„Wir schaffen das“, sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Spätsommer 2015 und löste damit eine nicht enden wollende Welle der Euphorie und Empörung aus. Ein Diskurs über „Heimat“, „Migration“ und „Integration“.
„Ich fahre nach Hause“ – doch wo ist das? Studierende mögen dieses Dilemma kennen, wenn sie die heimisch Stadt oder Region verlassen, um an einer Universität das Studium zu beginnen, meist weit weg von dem Ort, an den sie zuvor gebunden waren. Luxusprobleme werden sich Menschen denken, die ihre „Heimat“ verlassen mussten – nicht freiwillig, sondern gezwungen durch Krieg, Hunger oder Not. Was bedeutet „Heimat“ für Menschen, die sich weder hier noch dort zuhause fühlen? Der Geburtsort zerstört, im neuen Zuhause nicht recht angekommen. Was bedeutet Heimat noch in Zeiten, in denen geflüchtete Menschen wieder in Lagern aufgehalten werden und die Europäische Union schaut zu, selbst wenn diese Lager in Flammen aufgehen?
Seit 2015 steht das Thema „Heimat“ groß auf der Agenda in der Bundesrepublik Deutschland, eben jenes Land das schon längst als Einwanderungsland gelten könnte und sich dennoch hin und wieder dagegen wehrt. Terror und Krieg in Syrien, Afghanistan und an weiteren Orten veranlassten Menschen, zu fliehen. Was blieb ihnen auch anderes übrig? „Wir schaffen das“, war Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin, 2015 fest entschlossen, als die sogenannte „Flüchtlingswelle“ in der medialen Öffentlichkeit größer auf das Land zurollte, als sie vielleicht in Wirklichkeit war.
Heimat: irgendwo und nirgendwo
Was folgte: ein hitziger Diskurs über Herkunft, Migration und Integration – geführt von radikal rechten politischen Kräfte und gekontert durch eine Willkommenskultur der meisten Menschen im Land. Doch Heimat, wie auch immer der Begriff letztlich definiert sein will, ist weitaus mehr als ein lokaler Ort. Besonders junge, europäische Menschen fühlen sich heute eben mehr in Europa zuhause, als in Deutschland oder Gütersloh.
Europa, das war auch das Motto des Bund Heimat und Umwelt beim diesjährigen Bundeskongress unter dem Motto „Heimat in Europa“. Erstmals fand dieser, wie so vieles im Jahr 2020, digital statt. Internet, auch eine (neue) Heimat, die alle eint?
Vier junge Redakteurinnen haben sich im Rahmen einer Online-Redaktion für politikorange Gedanken zur Bedeutung von Heimat gemacht, dabei das Programm des Kongresses begleitet, kritisch hinterfragt und mit Gesprächspartner*innen über ihre Standpunkte gesprochen. Die Ergebnisse gibt es wie gewohnt auf unserem Blog!