Pressefreiheit auch in Deutschland ein Thema

Wie bewerten Medienmachende sowie Satirikerinnen und Satiriker die Pressefreiheit in Deutschland? Das wollten Samira El Hattab und Jan Hendrik Blanke wissen – allerdings sollten die Befragten dies in Gestik und Mimik ausdrücken.

Josefa Rachendorfer und Kai Schmitzer erklären mit Mimik und Gestik ihre Meinung. Foto: Jugendpresse Deutschland/Jan Hendrik Blanke

 

Die Schultern werden hochgezogen, die Hände mit einer vagen Geste geschüttelt, die Mundwinkel gehen kritisch nach oben. Wie steht es um die Pressefreiheit in Deutschland? Diese Frage sollten Journalisten und Journalistinnen bei den Jugendmedientagen vor der Kamera beantworten – allerdings ohne Worte.

Oliver Trenkamp, Textchef bei Spiegel Online, verzieht das Gesicht nachdenklich, bevor er mit der rechten Hand eine vage Bewegung macht. Er überlegt noch einen Moment und entscheidet sich dann für einen nach oben gestreckten Daumen für die Pressefreiheit. „Verglichen mit Ländern wie etwa der Türkei, haben wir hier in Deutschland wirklich Glück“, sagt der Journalist. Trotzdem, wirklich eindeutig ist Trenkamps Gestik nicht.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit, die jährlich von „Reporter ohne Grenzen“ herausgegeben wird, landete Deutschland jüngst auf Platz 15. Die internationale Organisation kritisiert Anfeindungen und Gewalt gegen Journalisten. Gemma Pörzgen, Mitbegründerin von „Reporter ohne Grenzen“ in Deutschland, unterstreicht dies. Sie fordert mehr Polizeischutz für Presse bei schwierigen Arbeitsbedingungen, zum Beispiel während Großdemonstrationen. Neben den direkten Angriffen sei strukturell Informationszurückhaltung durch Behörden und öffentliche Institutionen ein Problem, sagt sie.

Getroffener Nerv

Auch „Zeit Campus“-Redakteurin Josefa Rachendorfer und die Grafikerin Kai Schmitzer heben vage ihre Hände und schütteln sie. Einen Daumen nach oben geben sie der Pressefreiheit in Deutschland nicht. Pressefreiheit – so lala? In diesen Tenor stimmen auch Kai Gniffke, Chefredakteur bei ARD-aktuell, und der Hörfunk- und Fernsehmoderator Philipp Walulis ein.

Die freie Journalistin Tabea Grzeszyk geht noch weiter und formt mit ihren Händen einen Januskopf. Die griechische Gottheit mit zwei Gesichtern, die in unterschiedliche Richtungen schauen, steht für Zwiespältigkeit. Tabea Grzeszyk ist Mitbegründerin von hostwriter.org, das ist ein internationales Recherchenetzwerk.

Pressefreiheit bietet immer Gesprächsstoff

Warum so mehrdeutig? Was ist los in Deutschland in Sachen Pressefreiheit? Eine richtige Antwort können die Profis auch nicht geben. Am Format „Interview ohne Worte“ liegt es nicht: Oliver Trenkamp atmet lautstark aus, als er die Frage hört. Es scheint eher die allgemeine Unsicherheit zu sein, die momentan in ganz Deutschland zu spüren ist. Eines ist dabei sicher: Ein Thema ist Pressefreiheit in Deutschland auf jeden Fall. Auch auf den Jugendmedientagen 2018 wird immer wieder leidenschaftlich und besorgt über die Freiheit der Presse diskutiert. Damit haben die Organisatoren offenbar einen Nerv getroffen.

Drei Tage beschäftigten sich die Nachwuchsjournalisten und -journalistinnen unter dem Motto „Bewegt(e) Grenzen“ mit dem Thema. „Gerade angesichts der aktuellen Entwicklung von Fake News oder Lügenpresse-Vorwürfen ist es für einen Medienverband wichtig, sich mit Pressefreiheit zu beschäftigen“, sagt Julian Kugoth, geschäftsführender Vorstand der Jugendpresse Deutschland. „Es wäre seltsam gewesen, hätten wir uns dieses Jahr nicht mit dem Thema beschäftigt“, betont er.

 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Yalla Media Akademie, eine Kooperation zwischen der Jugendpresse Deutschland und dem Verein Eed be Eed (“Hand in Hand”) aus Berlin. Der Text erschien zuerst in der Printausgabe des Weser-Kuriers.

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