Wir reden viel über Jugendgerechtigkeit, aber was genau bedeutet das? Und welche Rolle spielt die Politik dabei? Das wollten wir auf der Konferenz „Politik für, mit und von Jugend“ wissen.
Obaid Heimaq, 22, studiert in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften
„Jugendgerecht ist für mich vor allem Gleichberechtigung: wenn mir zugehört wird, ich ernst genommen werde und auch respektiert wird, was ich sage. Ich möchte auch, dass dann etwas geändert wird, wenn wir als junge Generation etwas sagen. Ich bin ein Teil dieses Landes, ich lebe hier und ich spreche nicht nur für mich, sondern vertrete auch Jugendliche, die nicht die Chance hatten, heute hier dabei zu sein. Ich wünsche mir, dass die Politik zulässt, dass wir uns beteiligen und dass uns zugehört wird.“
Sven Hülskötter, 24, aus dem Kreis Steinfurt, hat gerade seine Tischlerausbildung beendet und beginnt im Oktober ein Studium
„Eine jugendgerechte Gesellschaft muss auf allen Ebenen wieder Bezug zur Jugend finden. Bei Kindern und Senioren gibt es bereits Gehör und Unterstützung in allen wichtigen Institutionen – für die Jugend muss dies auch geschehen. Ich wünsche mir, dass die Bundestagsabgeordneten und alle Politiker ihre alten Strukturen durchbrechen und versuchen, neu zu denken. Alle älteren Politiker behalten gern Altbewährtes bei, während Jugendliche gerne eine Diskussion anfangen.“
Celina Ost, 17, Schülerin in Rostock
„Jugendgerecht bedeutet, wenn Jugendliche und Leute aus Politik und Verwaltung miteinander kommunizieren können. Das meint, dass Jugendliche in allen Belangen gefragt werden und ein Mitspracherecht haben. Auch bei meinem Engagement und im direkten Kontakt habe ich gemerkt, dass Politiker sich verändert haben. Die nehmen uns jetzt richtig ernst. Da müssen wir weiter dran arbeiten.“
Lukas Nusser, 17 Jahre, Schüler aus Furtwangen
„Eine Sache ist jugendgerecht, wenn sie sich positiv auf die Lebensverhältnisse von Jugendlichen auswirkt. Das fängt schon damit an, dass eine Kommune ihre Jugendlichen kennen und wissen muss, vor allem wann sie sich angesprochen fühlen und begeistert sind. Doch viele Kommunen kennen ihre jungen Bürger gar nicht und das bringt dann niemand weiter. Um politisch etwas für junge Leute zu bewegen, müssen wir aber alle an einem Strang ziehen.“
Franziska Giffey, Bundesfamilienministerin
„Jugendgerecht heißt für mich, dass man alles aus der Sicht der Jugendlichen denkt. Und der Begriff wandelt sich immer wieder. Heute würde die Jugend etwas anderes erwarten als vielleicht noch vor 20 Jahren. ‚Jugendgerecht‘ heißt also auch, dass wir modern mit der Zeit gehen müssen. Im Zentrum stehen für mich da die drei großen Begriffe Freiheit, Schutz und Selbstwirksamkeit. Jeder junge Mensch braucht Rahmenbedingungen, wo er oder sie sich frei entfalten kann und merkt, dass es einen Unterschied macht, ob er oder sie sich einbringt.“