mit dem Fahrrad geboren. Auch bei Radwegen gilt: Nicht nur Quantität, auch Qualität zählt!
10:40: Verschnaufpause bei den Tickertanten. Der Vergleich mit den letzten Jahren zeigt: Wir sind gut dabei!
10:44: Nachtrag des eifrigen Fotografen: Das Selbstlob der Ticker-Tanten spricht Bände. Nun gut, die Ausführungen des Staatssekretärs ziehen sich währenddessen in Details und Monotonie.
10:46: „Nicht sonderlich motivierend“, nennt der Staatssekretär drei Jahre ohne Veränderung nach einer Unterschriftensammlung zum Internetausbau in der Kleinstadt. Wohlgemerkt: Wir haben 2016!
10:50: Raus aus den üblichen Denkstrukturen, hin zu einem neuen Denken! Der Staatssekretär spricht, noch hören alle zu.
10:51: Celle durfte sich entscheiden: Gefängnis oder Hochschule? „Sie waren so doof und haben sich für das Gefängnis entschieden“, so Gunther Adler. Heute ist Alter der Einwohnerinnen und Einwohner in Celle überdurchschnittlich hoch.
10:52: Der Staatssekretär rauscht hinaus, er darf einen erkrankten Kollegen vertreten. „Das nächste Mal machen wir das ganze vielleicht an einem Abendtermin. Dann sehen wir uns auf ein Kaltgetränk.“ Bevor die ersten Schweißperlen auftreten, schiebt er noch ein „Ich bin dann aber auch früh genug wieder weg“ hinterher.
10:56: Wir machen mit der letzten Präsentation weiter. Christian und Ludwig stellen die Ergebnisse zum Thema Leerstand vor.
11:00: Der Leerstand als Möglichkeitsraum. Zukunftsperspektiven bieten eine interaktive Website oder ein Jugendcamp. Genau!
11:02: Zwischenapplaus. Mit Konfettiregen wird schonmal der Tag des Leerstands gefeiert.
11:03: Masterplan für die Öffentlichkeitsarbeit: Sticker! We like.
11:06: Kekszwischenresumee: Die Teller auf der Seite der Teilnehmenden des Jugendforums sind deutlich leerer als gegenüber.
11:08: Lob für den Leerstand von Anke Brummer-Kohler. Positiv angetan vom positiven Blick auf Leerstand will sie sich gerne nochmal mit den Teilnehmenden austauschen. Zukunft gesichert!
11:13: Der Tag des Leerstands schlägt ein! „Muss ja nicht unbedingt bundesweit sein wie der Tag des offenen Denkmals“, meint Anja Röding. „Doch“, sagt unser Lieblingsfotograf – wir stimmen ihm da voll zu.
11:16: Die Diskussionsrunde beginnt. Ludwig und Clara berichten von ihren Erfahrungen in Anklam und dem Demokratiebahnhof. „Niemand kümmert sich dort wirklich um Leerstand. Wenn wir nicht im Bahnhof wären, wäre da nichts.“
11:20: Sesselrücken im Ministerium. Alle haben Angst, dem Fotografen im Weg zu sitzen.
11:24: „Wir sind wie ein ICE, und die Stadtverwaltung eine Lokomotive, die hinterher schnauft.“ Die Jugendlichen bemängeln das träge Amtssystem. „Wir machen halt einfach!“
11:32: „Ihr seid die Zukunft der Gemeinden (…) Wenn die Gemeinden lebenswert bleiben sollen, müsst ihr als Jugend eingebunden werden!“ Welch weise Erkenntnis des Volker Gerhard.
11:36: 2020 wird es die EU Ratspräsidentschaft in Deutschland geben. Frau Brummer-Kohler will den Gedanken an ein europäisches Netzwerk zum Thema Leerstand und Jugendbeteiligung gerne mitnehmen.
11:41: „Wie sollen wir mit euch in Kontakt bleiben?“, fragt Korinna Siewert. „Ich persönlich finde das Analoge viel besser, weil man da in Kontakt bleibt.“ „Digital wird vieles missverstanden (…) es kommuniziert jeder für sich.“ Interessanterweise scheint eine Vorliebe für analogen Kontakt auf Augenhöhe mit Ämtern und Zuständigen bei den Jugendlichen vorzuherrschen.
11:45: YouTube-Stars: Vorturner oder seriöse Vermittler? Die Meinungen spalten sich etwas.
11:47: Frau Brummer-Kohler bedankt sich und lobt das Engangement der Jugendlichen. Sie wünscht sich, dass sich niemand von negativen Erfahrungen frustrieren lässt.
12:05: Mit der Feedbackrunde endet das 10. Jugendforum Stadtentwicklung. Die Ticker-Tanten bedanken sich mit einem verschmitzten Lächeln für eure Aufmerksamkeit!