Samie Blasingame und Dancun Otieno kommen aus unterschiedlichen Welten. Beim Rural Future Lab kreuzen sich ihre Wege. Was sie hier hingebracht hat? Rebecca Kelber hat mit ihnen gesprochen.
Samie Blasingame und Dancun Otieno sind Sitznachbarn im Bus auf der Exkursion am ersten Tag des Rural Future Labs in Vorbereitung auf die G20-Konferenz „EINEWELT ohne Hunger“. Sie sind beide aus dem Ausland nach Berlin gezogen und setzen sich beide mit Landwirtschaft auseinander. Ungefähr da enden ihre Gemeinsamkeiten aber auch schon: Samie kommt aus Kalifornien und hat dort Internationale Beziehungen studiert. Nach ihrem Bachelor ging sie erst einmal nach Spanien, um dort Englisch zu unterrichten und das Leben zu genießen, wie sie sagt. Als US-Bürgerin kann sie problemlos ohne Visum durch Europa reisen. In ihrem Leben hat sich vieles einfach so ergeben, erzählt Samie.
Fern der Farm
Für Dancun Otieno aus Kenia war es nicht so einfach, die Einreiseerlaubnis für Deutschland zu bekommen. Nur durch das renommierte ASA-Programm war es ihm möglich, ein Drei-Monats-Visum für Deutschland zu erhalten. Vor seiner Ausreise hätten ihn viele Bekannte fast misstrauisch gefragt, wie er das denn geschafft habe. Er ist seit zwei Wochen hier, im Land seiner Träume, wie er Deutschland nennt. Er zeigt Berliner Schülerinnen und Schülern bei praktischen Workshops, was mit Gemüse passiert, bevor es eingeschweißt im Supermarkt landet. Dancun hat in Kenia Agrarwissenschaften studiert und besitzt dort eine eigene Farm. Seine Augen leuchten, als er von der Arbeit dort erzählt. Für die drei Monate in Deutschland hat er den Bauernhof in die Obhut einer Vertrauensperson gegeben. Trotzdem ruft er weiterhin regelmäßig an, um sicherzustellen, dass dort alles okay ist.
Wissen statt Hilfspakete
Genau solche Bäuerinnen und Bauern wie Dancun Otieno betreut das Forschungsinstitut, in dem Samie arbeitet, wenn auch nicht in Kenia. Das Institute for Advanced Sustainability Studies kooperiert mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der staatlichen Organisation für Entwicklungszusammenarbeit.
Der Fokus des Instituts liegt dabei auf Nachhaltigkeit. Samie sieht ihre Rolle als Beraterin. Sie möchte Menschen zuhören und ihnen helfen, Lösungen zu finden. Die drängendsten Probleme sind aber sozialer Art, meint sie. Von hungernden Menschen könne man nicht erwarten, dass sie sich mit nachhaltiger Landwirtschaft auseinandersetzen. Trotzdem seien Umweltprobleme schlussendlich mit allem verknüpft.
Money, Money, Money
Armut und Hunger gebe es im ländlichen Kenia viel, meint Dancun. Nur die wenigsten Menschen könnten sich Maschinen leisten, mit denen sie ihre Felder effizient bestellen könnten. Dabei sei dafür gar nicht so viel Technik wie in Deutschland notwendig, denn das Klima sei für Landwirtschaft besser geeignet. Seit er hier sei, überlege er, wie er die Strategien aus Deutschland in seinem Heimatland anwenden könne. Er glaubt, dass gleichberechtigte Partnerschaften zwischen den Ländern des Nordens und des Südens wichtig sind. Menschen aus Kenia mit guten Ideen, aber wenig Geld bräuchten finanzielle Unterstützung.
Und jetzt?
Nach den drei Monaten in Berlin geht es für Dancuns Team von ASA nach Kenia: Auch dort werden sie Workshops für Jugendliche über Landwirtschaft und Nahrungsmittel anbieten. Am Liebsten würde er danach aber für einen Master oder Doktor wieder nach Deutschland kommen. Samie hingegen weiß noch nicht genau, was sie nach ihrem Masterabschluss machen möchte. Eigentlich möchte sie weiter im Bereich von Community Organizing arbeiten und so Menschen zusammenbringen. Große Lust hätte sie aber auch, eine Weile auf einer Insel zu leben, erzählt sie.
Die nächsten Tage des Rural Future Labs werden Samie und Dancun aber erstmal ihre verschiedenen Perspektiven einbringen. Ihre Wünsche an eine bessere Welt ähneln sich vielleicht, ihre Wege bisher nicht. Ein paar Meter gehen sie durch diese Veranstaltung gemeinsam. Ob ihre Visionen deswegen Wirklichkeit werden, bleibt abzuwarten.