Auf der Straße demonstrieren war gestern, heute wird online geklickt, geteilt und geliked. Das bringt nicht nur Vorteile mit sich, kommentiert Mohamad Msuker.
Das Internet hat viel verändert, auch den Aktivismus. Während man früher noch auf die Straße gehen oder Unterschriften auf Papier sammeln musste, geht das heute alles auf Social Media. Im Jahr 2022 nutzen in Deutschland mehr als 50 von rund 80 Millionen Menschen soziale Medien, wie eine Bitkom-Befragung zeigt. Das ermöglicht Online-Aktivist*innen eine Vielzahl an Menschen zu erreichen – gerade in der jüngeren Generation. Ob auf Tiktok, auf Instagram oder auf X – überall sieht man Influencer*innen, die sich neben Sport, Mode oder Reisen auch mit politischen Themen beschäftigen und ihre Meinung mit ihren Follower*innen teilen.
Auf den ersten Blick wirkt das wie eine gute Entwicklung: Alle, die über ein Gerät mit Internetzugang verfügen, können online ihre Meinung oder Perspektive teilen, immer und überall. Davon hat beispielsweise auch die Bewegung Fridays for Future in der Pandemie profitiert. Die vorwiegend jungen Menschen, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen, sind eigentlich durch ihre wöchentlichen Proteste auf der Straße bekannt geworden. Während der Corona-Pandemie blieben sie aber zuhause – und machten von da aus weiterhin auf ihre Anliegen aufmerksam. Online-Aktivismus habe ihnen geholfen, während der Corona-Krise aktiv zu bleiben. “Wir haben jeden Freitag Fotos mit Plakaten gemacht und hochgeladen”, sagt Maya Winkler von Fridays for Future Berlin. Aber auch ohne Pandemie kann Aktivismus in den sozialen Medien eine gute Ergänzung sein. So ruft Fridays for Future online zu Klimaschutz-Demonstrationen auf. Durch die potentiell endlose Reichweite kann die Bewegung so viele Menschen erreichen, die sich ihnen vielleicht anschließen.
Wo Vorteile sind, sind auch Nachteile
Die Influencerin Kylie Jenner hat im Rahmen des Nahostkonflikts eine israelische Flagge in ihrer Story geteilt – und nach einer Stunde gut eine Millionen Follower*innen verloren, wie unter anderem “Page Six”, die Klatschseite der “New York Post”, berichtet. Die Story war kurz darauf wieder offline. Das wirft die Frage auf, wie ernsthaft Influencer*innen sich online mit wichtigen Themen beschäftigen und wie standhaft sie bleiben, sobald es Gegenwind gibt.
Eine andere Konsequenz von Online-Aktivismus erfuhr das Model Gigi Hadid. Sie erhielt Morddrohungen, nachdem sie auf Instagram teilte, dass es nicht antisemitisch sei, die israelische Regierung zu verurteilen. Das wirft die Frage auf, ob man seine Meinung online bedingungslos frei äußern kann – zumindest ohne Angst vor einem Shitstorm oder Androhung von Gewalt.
Online-Aktivist*innen machen auf viele Themen aus der Welt aufmerksam, ob Kulturelles oder Weltkrisen. Damit nehmen sie Einfluss auf unsere Meinungsbildung, besonders wenn Influencer*innen mit vielen Follower*innen ihre Meinung teilen. Manche Influencer*innen wollen ihre Solidarität zum Ausdruck bringen, indem sie beispielsweise eine Flagge in ihrem Instagram-Profil teilen. Da bleibt die offene Frage: Trend oder Solidarität?
Transparenzhinweis: Mohamad Msuker ist Mitglied der Jungen Union.
Disclaimer: Der Artikel spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin/des Autors wider und nicht die der Projektpartner*innen des Jugendmedienworkshops im Deutschen Bundestag 2023 (Jugendpresse e.V., Bundeszentrale für politische Bildung, Deutscher Bundestag).