Eine Welt ohne digitale Medien? Ist das überhaupt möglich? Wenn ich auf die Straße gehen und Leute nach ihrer Meinung zu diesem Thema fragen würde, so würde sich die überwältigende Mehrheit eindeutig auf die „Nein!“-Seite stellen.
Ich selbst bin 16 Jahre alt, habe natürlich auch ein Smartphone, bewege mich viel im Internet, schaue YouTube-Videos, besorge mir neue Musik – kurzum, auch ich würde mich zu den „Nein!“-Rufern gesellen. Und dennoch stelle ich immer wieder fest, dass sich mein Nutzungsverhalten dieses „Zusatzangebotes“, wie ich es hier mal bezeichnen will, doch elementar von dem meiner Freunde, Klassenkameraden oder Bekannten unterscheidet.
Anfang des Jahres entschied ich mich dazu, meinen WhatsApp-Account zu löschen. Das hatte keine schwerwiegenden Gründe. Vielmehr war ich von Lappalien wie der immer wieder erfolgten kurzfristigen Terminabsage, den häufigen Missverständnissen oder auch der ausschließlichen Kommunikation über dieses „Behelfsmittel“ genervt.
Einige Tage später bekam ich als Konsequenz daraus ein eigenes Telefon in mein Zimmer – und siehe da, plötzlich klingelte jenes Sturm, ich führte teils längere Gespräche mit Bekannten, von denen ich schon lange Zeit nichts mehr gehört hatte, Probleme mit Schulstoff konnten auf einmal per kurzem, direktem Wortwechsel geklärt werden, statt gefühlte Ewigkeiten mühsam Formeln der Mathematik in das Smartphone einzutippen. Ich war wirklich mehr als begeistert von der Reaktion meiner Freunde und Bekannten auf meinen WhatsApp-Boykott.
Ich lese noch echte Bücher
Nicht boykottieren tue ich in diesem Sinne, leider im Gegensatz zu den meisten meiner Altersgenossen, das Lesen „echter Bücher“ und gedruckter Zeitschriften. Ja, tatsächlich: Es gibt sie noch, die Lesemittel aus Papier, gleichbedeutend mit einem unfassbar echten „Feeling“, wie der Neudeutsche zu sagen pflegt. Leider zerstören wir selbst diese Echtheit, in dem wir uns immer mehr von dieser Art der Unterhaltung abwenden. Zeitungen erhöhen ständig ihre Preise, haben mit roten Zahlen zu kämpfen.
Da lobe man diejenigen, die bereit sind, für die Unterhaltung und Fortbildung durch Zeitschriften Geld zu bezahlen, die das Gefühl der Zeitschrift in der Hand wertschätzen. Ein Hoch auf die Boykotteure!
Wer beklagt sich denn darüber, dass Musik Geld kostet? Eine andere Form der Unterhaltung, schon seit langer Zeit digital, dennoch wird auch Musik nirgends kostenlos zur Verfügung gestellt. Vor wenigen Jahrzehnten war es normal, jeden Morgen die Tageszeitung zu kaufen, vielleicht noch eine Illustrierte für den Nachmittag, das könnte es auch wieder werden. Ich sage nochmal „Nein!“ – zu dieser Entwicklung, die die Kultur der Schriftwerke auf echtem Papier zerstört!
Was der Autor zuletzt gepostet hat und welche digitalen Trends er im Journalismus beobachtet, könnt ihr auf hier auf mitmischen.de nachlesen.