Du hast einen eigenen Blog – aber kaum Leser? politikorange- und Spreewild-Redakteurin Selly Häußler war dabei, als Nhi Le hat auf den Jugendmedientagen 2019 erklärte, worauf es beim Bloggen ankommt.
Bloggen war für mich immer wie Tagebuch schreiben. Weil ohnehin niemand meine Einträge liest, habe ich auch nicht gestaltet. Keine Abschnitte gemacht. Keine Fotos. Es ging eigentlich nur darum, mein Gedankenwirrwarr abzuladen. Dass sie im Netz stehen bedeutet, es auch irgendwie „los zu werden“. Ich wollte aber nicht, dass mich jemand mit dem Blog in Verbindung bringt. Persönliches kann schnell peinlich werden.
Inzwischen fühle ich mich aber bereit lesbaren Content zu produzieren. Bei den Jugendmedientagen habe ich gelernt, wie man einen richtigen Blog startet. Was die Bloggerin Nhi Le aus ihren Erfahrungen berichtet, lässt sich in fünf Punkten zusammenfassen:
Wie soll mein Blog heißen
Es klingt banal, aber Nhi Le betont mehrmals, dass wir uns vorher gut überlegen sollten, wie der Blog heißt. Die Überschrift kann man ändern, bei der URL wird es schwieriger. Außerdem heißen die Social Media Kanäle später auch so, damit sich der Name wie ein roter Faden durchzieht. „Mir war mein Name irgendwann peinlich. Deshalb will ich euch das unbedingt mitgeben!“, sagt sie. Wenn dann erst mal eine Leserschaft aufgebaut ist, ist es schwierig einfach einen neuen Blog mit anderem Namen zu starten und diese mitzunehmen. Einige Namen sind schon vergeben. Das also am besten auf allen Plattformen überprüfen, bevor die Entscheidung fällt!
WordPress einrichten
Als Plattform empfiehlt Nhi WordPress.com. Sie zeigt uns, wie wir uns auf der Seite anmelden und empfiehlt den Blog komplett einzurichten, bevor man den Link teilt. WordPress ist eigentlich selbsterklärend. Wichtig ist, dass es in Deutschland eine Impressumspflicht gibt. Hier ist es besser keine eigene Adresse anzugeben, sondern die einer Organisation, über die man erreichbar wäre. Schreibt man beispielsweise schon für ein Medium oder engagiert sich wo, bietet sich das an. Eine Datenschutzerklärung könnt ihr von e-recht24.de kopieren und auf die Seite packen.
Blogeinträge richtig gestalten
Damit die Einträge über Google besser gefunden werden, kommt ein Keyword in die Überschrift, das auch wieder im Teaser auftaucht. Ein großer Textblog ist schwer zu lesen. Deshalb sind Abschnitte sehr wichtig und Zwischenüberschriften. Schlagworte fetten ist auch eine gute Möglichkeit, den Leser bei der Stange zu halten. Auflockern können auch hervorgehobene Zitate, Fotos und Videos. „Selbst wenn man einen Blog zu einem bestimmten Thema hat, Kategorien sind immer gut“, emphiehlt Nhi weiter. „Wenn ich über Backen schreibe, kann ich persönliche Geschichten zum Backen aufschreiben und nicht nur Rezepte. Die bekommen dann eine eigene Kategorie.“
Lest meinen Blog!
„Familie und Freunde werden die ersten sein, die sich für eure Geschichten interessieren“, sagt Nhi. Das heißt viel Teilen über private Social Media Kanäle, auch WhatsApp. Über Social Media kann man sich auch schnell durchs Folgen und Interagieren alternative Communities aufbauen. Gemeinsame Interessen verbinden und so werden auch diese sich für die Blogeinträge interessieren. Nhi findet Twitter als soziales Medium fürs Bloggen besonders wichtig. „Twitter ist wichtig für den Journalismus. Bei Insta kann man Blogeinträge nur über den Verweis Link in Bio teilen. Ein Klick ist deshalb unwahrscheinlicher. Auf Insta folge ich Leuten wegen ihren persönlichen Geschichten und Bildern. Auf Twitter wegen ihren Inhalten.“ Auch Facebookgruppen und Foren sind eine Möglichkeit den Link zu teilen. In Kommentarspalten kommt das dagegen nicht immer gut an. Wer aber allgemein viel kommentiert lockt Leute aufs Profil.
Mit anderen Blogger*innen vernetzen
Viele Blogger sind auf Bloglovin‘. Diese Seite hilft dabei gute Blogs in Erinnerung zu behalten und ihnen zu folgen. Aber auch über andere Social Media Seiten und Offline gibt es Möglichkeiten: „In Leipzig bin ich zu Blogs and Pizza gegangen. Blogger haben sich einfach zum Pizzaessen getroffen und ausgetauscht. Schaut, ob es das in eurer Stadt gibt. Auch wenn die Leute andere Themen haben, das bringt wirklich viel“, sagt Nhi. So kann man sich gegenseitig verlinken, weiterempfehlen und etwas voneinander lernen.
Es werden immer noch nur eine Hand voll Besucher in der Statistik angezeigt? Kein Grund aufzuhören, mein Nhi. „Auch wenn kaum jemand euren Blog liest, schreibt einfach. Ihr habt dann weniger Angst Texte zu schreiben und euch fällt es leicht Dinge prägnant zu formulieren.“ Und wenn plötzlich eine große Leserschaft da ist, nicht zu sehr stressen lassen. Regelmäßig Content produzieren sei zwar gut – aber der Spaß steht beim Bloggen im Vordergrund und geht schnell verloren, wenn Blogger anfangen Erlebnisse nur noch als Blogeintrag zu sehen.
politikorange berichtet gemeinsam mit Spreewild, der Jugendredaktion der Berliner Zeitung, von den Jugendmedientagen 2019. Alle Artikel erscheinen in den kommenden Tagen hier und bei Spreewild.