VfB eSports: Vereinssport und League of Legends, passt das zusammen?

Der VfB Stuttgart hat Ende Mai ein League of Legends-Team gegründet. Viele Bundesligavereine steigen ins eGaming ein. Geld und Reichweite bringen ihnen große Vorteile und sie lassen die kleineren eSports Vereine hinter sich. Ist das für gut die Szene?

E-Sports wächst über Ländergrenzen hinweg, aber bring er die Menschen wirklich zusammen? Foto: Marco Verch/CCNull

Max „StormFury“ Schaller ist League of Legends-Urgestein. Zwölf Teams in der Prime League, der offiziellen deutschen League of Legends (LoL) -Liga, hat er bereits als Support und Coach unterstützt. Schaller hat viele Male um Titel gespielt und einige Male gewonnen. Anfang 2024 stand Schaller vor der Frage, wie es weitergehen sollte. NNO, sein letztes Team, hatte im September 2023 die Relegation gewonnen, blieb also in der ersten Liga. Trotz des Erfolges als Coach wollte Schaller seinen eigenen Weg gehen. Er suchte sich vier Mitstreiter: Top Lane, Jungle, Midlane und ADC. Das sind verschiedene Rollen im Spiel. Ihr Ziel: einem Fußballverein den eSport näherbringen. Ein Verein war sofort bereit, das neue Team aufzunehmen – der VfB Stuttgart.

„Als mich der VfB angesprochen hat, habe ich sofort gesagt: Das nehme ich, besser wird es nicht“, erklärt Schaller lächelnd. Daraufhin gründete der VfB ein professionelles Team und startete in die Prime League. Das alles war im Juni 2024.

Heute steht der VfB vor vielen Hindernissen. Er ist in der vierten Liga. Um oben mitzuspielen, ist es noch ein weiter Weg. Außerdem ist VfB eSports bei vielen League of Legends-Fan noch nicht bekannt. Die Twitch-Viewerzahlen halten sich in Grenzen. Viewer bedeuten Sponsoren, Sponsoren bedeuten Geld. Die beste Lösung gegen eine geringe Reichweite ist Erfolg im Spiel. Doch der bleibt gerade aus, denn der Verein scheiterte im August 2024 am Aufstiegskampf gegen Münster eSport. Das LoL-Team bleibt also noch in der vierten Division. Eine Teilnahme bei der LEC – der LoL Europa-Superliga – will der VfB bei zukünftigen Erfolgen nicht ausschließen. Doch diese scheint in Anbetracht der letzten Niederlagen weit entfernt.

Vereine und eSport – passt das zusammen?

Viele große Vereine versuchen sich gerade am eSport. So hat sich beispielsweise die gesamte Bundesliga selbst verpflichtet, in die FIFA „virtual Bundesliga“ einzusteigen. Diesen Vereinen stehen Geldmittel, Netzwerke und Personal zur Verfügung, die kleine eSports-Vereine nicht bereitstellen können. Sie können sich in die Szene einkaufen und lassen kleinere, bereits etablierte Vereine hinter sich zurück. Bleibt die Frage: Ist es gut für die eSports Szene, dass große Vereine eigene Teams gründen? Passen eSports und Traditionsvereine zusammen?

„Definitiv“, antwortet Christopher Flato, Vorstandsmitglied des eSport-Bunds Deutschland (ESBD). „Das sportliche Vereinsrückgrad, das wir in Deutschland haben, ist einzigartig. Es ist eine Umgebung, in der Jugendliche und junge Erwachsene viel über Fair Play, Teamkommunikation und kompetitiven Geist lernen können.“ Diese Werte, erklärt Flato, bringen Vereine mit ihrem Einstieg in den eSport mit. Daraus würden sich Synergiemöglichkeiten ergeben, aus denen Sport und eSport voneinander profitieren würden.

Laut Flato erreichen „traditionelle Vereine“ über eSport auch besser junge Menschen, denn eSports spielen eine wichtige Rolle im Leben vieler Jugendlicher. Langfristig gewinnen also sowohl Vereine als auch der eSport und mehr junge Menschen, die an Werte herangeführt werden. Und es gibt noch weitere positive Aspekte, meint Flato. Der ESBD kümmert sich nicht nur um E-Leistungssport, sondern besonders auch um E-Breitensport.

Wenn es nach dem ESBD gehen würde, gäbe es bald also nicht nur eine Kreisliga im Fußball, sondern auch in Dota 2, Valorant oder Counterstrike. Auch hier, erklärt Flato, könnte die Zusammenarbeit von eSport und „Traditionsvereinen“ helfen. „Der Einstieg von Traditionsvereinen in den eSport hat eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Wenn sich die Sportvereine für eSports öffnen, wird das Thema in die Gesellschaft getragen und normalisiert.“

VfB und ESBD – eine vielversprechende Zusammenarbeit

Dies sieht auch der VfB so. League of Legends eSport stößt im Verein bei der Gründung des neuen Teams im Mai auf großes Interesse. „Wir hatten viel Unterstützung von der Management-Seite aus“, erklärt Christian Ruf, Director Digital und Innovation beim VfB. League of Legends war vielen Mitarbeitenden zwar kein Begriff, doch viele wollten etwas darüber lernen. Kurzerhand wurde das neue LoL-Team eingeladen, mehrere Computer bereitgestellt und LoL gespielt. Schaller, der als Coach den VfB-Mitarbeitenden League of Legends erklären durfte, berichtet von einem sehr schönen Nachmittag.

Trotz des verpassten Aufstiegs in die dritte Division will der VfB Stuttgart sich im ESBD engagieren. Eine Mitgliedschaft beim ESBD ist für eSports Vereine nicht verpflichtend, eine Zusammenarbeit zwischen VfB und ESBD kann jedoch eine echte Chance sein. Durch ein solches Engagement wird eSports in die Gesellschaft getragen und normalisiert.


Dieser Artikel ist im Rahmen der offenen Redaktion entstanden. Bei Fragen, Anregungen, Kritik und wenn ihr selbst mitmachen mögt, schreibt uns eine Mail an redaktion@jugendpresse.de 

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